Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Klein und zerbrechlich würde er aussehen, hatte sie gedacht, und schrecklich blass.
Maschinen piepten, überall waren Schläuche, aber Toby sah nicht krank aus oder blass. Er sah aus wie ein Kind, das erschöpft war vom Spielen und das jetzt Schlaf nachzuholen hatte. Auch seine Gesichtsfarbe war genau wie immer. Seine Nagelbetten waren rosig und gesund. Doch er wachte nicht auf. Er konnte nicht aufwachen.
Das kilingo war auf seiner Stirn. Es war klein, ungefähr so groß wie eine Briefmarke. Die verflochtenen Linien waren so fein wie Spinnwebfäden. Sie strich sein Haar zurück und legte ihre Hand auf seine Stirn.
Es war orange. Glatt und irgendwie komplex dieses Mal, aber die Magie fühlte sich eindeutig orange an. „Dämonenmagie“, sagte sie leise. „Nicht genauso wie die anderen Arten, die ich bisher berührt habe. Irgendwie fühlt es sich an wie aus mehreren Schichten. Als ob …“
„Als ob jemand sie zusammengestellt hätte.“ Cynna stand im Eingang des Krankenraumes. „Die Dämonenmagie, die du bisher berührt hast, kam direkt von der Quelle, und Dämonen wenden ihren Zauber nicht so an wie wir. Aber ein shetanni mwenye – ein Dämonenmeister – schon.“ Cynna sah auf den schlafenden Jungen hinunter, und ihre Stimme klang gepresst, als koste es sie große Anstrengung, es auszusprechen. „Jiri ist ein shetanni mwenye. Sie war das. Sie hat ihm das angetan.“
Cynna musste es wissen. Sie war dort gewesen, als es passiert war, gegen ihren Willen durch das Zeichen auf ihrer Handfläche dazu gezwungen. So viel hatte sie ihnen schon am Telefon erzählt.
„Kannst du … nein, natürlich nicht. Wenn du wüsstest, wie man den Zauber aufhebt, hättest du es längst getan.“
„Ich kann keinen Zauber aufheben, den ich nicht kenne“, bestätigte sie, und ihre Stimme war voller Bedauern. „Aber Cullen kennt einen Schlafzauber. Ich hoffe, dass wir beide zusammen herausfinden, wie wir ihn von dem Zauber befreien können.“
Sie versuchten es. Rule und Lily mussten zurück in den Warteraum der Intensivstation, weil nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern erlaubt war. Aber sie mussten nicht lange warten, bis Cullen zurückkam. Er schüttelte den Kopf.
„Verdammt, Cullen!“ Rule war drauf und dran, zu explodieren. „Du musst doch etwas tun können!“
„Vielleicht …“ Er machte zwei schnelle Schritte, blieb dann stehen und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Vielleicht wenn ich genug Zeit habe, den Zauber zu untersuchen, aber … Herrgott, Rule. Indem sie seine Haut gezeichnet hat, ist sie an ihn gebunden. Die Fäden laufen überallhin und gehen tief in ihn hinein. Wenn ich an dem falschen Faden ziehe, könnte sein Herz aufhören zu schlagen.“
Großmutter lag einen Stock höher als Toby. Anders als er sah sie furchtbar aus – eingefallen, zerbrechlich und blass.
Nachdem Cynna ihnen so munter verkündet hatte, dass es ihrer Großmutter gut ging, konnte Lily ihren Schreck nicht ganz verbergen, als sie sich zu der alten Frau hinunterbeugte, um sie auf die Wange zu küssen. Wenn es ihr jetzt fantastisch ging, in welcher Verfassung war sie dann wohl vorher gewesen? „Großmutter“, sagte sie mit unsicherer Stimme. „Du kämpfst mit Dämonen? In deinem Alter?“
Ihre Großmutter zog eine Schulter hoch. Ihr anderer Arm lag in einer Schlinge. „Er wollte mir nicht in die Augen schauen. Sonst hätte ich nicht kämpfen müssen.“ Sie sah Rule an. „Der Junge. Sie haben mir gesagt, dass es ihm gut geht, aber dass er schläft.“
„Ja. Körperlich geht es ihm gut. Er wurde mit einem Zauber belegt.“
Madam Yu nickte kurz. „Also. Ich konnte sie nicht aufhalten. Ich habe es versucht, aber … Pah“, sagte sie, als ihre Augen plötzlich zu glänzen begannen.
Wohlweislich tat Lily so, als würde sie die Tränen nicht bemerken. „Sie? War es denn mehr als einer?“
„Der Dämon und der, der ihn kontrolliert hat.“ Sie war gereizt. „Er wollte nicht die Treppe hinaufgehen. Er wollte mich erst töten und mein Blut trinken. Jemand hat ihn davon abgehalten.“ Sie wandte den Blick ab. „Ich werde müde. Geht jetzt.“
Neben Lily erhob sich Li Qin. Sie hatte sie begleitet, um Großmutter zu besuchen, während Cynna bei Toby blieb und Cullen nach Timms und Benedict nach den beiden überlebenden Wachen sah. Leise sagte sie: „Du kannst gehen, Lily, wenn du möchtest. Ich werde bei ihr bleiben.“
Großmutter sah sie böse an. „Ich brauche niemanden, der meine Hand
Weitere Kostenlose Bücher