Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Armen an der Mauer des Gebäudes lehnte. Er kam zu ihnen geschlendert, betont lässig wie ein richtig harter Kerl. Ganz Gangster, inklusive der dazu passenden Hose.
„Jo-Jo wird den Wagen für euch parken“, sagte sie. „Ich habe ihm schon die Hälfte bezahlt. Den Rest bekommt er, wenn er uns die Schlüssel bringt.“
Zweifelnd musterte Lily Jo-Jo.
„Schon in Ordnung“, sagte Cynna. „Jo-Jo hat einen Freund hierhergebracht, der genäht werden musste, und sein Freund kann geradeaus denken, nur bei Jo-Jo hapert es in dieser Hinsicht ein bisschen.“
Sie nahmen Cynna beim Wort und stiegen aus dem Wagen. Der Kumpel glitt hinter das Steuer und schürzte die Lippen. Offensichtlich war ein Suburban nicht sein Stil.
„Wie hast du es so schnell hierhergeschafft?“, fragte Lily, als sie ins Gebäude hineinhasteten. „Ich dachte, Flugzeuge dürften noch nicht starten.“
„Linienflugzeuge nicht. Aber ich bin mit der Air Force geflogen.“
Als sie in die Randbezirke von D.C. eingefahren waren, hatten sie Cynna endlich telefonisch erreichen können. Danach war der Verkehr erstaunlicherweise nicht mehr sehr dicht gewesen. Entweder hatten die meisten die Stadt bereits verlassen, oder sie befolgten die Anweisungen und blieben tatsächlich, wo sie waren.
„Toby ist auf der Intensivstation“, sagte Cynna und fügte schnell hinzu, „nicht, weil sein Zustand kritisch wäre. Seine Werte sind gut, aber seine Herzfrequenz ist sehr niedrig. Er ist in einem Trancezustand, da ist es eben so, dass sein Herz langsam schlägt, aber die Ärzte stellen sich taub, wenn man anfängt, von Magie zu reden. Selbst mit dem kilingo …“
„Was?“
„Jiri hat ihn gezeichnet.“ Cynna schloss ihre Hand ganz fest, so als wollte sie ihr eigenes Zeichen verstecken. „So wie mich auch. Aber sein Zauber ist anders als meiner. Ich … er ist da. Da drinnen. Ich habe es überprüft. Er wurde nicht gezwungen, einen Dämon zu reiten oder irgendetwas Derartiges zu tun.“
Lily stockte der Atem. An diese Möglichkeit hatte sie gar nicht gedacht.
Sie hatten Glück – die Leute stiegen gerade aus dem Aufzug, als sie ankamen. Sie drängten sich in den kleinen Kasten. Cynna drückte den dritten Stock, und die Türen schlossen sich.
Lily griff nach Rules Hand, obwohl sie vermutete, dass seine Sorge um Toby zu groß war, als dass er den engen geschlossenen Raum bemerkte. Aber auch sie brauchte den Kontakt. „Was ist mit meiner Großmutter?“
„Sie ist aus dem OP heraus“, sagte Cynna. „Es geht ihr gut. Es geht ihr wirklich fantastisch. Ich habe gerade nach ihr gesehen.“
„ OP ?“, sagte Lily erschrocken. Großmutter heilte noch schneller als ein Lupus. Wenn sie operiert werden musste …
„Er hat sie mit dem Stoßzahn durchbohrt.“
Lily bekam einen bitteren Geschmack im Mund. Sie schluckte. Zweimal.
„Es geht ihr gut“, wiederholte Cynna hastig. „Die Lunge hat es am schlimmsten erwischt, aber sie hat nie das Bewusstsein verloren. Und sie konnte keine Narkose bekommen – Li Qin hat es mir erklärt. Aber sie hat meinen Zauber benutzt. Der hat den Schmerz ausgeschaltet, damit sie operieren konnten. Man hat mir erzählt, sie hätte dem Chirurgen sogar während der OP gesagt, was er zu tun hätte.“
Etwas in ihr drängte nach außen. Es war kein Lachen, nein, nicht ganz. Aber Erleichterung. „Das sieht ihr ähnlich.“
„Ihr Chirurg versteht die Welt nicht mehr. Er will einen Artikel über sie in irgendeinem medizinischen Fachblatt veröffentlichen. Eure Leute …“ Sie sah Benedict an. „Tut mir leid. Stan Carlson ist gestorben. Es stand kein Schamane zur Verfügung, um ihn in Schlaf zu versetzen, und er hat den Schmerzzauber nicht aktivieren können. Er ist auf dem OP -Tisch gestorben.“
„Den beiden anderen geht es gut“, fuhr sie fort. „Brown musste operiert werden, weil seine Rippen in einem schlimmen Zustand waren. Auch er konnte den blöden Zauber nicht aktivieren, aber er hat das Bewusstsein verloren, und jetzt ist er stabil. Lincoln hatte nur ein paar gebrochene Knochen. Die mussten lediglich gerichtet und gegipst werden. Sie liegen zusammen auf einem Zimmer im zweiten Stock.“
„Und Timms?“, fragte Cullen.
„Ist gerade operiert worden. Er … äh, ist in einem kritischen Zustand.“
Ein paar Minuten später standen Lily und Rule in der Intensivstation und sahen auf Toby hinunter. Sie hatte versucht, sich zu wappnen – gegen den Anblick der riesigen Apparate und gegen den Anblick des Jungen.
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