Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
dass die meisten von ihnen erst gekommen waren, als die Etorri zugesagt hatten. Sie waren hier – das war alles, was jetzt zählte.
Als alle sich gesetzt hatten, löschte Cullen seine Kerze und setzte sich ein wenig abseits an die Wand. Er war dafür verantwortlich, den Zirkel vor Störungen, sowohl physischen als auch magischen, zu schützen. Sie hatte nicht die Macht, sie zu belauschen, aber Sie konnte Stellvertreter schicken.
Rule war verantwortlich für das, was in dem Kreis passierte, und das war keine leichte Aufgabe. Er begann, indem er schwieg und ihnen allen Zeit gab, die innere Ruhe zu erlangen, die eine unentbehrliche Voraussetzung für ihr Treffen war.
Da die Männer vor den brennenden Kerzen saßen, blieben ihre Gesichter im Schatten. Die Luft war erfüllt vom Duft des Wachses; Musik und Stimmen wehten leise von unten herauf. Und unter dem Geruch der Kerzen und dem der Anwesenden nahm Rule mehr als einen Hauch von seru wahr.
Lu Nuncios waren per Definition dominant. Es war heikel, sie alle zusammen in einen Friedenszirkel zusammenzusperren und sie dazu zu bringen, zuzuhören und aufeinander zuzugehen. Offene Gewalt war verboten, genauso wie Herausforderungen zu einem späteren Kampf. Aber jeder Einzelne von ihnen würde instinktiv versuchen, die anderen zu dominieren.
Er war da keine Ausnahme. Cullen hatte recht. Es würde ein interessantes Treffen werden. „ In pace convenio “, sagte er förmlich. „Lasst uns beginnen.“
„Dann fang mal gleich mit einer Erklärung an“, sagte Rikard. „Warum spielt der“, er nickte in Cullens Richtung, „den Torwächter?“
Rikard war der Älteste von ihnen, aber das Alter hatte ihn nicht reifer werden lassen. Er hatte ein hitziges Temperament und neigte dazu, das zu laut auszusprechen, was andere aus Vorsicht oder Höflichkeit lieber ungesagt ließen. „Weil die Rhej der Nokolai das Clangut nicht verlässt. Weil Cullen die notwendigen Fähigkeiten hat. Und weil ich ihn dazu bestimmt habe.“
Einer der nonheris murmelte etwas, das Rule bewusst überhörte. Rikard schnaubte. „Ganz offensichtlich hast du ihn bestimmt. Aber …“
Stephen Andros unterbrach ihn. „Wir verlieren nur Zeit, wenn wir etwas diskutieren, das wir bereits akzeptiert haben, als wir uns in den Zirkel setzten. Die Nokolai haben den Zirkel zusammengerufen. Dann haben die Nokolai auch das Recht, den Torwächter zu bestimmen.“
Rule dankte ihm nicht. Das wäre eine Beleidigung gewesen, denn damit hätte er zu verstehen gegeben, dass Stephen ihn, einen Rangniederen, unterstützte. Aber er sah den Thronfolger der Etorri einen Moment beifällig an. Stephen Andros war gebaut wie ein Fullback, aber er hatte die jenseitigen Augen eines Mönchs, eines Weisen … oder eines Zauberers.
Rule hatte sich schon oft gefragt, ob es dieser Schatten der Andersartigkeit in Cullens Erbe war, der das Unmögliche möglich gemacht hatte. Nie zuvor hatte es einen Zauberer unter den Lupi gegeben; ihre angeborene Magie, so sagte man, unterdrücke jede andere Art von magischer Energie. Er hatte nie danach gefragt, und Cullen sprach nicht über seine Zeit als Etorri.
„Ich würde gern mehr darüber wissen, warum ich hier bin.“ Es war der dunkle, dünne und sehr hochgewachsene Ito Tsegaye von den Mendoyos, der nun das Wort ergriffen hatte. Sein starker Akzent hatte die Melodie einer fernen, fremden Sprache. Die Mendoyo hatten jahrhundertelang ohne Kontakt zu den anderen Clans gelebt, als Afrika noch von der europäischen Welt abgeschnitten war. Nicht nur ihr Akzent war Rule fremd.
„Ihr seid hier, um aus erster Hand Informationen zu bekommen, die für eure Clans von großer Wichtigkeit sind. Und ich hoffe, dass einige von euch hier erschienen sind, um sich unserem Kampf gegen Sie anzuschließen. Irgendetwas hat sich verändert, und die Welten sind nicht mehr so weit voneinander entfernt wie vorher. Sie ist, wie schon zuvor, in der Lage, unsere Welt zu erreichen. Und Sie hat die Absicht, uns zu zerstören.“
Randall von Leidolf lächelte. „Ich bezweifele nicht, dass Sie uns zerstören würde, wenn Sie könnte. Aber was den Rest angeht … dafür haben wir lediglich dein Wort.“
Rule sah ihn mit undurchdringlichem Blick an. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht sein seru auf die Beleidigung reagieren zu lassen. „Ja, ihr habt mein Wort. Ihr alle habt gehört, was passiert ist – wie Ihre Gefolgschaft besiegt wurde und Ihr Stab verschwand. Aber einige von euch haben es
Weitere Kostenlose Bücher