Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
gut wie jede andere.“ Er klang unbeteiligt.
Er trauert, dachte sie. Er glaubt mir nicht, dass Rule noch lebt, und die Trauer macht ihn gleichgültig seinem eigenen Schicksal gegenüber. „Cullen“, sagte sie und legte die Hand auf seinen bloßen Arm … und erstarrte.
Denn es war nicht mehr da. Die Energie, das Summen, die undefinierbare Beschaffenheit von Magie, die sie hätte spüren müssen, sobald sie seine Haut berührte … war fort.
Angst schreckte sie aus dem Schlaf. In ihrem Geist klang noch das Echo eines unheimlichen Heulens nach. Irgendetwas war an diesem Laut …
Jetzt hörte sie es nicht mehr, sondern nur dasselbe wütende Gebrabbel wie vorhin. Und derselbe messingfarbene Himmel blickte bedrohlich auf sie herunter. Keine Wolken, keine Sonne. Derselbe furchtbare Schmerz pochte in ihrer Magengegend.
Das Gewicht auf ihren Beinen war fort.
Ihr stockte der Atem. Die Sehnsucht gab ihr die Kraft, sich auf dem Ellbogen hochzustemmen.
Ein riesiger Wolf stand vor ihr. Er war wunderschön – schwarz-silbernes Fell, ausgewogene Proportionen. Er war ebenfalls wütend und fletschte knurrend die langen gefährlichen Zähne.
Es war die Quelle des wütenden Gebrabbels, die er anknurrte – eine Kreatur, wie sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Sie war hellorange und schmierig. Und nackt. Und wenigstens zur Hälfte männlich.
Abgesehen von den kleinen weichen Genitalien, erinnerte der untere Körperteil der Kreatur mit seinen überdimensionalen Keulen und dem stacheligen Schwanz eher an ein Känguru oder einen Spielzeugdinosaurier. Große Füße. Kein Bauchnabel. Die Brust war zwar muskulös, aber von zwei sehr femininen Brüsten gekrönt, die olivgrünen Brustwarzen so groß wie Halbdollarmünzen. Die Arme und Schultern dagegen sahen fast menschlich aus.
Kein Haar. Weder um die Genitalien herum noch auf dem Kopf. Ein breiter Mund voller Zähne, von denen jeder einzelne so spitz war wie die des Wolfes, aber nicht so lang. Die Augen waren groß und mit langen Wimpern versehen und wirkten in diesem Gesicht auf absurde Weise hübsch. Sie lagen zu weit auseinander, und darunter sah sie zwei Schließmuskel, die, vermutete sie, Nasenlöcher sein sollten.
Das Geschöpf war ungefähr einen Meter groß, so groß wie ein Kind.
„Was bist du?“, fragte sie.
Es machte große Augen und hüpfte. Dann rollte es die Augen wie ein Mensch – ein irritierender Anblick. „Na toll. Ganz toll. Du hast nicht ein Wort von dem verstanden, was ich gerade gesagt habe, nicht wahr?“
„Waren das Worte?“
„Da hast du ja Glück, dass ich Englisch sprechen kann“, brummte das Wesen.
Der Wolf warf ihr einen Blick zu und hörte auf zu knurren. Er zog sich zurück, behielt aber die Kreatur aufmerksam im Auge, bis er an ihrer Seite war.
Es gefiel ihr nicht, dass sie auf dem Rücken lag. Und es gefiel ihr nicht, dass sie nackt war, aber im Moment schien sie daran nichts ändern zu können.
Sie schaffte es, sich aufzusetzen, auch wenn es wehtat. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, und ihre Finger strichen über einen Gegenstand in ihrem Nacken … eine Kette mit einem Anhänger. Es tat ihr gut, den Anhänger zu berühren, sowohl seine Form als auch das leichte Summen der Magie zu spüren, die er ausstrahlte. Sie hielt ihn fest umklammert und lehnte sich gegen den Wolf.
Sein Fell war nicht so weich, wie es aussah, aber es fühlte sich gut auf ihrer Haut an. Es schien ihm zu gefallen, dass er ihr als Stütze diente, also legte sie den Arm um ihn und lehnte sich noch schwerer an ihn. Ein Gefühl der Vertrautheit überkam sie.
Er grollte leise, fast als wolle er etwas fragen.
Die Kreatur ergriff das Wort. „Wahrscheinlich hast du ihn auch nicht verstanden.“
„Aber du wahrscheinlich schon.“
Die Kreatur griff sich an den Kopf, als wollte sie sich die Haare, die sie nicht hatte, ausreißen. „Konnte es noch schlimmer kommen? Eigentlich müsste ich jetzt in dir sein, auf der Erde, aber stattdessen bin ich hier, wieder in Dis …“
Der Boden grollte. Und bewegte sich auf einmal.
Ihre Finger krallten sich in das Fell des Wolfes. Ein Erdbeben? Ihr Herz hämmerte. Sie sah sich um, zum ersten Mal.
Felsgestein. Das war alles, was sie sah – große Steine, kleine Steine, Kiesel. Orange-, rostfarbene, graue und gelbe Steine. Keine Bäume, kein Gras, kein Gebüsch, kein Wasser. In der Ferne sah sie einen einzelnen Berg, mattschwarz, der oben gestaltet war wie eine Caldera. Ein toter
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