Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
grünes Licht „von ganz oben“ holen. Aber seine Miene und seine Körpersprache sagten ihr, dass solche Freaks wie sie und die anderen in der Einheit auch die klitzekleinste Information nur über seine Leiche bekommen würden.
Sie fragte sich, ob der Berater des Präsidenten wohl ihren Anruf entgegennehmen würde, um dem Mistkerl ein bisschen Dampf zu machen. Ein Versuch konnte nicht schaden, beschloss sie, also rief sie auf dem Weg nach Hause Ida an und bat sie um die Nummer. Doch Ida gab sie ihr nicht. Daher war Lily nicht gerade bester Laune, als sie zu ihrem Reihenhaus heimging. Als Nächstes stand um fünf Uhr ein Meeting mit der Task Force an, bei dem sie Rule dabeihaben wollte. Sie würden Fragen über die Erzfeindin der Lupi haben und darüber, was Sie damit zu tun hatte, dass die Dämonen auf einmal wie Pilze aus dem Boden schossen. Außerdem musste der letzte Rest des Giftes aus seinem Körper entfernt werden, und wenigstens zwei der Mitglieder der Task Force waren dazu in der Lage.
Aber da war auch noch Toby, der zur Strafe gerade den Küchenboden schrubbte.
„Ich verstehe nicht, warum er nicht mit uns kommen kann“, sagte sie schon zum zweiten Mal.
„Ins FBI -Hauptquartier.“ Er war fassungslos.
„Da passiert ihm nichts.“
„Und was willst du da mit ihm machen? Du hast kein Büro, wo er bleiben kann – nicht, dass ich das gutheißen würde. Ein Junge in seinem Alter kann so viel anstellen …“
„Er hat es auch in ein Flugzeug geschafft, um hierherzufliegen, oder nicht? Er ist intelligent.“
„Er ist ein intelligenter Junge von acht Jahren. Letzten Sommer hat er beschlossen, ein paar Flügel nach den Zeichnungen von da Vinci zu bauen. Gott sei Dank bin ich dahintergekommen, bevor er sie ausprobiert hat.“
„Vielleicht finden wir dort ja jemanden, der auf ihn aufpasst, während wir mit der Task Force reden.“
„Ruben vielleicht?“
„Sehr gut.“ Sie nickte. „Du hast nichts Vernünftiges zu sagen, also flüchtest du dich in Sarkasmus.“
„Vernünftig. Du findest es vernünftig, dass ich meinen Sohn allein lassen soll…“
„Habe ich gesagt, dass du ihn allein lassen sollst?“
„Allein bei fremden Leuten, weil du dir in den Kopf gesetzt hast, mein Leben in die Hand zu nehmen. Du traust mir nicht zu, dass ich mich selber um mein Bein kümmere. Du traust keiner Lösung, die dir nicht selber eingefallen ist, also …“
„Warten ist keine Lösung!“ Das hatte er vorgeschlagen – zu warten, bis die Bodyguards kamen und sich um seine Wunde kümmerten.
„ … zerrst du mich hinter dir her, damit es nach deinem Kopf geht.“
Sie wurde rot. „Ich habe andere Prioritäten, wie zum Beispiel herauszufinden, wie diese Dämonen beschworen werden und wer dahintersteckt. Außerdem muss die Task Force von unseren Erkenntnissen erfahren und von der Göttin, die wir nicht beim Namen nennen.“
„Dann geh.“
Sie starrte ihn lange an. Dann schob sie mit beiden Händen ihre Haare zurück. „Warum streiten wir uns eigentlich? Weißt du den Grund? Ich jedenfalls nicht.“
„Ich streite, weil meine Hüfte wehtut und weil ich ein Arschloch bin. Du streitest, weil du dir Sorgen um mich machst. Und weil ich ein Arschloch bin.“
„Immerhin gibt es einen guten Grund.“ Sie ging zu ihm hin und schlang die Arme um seine Taille. Auch er legte die Arme um sie und legte sein Kinn auf ihren Kopf. Sie atmeten ein paarmal tief durch, dann war alles wieder in Ordnung zwischen ihnen.
„Du hast den anderen Grund, warum wir streiten, gar nicht erwähnt“, sagte sie.
„Und der wäre?“
„Dass ich mich in einen Kontrollfreak verwandele, wenn ich Angst habe.“
„Ach, das. Ich war taktvoll.“
Sie schnaubte. „Wenn wir nicht …“ Die Türklingel ertönte, und sie unterdrückte einen Seufzer. Die Welt gönnte ihnen keine Ruhepause. „Wir sollten wohl lieber nachsehen, wer das ist.“
„Ja, das sollten wir wohl lieber“, stimmte er ihr zu, ohne sich zu rühren.
Schritte polterten die Treppe hinunter. „Ich geh schon!“, rief Toby.
„Nein, das tust du nicht“, sagte Rule und löste sich aus ihren Armen, um zur Treppe zu gehen.
Lily ging zur Tür. „Weiß er Bescheid?“
„Nein, noch nicht. Ich rede mit ihm, sobald wir wissen, wer unser Besucher ist. Toby, geh nach oben.“
Lily achtete nicht auf den Wortwechsel, der jetzt folgte. Sie legte ihr Auge an den Spion und bekam einen noch größeren Schock als neulich, als Cullen vor ihrer Tür gestanden hatte. Nachdem
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