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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Vulkan?
    Sie hoffte, dass er tot war.
    Aber weit reichte ihre Sicht nicht. Sie befanden sich in einer Art engem Hohlweg, und um sie herum türmten sich die Felsen. Felsen, die sich lösen konnten, wenn die Erde wieder schwankte.
    Sie wollte nicht hier sein. Sie wusste nicht recht, wo sie hingehen sollte, aber dies hier war der falsche Ort für sie, falsch in jeder Hinsicht. Sie musste endlich wieder in die Gänge kommen, musste hier raus … aber schon die Anstrengung, sich aufzusetzen, war fast zu groß für sie gewesen.
    Wie konnte sie von hier wegkommen? Wo sollte sie hingehen?
    Das Geschöpf stöhnte. „Sie ist furchtbar wütend. Wir müssen hier raus. Ganz in der Nähe gibt es eine Zone. Eine A-Zone“, wiederholte es ungeduldig, als sie verständnislos guckte. „Du weißt schon … wo die Regionen sich überschneiden.“
    Der Wolf fletschte die Zähne, doch eher verächtlich als zornig.
    „Ich weiß, ich weiß. Du vertraust mir nicht. Das solltest du aber. Wenigstens was Lily angeht …“
    Lily?
    „ … weil ich nicht zulassen kann, dass ihr etwas zustößt. Ich bin an sie gebunden, bei Xitils großen leuchtenden Brustwarzen! Wenn sie stirbt, sterbe ich auch! Dieser dumme Mann sollte mir helfen, in sie zu fahren, aber ich bin nicht ganz hineingekommen, weil dieser dämliche Zauberer den Stab vermurkst hat, und jetzt bin ich an eine bescheuerte Sensitive gebunden, die gar nicht hier sein sollte, und Xitil muss es mit Ihr ausfechten und …“, seine Stimme schwoll zu einem schrillen Crescendo an, „ … wir müssen machen, dass wir hier wegkommen!“
    Der Wolf drehte den Kopf und sah Lily direkt an. Sie war sich sicher, eine Frage in seinen dunklen Augen zu lesen.
    „Frag mich nicht“, sagte sie mit staubtrockener Stimme – trocken, wie all die schmerzenden, leeren Stellen in ihrem Inneren. „Ich weiß weder, was ich glauben noch was ich tun soll. Ich weiß nicht, wer du bist, warum wir hier sind, wo ‚hier‘ überhaupt ist, oder …“ Sie versuchte trotz der Trockenheit in ihrem Mund zu schlucken, aber ihre Stimme klang rau. „Oder wer ich bin.“
    Der Himmel über dem mattschwarzen Kegel des Vulkans flackerte plötzlich. Das dunkle Messing wurde zu einem strahlenden Orange und Gold, als die Sonne mit einem Schlag aufging. Einen Moment später zitterte der Boden unter ihnen, begleitet von einem dumpfen, entfernten Grollen, wie Donner unter der Erde.
    „Erinnere mich daran“, flüsterte die Kreatur, „nie wieder zu fragen, ob es noch schlimmer kommen kann.“

 
    19
    Obwohl in einem Wolf immer auch ein Menschenmann steckte, genau wie ein Wolf im Mann, bedeutete die jeweilige Gestalt doch einen großen Unterschied. Auf allen vieren war der Instinkt Rule näher als Worte. Das war möglicherweise auch gut so. Denn da das Tier mehr im Augenblick lebte als der Mann, hatte es wenig Angst vor der Zukunft.
    Nicht, dass es nicht auch in der Gegenwart viele Gründe gegeben hätte, ihn in Alarmbereitschaft zu versetzen. Die ihn dazu brachten, dass er am liebsten die Schnauze gehoben und geheult hätte. Doch das hatte er bereits getan. Es war dumm gewesen. Der Dämon – verflucht sei seine schmierige orangefarbene Haut – hatte recht gehabt. Aber er hatte das Heulen nicht unterdrücken können, und wenn sein Leben davon abgehangen hätte.
    Was nun vielleicht tatsächlich so war. Und schlimmer noch: Lilys Leben ebenso. Aber in dem ersten schrecklichen Moment der Erkenntnis hatten Wolf und Mann gleichermaßen die Kontrolle verloren.
    Er hatte versucht, sich zurückzuwandeln. Aber es war ihm nicht gelungen.
    Jetzt wollte das Tier handeln. Essen, Wasser, Schutz – diese Bedürfnisse verstand das Tier. Ebenso wie der Mann. Aber wo sollte man diese Dinge in der Hölle finden?
    Rule versuchte, seine Unruhe zu beherrschen. Sie waren nicht unmittelbar bedroht. Falls der Vulkan ausbrach, war er weit genug entfernt, um sie nicht sofort in Gefahr zu bringen. Was sagte Benedict immer? Es gibt eine Zeit zum Handeln, eine zum Planen, um handeln zu können, und eine, um die Fakten zu sammeln, um planen zu können.
    Der Gedanke an seinen Bruder, der möglicherweise tot war, stimmte ihn traurig. Der Wolf in ihm, der unmittelbarer empfand als der Mensch, beachtete das Gefühl nicht weiter. Wenn er und Lily überleben und nach Hause zurückkehren würden, wäre immer noch genug Zeit, um sich um Benedicts Schicksal Gedanken zu machen.
    Rule hob die Nase. Die Luft war trocken, windstill. Sie trug nur wenige Gerüche weiter,

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