Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
hält.“
„Natürlich nicht.“ Li Qin ließ sich auf einem Stuhl neben dem Bett nieder und streckte ihre Hand aus. „Aber ich.“
Großmutter starrte sie an. Aber dann zog sie die Mundwinkel nach unten, um ihre Belustigung nicht zu zeigen. Als sie gingen, hielten sich die beiden Frauen an der Hand.
„Ich wusste nicht, dass sie eine Liebesbeziehung haben“, sagte Rule, als sich die Tür hinter ihnen schloss. „Normalerweise merke ich so etwas.“
„Ich bin mir immer noch nicht sicher“, sagte Lily. „Obwohl ich mir die Frage auch gestellt habe. Zwischen ihnen ist Liebe, aber was für eine Art von Liebe? Es geht mich wahrscheinlich auch gar nichts an – was meine Großmutter mir auch deutlich zu verstehen geben würde, wenn ich so verrückt wäre, sie zu fragen. Einmal habe ich zu meiner Mutter etwas gesagt …“
„Ich bin sicher, dass sie es gut aufgenommen hat.“
Lily war selber überrascht, als sie lachen musste. Es war zwar schnell wieder vorbei, aber sie hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt in der Lage wäre, zu lachen. „Das kannst du wohl sagen. Ich nicht, aber du schon.“
„Wir sollten jetzt lieber Toby holen.“
„Ihn holen …“ Sie blieb stehen und wählte ihre Worte mit Bedacht, als sie weitersprach. „Du willst ihn doch sicher nicht aus dem Krankenhaus holen.“
„Es gibt keinen Grund, warum er hierbleiben sollte.“ Er klang vernünftig. Ruhig. „Angeschlossen an eine Menge Maschinen, die ihm doch nicht helfen können … natürlich nehmen wir ihn mit nach Hause. Da gehört er jetzt hin. Nach Hause. Dann wird es für Cullen einfacher, herauszufinden, wie er den Zauber rückgängig machen kann.“
Während sie durch den Flur gingen und dann in den Aufzug stiegen, versuchte sie ihm möglichst sanft beizubringen, warum Toby in einem Krankenhaus besser aufgehoben war. Körperlich ging es ihm zwar gut, und er würde die Intensivstation vermutlich verlassen können. Aber sie konnten nicht wissen, ob er stabil war. Besser er war irgendwo, wo man ihm zur Not wenigstens eine Infusion legen konnte. Außerdem hatten sie kein Zuhause, in das sie ihn bringen konnten: Der Wohnsitz der Nokolai war versiegelt. Das ganze Haus war voller Blut.
Rule redete ganz vernünftig weiter. Sein Zuhause war da, wo sie waren – ob nun in einem Hotel oder in einem geliehenen Surburban, spielte keine Rolle. Wenn sie meinte, Toby würde eine Infusion brauchen, dann würden sie die Nadel drinlassen. Aber außerhalb des Krankenhauses wäre es für Cullen einfacher, den Zauber zu studieren und ihn rückgängig zu machen.
Er hatte Toby nicht angefasst, fiel ihr ein, als sie sich wieder dem Eingang zur Intensivstation näherten. Weder hatte er Tobys Gesicht berührt noch nach seiner Hand gegriffen, als er ihn zwischen all den piependen Apparaten und Schläuchen hatte liegen sehen. Sie hätte wissen müssen, dass sich irgendetwas ihn ihm sträubte. Er und Toby berührten sich oft und gern, sie umarmten, tätschelten, drückten sich. Manchmal hatte sie sie darum beneidet. Ihre eigene Familie vermied diese Art von körperlichem Kontakt eher.
Sie hatte gedacht, es läge daran, dass er versuchte, mit der Situation klarzukommen. Sie sah ihm an, dass er gegen die Angst ankämpfte, damit er handlungsfähig blieb. Aber er schien sich gut zu halten. Als sie sich dem Krankenbett seines Sohnes näherten, beobachtete sie ihn aufmerksam.
Er sah immer noch so aus, als ginge es ihm gut. Aber das täuschte.
Die Besucher hatten wieder die Plätze getauscht. Benedict und Cullen waren nun bei Toby. Natürlich wollten die Schwestern sie nicht alle auf einmal zu ihm lassen, deswegen bat Lily Benedict und Cullen, mit ihr zu kommen und Rule ein paar Minuten allein mit Toby zu geben. Als sie gingen, sprach er mit seinem Sohn … doch er berührte ihn nicht.
Wenn er ihn berührt hätte, wäre alles irgendwie zu real gewesen.
Auf der anderen Seite der Schwingtüren berichtete sie, dass Rule fest entschlossen war, Toby aus dem Krankenhaus zu holen. Ihr versagte die Stimme.
Benedict nickte nur. „Ich rede mit ihm. Draußen.“
„Das bringt nichts.“ Sie war verzweifelt, den Tränen nah, und sie hasste es. Tränen waren so sinnlos.
„He.“ Sie erschrak, als Cullen den Arm um sie legte. Er drückte sie an sich. „Wir werden ein bisschen anders mit ihm reden als du.“ Er sah Benedict an. „Du bist der Beste, aber Rule ist auch nicht schlecht. Ich komme lieber mit. Ich bin ziemlich schnell, und wir können nicht noch
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