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Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Titel: Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, schloss sie auf und öffnete die Tür.
    Dieses Mal standen zwei Frauen vor ihr, zwei Chinesinnen.
    Die eine Frau war mittleren Alters, sie sah unscheinbar aus und trug einen einfachen dunkelblauen Hosenanzug und eine Wolljacke. Die andere war alt, winzig klein und hielt sich so gerade und stolz wie eine Königin. Ihr dunkles Haar war von weißen Strähnen durchzogen und zu einem strengen Knoten hochgesteckt. Ihr Kleid war karmesinrot und knöchellang, die bunte Jacke war aus gesteppter Seide.
    Lily seufzte. „Großmutter. Natürlich musst du jetzt auftauchen.“
    „Willst du uns nicht hineinlassen?“, sagte Li Lei Yu streng.
    Lily gehorchte mechanisch.
    Großmutter rauschte an ihr vorbei. „Unsere Taschen sind im Wagen. Dein Rule Turner kann sich darum kümmern. Hast du immer noch diesen Kater?“
    Großmutter sprach Englisch, anstatt darauf zu bestehen, dass Lily Chinesisch sprach. Ohne Zweifel lag darin irgendeine versteckte Botschaft, aber Lily war nicht in der Stimmung, sie zu entschlüsseln. „Harry muss hier irgendwo sein. Großmutter, warum hast du …“
    „Nicht jetzt“, sagte sie und beäugte missbilligend das Wohnzimmer. „Hässlich. Ich nehme an, das ist nicht deine Schuld.“
    Li Qin blieb auf der Türschwelle stehen und warf Lily ein entschuldigendes Lächeln zu. „Der Fahrer kann die Taschen hereinbringen, Lily. Geht es dir gut?“
    „Im Großen und Ganzen.“ Schicksalsergeben sah sie zu, wie ihre Großmutter sich auf das Sofa setzte. Ihre Füße reichten nicht bis auf den Boden.
    „Ich brauche einen Schemel“, verkündete die alte Frau, „aber das hat Zeit. Ich war zweiundsiebzig Stunden lang im Flugzeug und auf irgendwelchen Flughäfen. Du hast keinen Weihnachtsbaum.“
    „Wir hatten vor, zum Fest nach Hause zu fahren, deswegen haben wir keinen aufgestellt. Großmutter …“
    „Ihr habt es euch anders überlegt? Ha! Das überrascht mich nicht“, sagte sie dunkel. „Aber das kannst du mir später erzählen. Jetzt sag mir erst einmal, wo mein Zimmer ist. Li Qin wird ebenfalls auf ihr Zimmer gehen wollen. Gegessen haben wir schon. Grässliches Essen, aber jetzt brauchen wir keine Mahlzeit.“
    Lily hatte Gewissensbisse. Sie vergaß so leicht, wie alt ihre Großmutter tatsächlich war. Sie hielt sich so aufrecht wie eh und je, aber die Haut um ihre Augen war dunkel vor Müdigkeit.
    Aber warum nahm sie solche Strapazen auf sich? Warum hatte Großmutter ihre Reise abgebrochen und war hierhergeflogen und nicht heim nach San Diego? „Die Treppe hoch“, sagte sie mechanisch. „Dein Zimmer ist oben. Aber, äh … wir haben nicht mit dir gerechnet, und wir müssen …“
    „Madame Yu“, sagte Rule, der mit Toby im Schlepptau hereinkam. Toby blieb in der Tür stehen, während Rule durch den Raum auf sie zukam. Er beugte sich vor, nahm die Hand der alten Frau und küsste sie. „Sie geben uns die Ehre. Darf ich Ihnen meinen Sohn vorstellen, Toby Asteglio?“
    Großmutter nickte wohlwollend. „Sie dürfen. Du bist Toby“, tat sie dem Jungen kund. „Du darfst mich begrüßen.“
    Toby warf seinem Vater einen panischen Blick zu, trat aber eine paar Schritte vor und sagte: „Madame Yu. W-wie geht es Ihnen?“
    „Es geht mir gut, danke. Wohnst du auch hier?“
    Er nickte unsicher. „Eigentlich war das nicht so geplant, deswegen bekomme ich jetzt auch Ärger.“
    „Ich werde dir beibringen, wie man Mah-Jongg spielt. Am Anfang wird es dir keinen Spaß machen, weil ich gewinne, aber später, wenn du Spieler findest, die du schlagen kannst, wird es dir gefallen. Lily.“ Der gebieterische dunkle Blick richtete sich auf ihre Enkelin. „Ich habe dir und Rule Turner viel zu sagen, aber erst will ich mich ausruhen. Warum bist du nicht bei der Arbeit?“
    „Ich versuche ja zu arbeiten“, sagte Lily trocken. „Aber immer wieder taucht jemand auf, der hier wohnen will.“
    Ein belustigtes Blitzen erhellte ihre müden Augen. Großmutter machte es Spaß, unverschämt zu sein, aber wenigstens war sie sich über ihr Verhalten im Klaren. Meistens. „Du brauchst einen Weihnachtsbaum.“
    Herrje, sie hatte recht. Schließlich war Toby jetzt da. „Vielleicht magst du dich für uns darum kümmern?“
    „Ich mache einen Anruf“, verkündete sie, so als würde sie ein großes Zugeständnis machen. „Du willst einen mit Süßigkeiten. Bonbons. Keine Nikoläuse. Ich mag keine Nikoläuse. Sie sollen ihn liefern.“ Die nachgezogenen Augenbrauen bildeten

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