Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
„Lily, selbst der Rho hat Bodyguards. Das setzt ihn nicht herab.“
„Der Rho wird nicht gegen seinen Willen von Bodyguards bewacht. Ich wurde nicht einmal gefragt.“
„Aber du bist nicht dumm, und deswegen wirst du es akzeptieren. Außerdem brauchst du jemanden, der dich nach Hause fährt. Warum sollte das nicht Benedict übernehmen? Er ist nun einmal hier.“
„Weil du es so arrangiert hast. Ohne mich um meine Einwilligung zu bitten.“
Sie hörte Stimmen im Flur – der Barkeeper, der sich darüber beschwerte, dass man ihm seinen freien Abend verdorben hatte, und einer der Agenten, der versuchte, ihn zu beschwichtigen.
„Du warst beschäftigt. Ich habe mir die Freiheit genommen, Benedicts Nummer als Kurzwahl auf deinem Handy zu speichern – ich glaube, es ist die Zwölf. Er hält sich bereit. Sag ihm einfach Bescheid, wenn du gehen willst.“
Was bedeutete, dass er das Ganze bereits vor Stunden geplant hatte, als sie ihm ihr Telefon gegeben hatte, um Cullen anzurufen. Um sie dann im letzten Moment damit zu überfallen. „Mist, ich muss gehen. Aber darüber sprechen wir noch.“
Er lächelte. „Natürlich. Bis später, nadia .“
14
Um acht Uhr am Samstagabend war der Club Hell immer brechend voll und laut. Rule spürte die Vibration der Musik unter seinen Fußsohlen, sogar hier hinten in dem kleinen Kabuff, das Cullen als Umkleidekabine nutzte. Er fragte sich, wie die menschlichen Gäste sich bei diesem Lärm unterhalten konnten.
Aber schließlich war das einer der Gründe, warum er den Club Hell für den Zirkel ausgewählt hatte. Sie brauchten für ihr Treffen einen neutralen Ort, und über die Jahre war das Hell genau das Richtige auch für weniger formelle Treffen als das heutige gewesen. Niemand konnte sie hier belauschen. Nicht physisch jedenfalls. „Max sagte, die anderen seien bereits eingetroffen.“
„Ich habe einige von ihnen schon gesehen.“ Cullen wischte sich das Gesicht mit einem Handtuch ab. Er war verschwitzt und so nackt, wie das Gesetz es gerade noch erlaubte. Eben hatte er seinen Auftritt beendet. „Auch den Leidolf.“
Der Name versetzte Rule einen Schock. Von ihm hatte der verdammte Max nichts gesagt. „Wen haben sie geschickt?“
„Den lieben Randy.“
Randall Frey, der Lu Nuncio des anderen Clans. Rules Gegenstück. Das war gut, ein Zeichen, dass sie das Ganze ernst nahmen. Aber er würde den Mann im Auge behalten.
„Ich würde nicht allzu viel Hoffnung in die Tatsache setzen, dass der Leidolf teilnimmt.“ Cullen warf das Handtuch in ein Regal, das ihm als Toilettentisch diente. „Sie wollen herausfinden, was du vorhast; das ist alles.“
Die Leidolf und Nokolai hatten eine lange und unglückliche gemeinsame Geschichte. Erst kürzlich war es zu einem Angriff auf Rules Vater gekommen, bei dem dieser schwer verletzt worden und ein Nokolai umgekommen war … zusammen mit drei Mitgliedern des Leidolf-Clans. „Das gilt auch für andere. Manche kommen eben nicht, weil sie von der Wichtigkeit des Treffens überzeugt sind, sondern weil sie überall dabei sein müssen. Sie haben den Thronfolger geschickt.“
„Status.“ Cullen schnappte sich seine Jeans. „Er will nicht, dass sein Repräsentant einen niedrigeren Rang hat als du.“
„Möglich.“ Rule lehnte sich gegen die Wand. Am liebsten hätte er die Tür weit aufgerissen. Cullen war ärgerlicherweise völlig immun gegen die Abneigung der Lupi gegen enge, geschlossene Räume. „Wie viele haben für heute Abend zugesagt? Als Max mich eben durch die Hintertür hereingelassen hat, regte er sich über irgendetwas ganz furchtbar auf und hatte keine Zeit, mir die ungefähre Anzahl zu nennen.“
Cullen grinste und stieg in seine Jeans. „Kann ich mir vorstellen. Armer Max. Im Mittelpunkt zu stehen, das ist nicht seine Sache. Genauso wenig wie Zurückhaltung.“
Rules Augenbrauen schossen in die Höhe. „Weißt du mehr als ich?“
„Zu diesem Zirkel kommen fünf mehr als das letzte Mal – trotz der kurzfristigen Einladung. Und die meisten sind Lu Nuncios. Das verspricht interessant zu werden. Ich kann schon beinahe das seru riechen.“
„Was ist passiert?“
„Der Clan der Etorri ist gekommen.“
Etorri … die von allen am meisten verehrt wurden. In den Jahrhunderten nach dem Großen Krieg war der Clan mehr als einmal fast ausgelöscht worden. Der einzige Etorri, der damals überlebt hatte, war in einer Art und Weise verändert worden, die ihn und seine Nachkommen von den anderen Lupi abhob. Die
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