Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
nicht erkennen. Und neben ihr kniete, erkannte sie, Cullen mit nacktem Oberkörper, auch wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Er hörte jemandem zu, der neben ihm stand.
„Wenn du nicht gehen willst, kannst du dich genauso gut nützlich machen“, sagte die andere Stimme. Undeutlich nahm sie ebenmäßige Gesichtszüge, blasse Haut und helles Haar wahr, aber in der Dunkelheit waren keine Einzelheiten auszumachen. „Ihre Verbrennung muss behandelt werden.“
„Ich bin kein Heiler.“
„Du hast dich noch nie für etwas interessiert, das nicht mit Zauberkraft zu tun hatte. Kaltes Wasser kann die Wunde kühlen, damit das Feuer sich nicht weiter einfrisst.“
„Hast du welches?“
Schluss damit. Sie wollte nichts mehr über sich selber hören. Lily fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und fand ihre Stimme wieder: „Rule?“
Der andere Mann verschwand in der Dunkelheit, so schnell und lautlos, dass sie dachte, sie hätte sich ihn nur eingebildet. Langsam sah Cullen auf sie herunter. Sein Blick war unbeschreiblich müde. „Es tut mir leid, Lily. Er ist fort.“
Erschöpfung. Schmerz. Laute …
Unverständliche Laute, ein Gebrabbel von Worten, die sie nicht kannte. Ihr Bewusstsein flackerte auf. Nichts in diesem Wirrrwarr ließ sie etwas unterscheiden … und doch hatte gerade etwas Bestimmtes ihre Aufmerksamkeit erregt.
Ärger. Unterschwellig spürte sie Ärger. Jemand hatte einen heftigen Wutanfall.
Möglicherweise war es die Tatsache, dass sie Gefahr witterte, die sie bei Bewusstsein hielt. Vielleicht auch Neugierde. Aber als sie erst einmal den ersten Herzschlag überstanden hatte, wusste sie, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie hatte Schmerzen, das war auch ein Grund … eine Wunde auf ihrem Bauch schmerzte, als hätte ihr jemand ein Mal eingebrannt. Aber da war noch etwas anderes, was sie Dunkles ahnen ließ. Etwas Schlimmeres.
Sie musste es wissen …
In ihrer Verstörtheit, so gewaltig und erschreckend wie der Schmerz, zwang sie ihre Augen, offen zu bleiben.
Sie blickte hoch in einen matt messingfarbenen Himmel, schimmernd wie die Glut eines verlöschenden Feuers, obwohl die Sonne nirgends zu sehen war. Der Boden unter ihr war steinig. Kiesel drückten sich in ihren Rücken und in ihren Hintern … in die nackte Haut.
Sie war nackt. Das beunruhigte sie. Sie versuchte, zu überlegen, was sie dagegen unternehmen könnte, aber das Denken fiel ihr so schwer, als wenn die Gedanken ein Gewicht hätten und sie nicht die Kraft, um sie zu drücken, zu heben und zu ordnen. Aber sie lag nackt auf dem Boden unter einem messingfarbenen Himmel. Das war nicht richtig, aber … wo hätte sie sonst sein sollen?
Wenigstens war ihr nicht kalt. Nicht kalt, aber auch nicht heiß, außer an den Beinen. Die waren sehr warm. Etwas Schweres lag über ihren Beinen und wärmte sie.
Oh …
Ein Impuls, der stärker war als der Schmerz oder die Schwäche, ließ sie die Hand ausstrecken. Sie berührte Fell … Fell, das sich langsam bei jedem Atemzug hob.
Dann war alles gut. Seufzend schloss sie wieder die Augen.
Schwindel ergriff Lily, als habe sich die Welt plötzlich in einem neuen, undenkbaren Winkel geneigt. Verloren starrte sie hoch in Cullens erschöpftes Gesicht.
Nein, begriff sie. Nicht die Welt war schief. Es passte nicht – das, was ihr gesagt worden war, passte nicht zu dem, was wahr war. „Nein. Er ist nicht fort.“
„Lily …“ Cullens Ausdruck wurde weich. In seinem Blick erkannte sie etwas, was sie dort noch nie gesehen hatte. Mitleid.
Das ärgerte sie. „Nicht wenn du mit ‚fort‘ meinst, dass er tot ist. Er ist noch nicht einmal weit weg. Keine Meile.“ Sie hatte das Band der Gefährten oft genug erprobt, um ihrem Gefühl für die Entfernung inzwischen trauen zu können. „Ich kann ihn ganz einfach finden, aber du musst mich stützen.“
Er schüttelte den Kopf und sah dabei so verzweifelt aus, dass sie nicht wusste, ob sie ihn schütteln oder seine Hand tätscheln sollte. Sie presste die Lippen zusammen, stellte aber trotzdem ihre Frage: „Meine Schwester. Harlowe hat sie niedergeschlagen. Ist sie …“
„Es geht ihr gut“, sagte er schnell. „Sie ist bewusstlos, aber Stephen sagt, dass Atmung und Kreislauf in Ordnung sind, also wird sie auch bald zu sich kommen. Er hat sie auf die Veranda hinausgetragen, damit sie nicht neben dem aufwachen musste, was von Harlowe übrig geblieben ist.“
„Okay. Das ist gut. War Stephen derjenige, mit dem du … ach, schon gut.“ Das
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