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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Streichkonzerte. Und Jazz.“
    Jesses! Konnte er nicht ein Mal das tun, was man von ihm erwartete? Lily gab auf und schlief ein.

 
    9
    Von Zeit zu Zeit brüllte die Menge – ein vielkehliges Tier, das ohne Unterlass grollte. Tief unter ihnen waren die Ballspieler in ihren weißen Trikots deutlich vor dem lichtüberfluteten Rasen zu erkennen.
    Dort unten sah alles so sauber und ordentlich aus. Aber sie war hier oben, mitten in der entfesselten Menge. Und sie war in Gefahr.
    Lilys Herz hämmerte ununterbrochen. Sie rannte zwischen den großen Erwachsenen hin und her, auf der Suche nach ihrer Mutter. Sie hatte sie verloren, als sie nach ihrer Großmutter Ausschau gehalten hatte.
    Ihre Mutter würde schrecklich wütend sein. Lilys Magen zog sich ängstlich zusammen. Lauf nicht weg , sagte sie immer. Rede nicht mit Fremden, quengle nicht, sitz still und sei ein braves Mädchen, und lauf nicht weg .
    Es war sehr, sehr langweilig, ein braves Mädchen zu sein. Aber vielleicht doch besser, als verloren zu gehen.
    Das Tier brüllte wieder, und hier und da sprang einer auf. Popcorn flog, Fäuste wurden geschwungen, und Lautsprecher hämmerten blecherne Musik über die Zuschauer. Lily schluckte und versuchte, sich an einem extrem dicken Mann vorbeizudrängen, der nach Bourbon stank. Lily hasste den Geruch von Bourbon. Er erinnerte sie an Onkel Chen, wenn er böse wurde und anfing zu schreien. Meistens schrie er seine Söhne an, nicht sie, aber trotzdem hasste sie ihn dann.
    Ihre Mutter hatte noch nicht gemerkt, dass ihre Großmutter verschwunden war. Lily hatte versucht, es ihr zu sagen, aber sie hatte nicht zugehört. Sie hörte nie zu. Deswegen lag es jetzt an Lily, die Großmutter zu finden.
    Irgendwo musste sie ja sein. Ihretwegen gingen sie zu diesen blöden Ballspielen. Ihre Großmutter mochte sie. Also musste sie hier sein. Lily musste sie nur noch finden, und alles wäre wieder gut.
    Vielleicht hatte das Tier sie verschlungen. Die Großmutter war nicht sehr groß. Nicht so klein wie Lily, aber auch nicht so groß wie die anderen Erwachsenen.
    Nein, sagte sich Lily. Das war ein dummer Gedanke. Nichts und niemand konnte die Großmutter fressen. Wenn das Tier es versuchen würde, dann würde sie ihm einfach befehlen, sie in Ruhe zu lassen. Und das Tier würde gehorchen. Die Großmutter war vielleicht klein, aber nur klein von Wuchs. Eigentlich war sie nämlich sehr groß.
    Genauso wie ihr Geheimnis. Darüber sollten sie eigentlich nicht sprechen, auch nicht untereinander. Es war nicht dasselbe Geheimnis, das Lily hatte, auch wenn sie beide mit Magie zu tun hatten. Die Leute mochten keine Magie, und deswegen hatten brave Mädchen auch nichts damit zu tun. Und wenn sie nichts dagegen tun konnten, so wie Lily, wenn sie etwas berührte, an dem Magie haftete, dann war es besser, nicht darüber zu reden.
    Lily schniefte. Erwachsene hatten immer so blöde Regeln. Vor allem ihre Mutter. Ihre Mutter war vollgestopft mit Regeln, und die meisten waren dumm. Gerade jetzt wünschte Lily, sie hätte einen tollen Zauber, der alle anderen verschwinden ließ, damit sie ihre Großmutter wiederfand.
    Sie spürte Unbehagen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Diese ganze Szene war falsch. Warum dachte sie an Erwachsene, als wäre sie noch ein kleines Mädchen? Sie war …
    Plötzlich begann das Tier näher auf sie zuzurücken, als sei sie ein Splitter, den es aus seinem Leib herauspressen wollte. Das Atmen wurde ihr schwer. Lily stieß mit aller Kraft gegen diese Beine und den großen, erdrückenden Körper. Sie schaffte es, sich zu befreien, wie eine zarte kleine Traube, die man aus ihrer Haut drückt.
    Keuchend stand sie still und sah sich nach ihrer Großmutter um. Oder ihrer Mutter. Irgendjemandem, der ihr …
    „Brauchst du Hilfe, kleines Mädchen?“ Eine Hand legte sich von hinten auf Lilys Schulter, und sie zuckte zusammen. Die Stimme erschreckte sie, obwohl das, was sie sagte, freundlich war. Sie war hoch und süß und kalt … so kalt … „Hast du dich verlaufen?“
    Die Hand packte fester zu. Sie tat ihr weh. Lily schrie auf und versuchte, sich loszureißen, aber noch eine Hand griff nach ihr und drehte sie langsam herum. Lily wehrte sich. Sie wollte nicht sehen, wollte nicht …
    Dieses Gesicht – dieses lächelnde, hübsche Frauengesicht, umrahmt von weichem blondem Haar, und diese Augen, leer wie die einer Puppe –, Lily kannte dieses Gesicht. Diese Augen. „Nein!“, schrie sie. „Nein. Du bist tot. Das weiß ich. Ich habe

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