Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Magie in ihnen war zu wild; ihre Fruchtbarkeit wurde dadurch eingeschränkt. Trotzdem hatte der Clan überlebt – irgendwie. Und genauso ungewöhnlich war ihre starke Integrität. Sie wurden ihrem du gerecht.
Etorri. Das waren auch die vor Stolz blinden, selbstgerechten Dummköpfe, die Cullen aus ihren Reihen verbannt hatten, weil er ein Zauberer war, und ihn zu einem Leben als Außenseiter verdammt hatten – falls er überlebte. Denn die meisten Clanlosen begingen Selbstmord oder wurden wahnsinnig.
Aus irgendeinem Grund hatte Cullen weder das eine noch das andere getan. Sein Leben als einsamer Wolf hatte vor drei Wochen ein Ende gefunden, als der Clan der Nokolai ihn mit Blut, Erde und Feuer aufgenommen hatte. Während Rule eher gemischte Gefühle gegenüber den Etorri hegte, waren Cullens von seiner jeweiligen Laune abhängig. „Wen haben sie geschickt?“, fragte er vorsichtig.
„Tja, wen wohl.“ Cullens Mund zuckte. Beinahe hätte man es für ein Lächeln halten können. „Meinen lieben Vetter. Oh, guck nicht so argwöhnisch. Mich brauchst du nicht mit Samthandschuhen anzufassen.“ Cullen zog den Reißverschluss seiner Hose hoch und öffnete die Tür, ohne sich vorher ein Hemd anzuziehen. Da er nach einem Auftritt sogar Hosen für nicht zwingend notwendig hielt, war das nicht überraschend. „Ich werde es überleben, Stephen wiederzusehen. Und er ist zu rein, um durch den Kontakt mit uns niederen Geschöpfen Schaden zu nehmen.“
„Wie gut, dass du nicht verbittert bist.“
Cullen gab ein kurzes bellendes Lachen von sich.
Rule war froh, dem Umkleideraum, der eher eine Besenkammer war, endlich entkommen zu können. Der enge, düstere Flur, den sie jetzt betraten, war allerdings auch nicht viel angenehmer. An seinem Ende lag das Loch, das Max sein Büro nannte. Sie gingen jedoch in die andere Richtung, dem Geruch und dem Lärm des Clubtreibens entgegen.
Der höhlenartige Raum erstreckte sich über den Keller und den ersten Stock des Gebäudes. Die hohe Decke verlor sich in der Dunkelheit. Die Einrichtung war Max’ ganzer Stolz. Er hatte sich bei jedem ihm bekannten Klischee über die Hölle bedient und eine dreidimensionale Karikatur der Unterwelt geschaffen – komplett mit Steinwänden, falschem Feuer und einem Geruch, von dem er hartnäckig behauptete, es sei Schwefel.
Natürlich waren die meisten Gäste Menschen. Die Lupi, die den Club frequentierten, zogen Leute an, die den besonderen Kick suchten. Oder auch etwas anderes. Einige Frauen bemühten sich um Rules Aufmerksamkeit – und nicht alle von ihnen kannte er. Viele von ihnen versuchten, sich Cullen in den Weg zu stellen.
Sein Auftritt an diesem Abend musste überzeugend gewesen sein. Die beiden schafften es mit einem Lächeln, einem Gruß, einem Nicken, sich unbehelligt zwischen den Tischen hindurchzuschlängeln. Dabei hielten sie Ausschau nach denen, die zu den Ihren gehörten.
Dort, an der Bar. Rule schnappte den Blick des Mannes auf und nickte knapp. Das beobachtete am anderen Ende des Raumes ein weiterer Mann, gab der Frau, die neben ihm saß, einen Kuss und erhob sich. An einem anderen Tisch enttäuschten zwei Männer ihre Begleiterinnen anscheinend maßlos, als sie sich plötzlich verabschiedeten. Überall im Raum begannen Männer, die sich vor allem in ihrer beeindruckenden Physis glichen, sich in den hinteren Teil des Raumes zu begeben – immer einer oder zwei zusammen. Dort führte eine Wendeltreppe zu einer verborgenen Dachwohnung hinauf.
Rule und Cullen erreichten die Treppe als Erste. Rule ging vor, und Cullen folgte ihm.
„Hattest du Schwierigkeiten, wegzukommen?“, fragte Cullen.
„Nein.“ Er war nicht gezwungen gewesen, zu lügen. Er hatte ihr nicht die Wahrheit gesagt, aber auch nicht direkt gelogen.
„Auch wenn der Auffindezauber nicht wirkt – möglicherweise funktioniert er ja jetzt wieder –, hat Benedict immer noch den Panikknopf, nicht wahr?“
„Ja.“
„Meine Güte, sind wir aber auf einmal einsilbig! Ich nehme an, dein schlechtes Gewissen quält dich. Ist ’ne schlechte Angewohnheit, so ein Schuldgefühl.“
„Halt den Mund, Cullen.“
„Schon gut. Du nimmst das zu wichtig. Lily ist vernünftig. Zuerst wird sie sauer sein, aber wenn sie darüber nachdenkt …“
„Reden wir von derselben Frau?“, wollte Rule wissen. „Die, die keine Bodyguards will, sodass du einen ganz neuen Zauber erfinden musstest, damit ich weiß, ob sie in Sicherheit ist? Die Frau, die ich nur mit einem Trick dazu
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