Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
leise.
„Nein.“ Sie nahm einen tiefen Atemzug und schob ihre Verwirrung erst einmal beiseite. „Du musst dich nicht für etwas entschuldigen, für das du nichts kannst. Ich verstehe …“ Sie sah ihn wieder mit seinem Sohn, wie er ihn durch die Luft wirbelte, voll reiner, ungetrübter Freude. Noch vor einem Monat hätte sie nicht geglaubt, dass Rule ein guter Vater wäre. „Ich fühle mit dir.“ Die Worte, die sie so oft zu den Hinterbliebenen von Opfern gesagt hatte, schienen ihr angemessen.
„Ich hatte genug Zeit, mich daran zu gewöhnen. Aber für dich ist es ein Schlag. Ich weiß nicht einmal, ob du Kinder haben willst.“
Auch sie wusste es nicht. „Bisher ist noch kein geeigneter Vater am Horizont aufgetaucht, also …“, sie zuckte mit der Schulter, „… habe ich nicht weiter darüber nachgedacht.“ Und jetzt wusste sie nicht, was sie wollte.
„Du kannst immer noch Kinder haben, wenn du dich dafür entscheidest.“
Ihr Mund wurde schmal. „Von jemand anderem, meinst du.“
„Ich weiß, dass du so erzogen wurdest, dass du denkst, es wäre falsch. Meine Erziehung sagt mir, dass es falsch wäre, dir ein elementares Glück wie Kinder vorzuenthalten, nur weil ich dich nicht mit jemandem teilen will.“
„Es ist mehr als nur Erziehung.“ Sie wusste nicht, wie sie ihm erklären sollte, warum Treue wichtig war, wenn sie solch unterschiedlicher Meinung waren. Und … Oh Gott. Sie erstarrte.
Das fällt in die Zuständigkeit der Rhej . Das hatte er gesagt, als sie von seinem Geheimnis gesprochen hatten. Aber das Geheimnis betraf nicht die Lupi … nicht, wenn es nicht auch für die anderen galt.
Sie waren nicht ganz steril. Das war offensichtlich. Aber vielleicht schadete die Magie, die sie auf so wunderbare Weise heilte, ihrer Fruchtbarkeit. Vielleicht war das der Grund, warum die Lupi Sex und Verführung zu einer Art Kunst erhoben hatten, warum sie Eifersucht als unmoralisch ansahen. Sie würden aussterben, wenn sie nicht jede Chance nutzten, Nachwuchs zu bekommen.
Rules Gesicht verriet nichts. Und dieses Mal würde sie ihn auch nicht fragen. Er hatte ihr schon zu viel gesagt und damit sicher irgendein Gesetz gebrochen oder eine Regel verletzt. Sie würde warten, bis er von selber darüber sprach.
Irgendwann. Dass sie todmüde war, machte es leichter. Sie setzte sich auf ihre Bettseite. „Cullen ist wohl mit seinem kleinen Zauber fertig.“
„Ja. Die Wirkung wird in ungefähr zehn Stunden nachlassen, oder wenn die Wohnungstür geöffnet wird.“
„Komisch.“
Er reichte ihr ein Kopfkissen und sagte nichts, als er sah, dass sie nicht wie gewöhnlich nackt schlief. Doch das tat sie nicht seinetwegen. Vielleicht waren die Bösen nicht so schnell bereit zu einem zweiten Angriff. Vielleicht funktionierte Cullens Zauber, und vielleicht war der Dämon zurück in die Hölle oder nach Dis, oder wie der Ort hieß, gegangen.
Aber vielleicht auch nicht. Und wenn sie schon die Bösen bekämpfen musste, ob menschliche oder nichtmenschliche, dann wollte sie es wenigstens nicht nackt tun. Sie löschte das Licht und legte sich hin … und hörte ihn seufzen, als er die Arme um sie schlang.
Es war ein Seufzer der Erleichterung. Er war sich nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt das Bett mit ihm teilen würde. Selbst wenn es nur zum Schlafen sein würde, da sie viel zu erschöpft war.
Es war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, sich nicht zu ihm zu legen. Sie hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, und war zu müde, um darüber nachzudenken. Die Schwerkraft legte sich auf ihren Körper und drückte alle Gedanken und Sorgen aus ihm hinaus, sodass sie wohlig entspannt dalag.
Sie gähnte herzhaft. Rule zog die Decke hoch, als er sich auf die Seite drehte und sich hinter sie legte. Automatisch kuschelte sie sich an ihn. Es fühlte sich gut und richtig an, trotz allem, was sie an diesem Abend erfahren hatte.
Und trotz allem, was sie nicht erfahren hatte. Sie hatte noch so viele Fragen …
Etwas landete schwer auf dem Fußende und drängte sich dann an ihren Fuß. Sie spürte Harrys Schnurren, ein lautloses Rollen, genauso beruhigend wie der Männerarm um ihre Taille. Ihr fielen gerade die Augen zu, als sie noch einmal gähnen musste.
Unwillkürlich entschlüpfte ihr doch noch eine Frage. „Was hast du für eine Musik gehört, als du jung warst?“
„Hmmm?“ Er klang schläfrig.
„Als du jung warst, was hast du für eine Musik gehört?“
„Oh. Bach, Beethoven, Tschaikowsky. Vor allem
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