Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
bist, da habe ich … Ich weiß auch nicht …“ Er drehte die Hand, als wolle er sagen, dass es eine Entweder-oder-Entscheidung gewesen war. „Ich konnte dich nicht mehr einfach abtun. Die Vorstellung, Vater zu werden, hat mich völlig umgehauen. Ich musste mich öffnen. Und danach warst du einfach da. In mir drin. Wohin ich auch ging, wohin ich auch sah, da warst du. In meinem Kopf. Und jetzt wirst du wahrscheinlich wieder denken, es gehe mir nur um das Kind …“
„Nein.“ Cynna küsste ihn. Nur einmal und sanft, um ihn zum Schweigen zu bringen und ihm ein paar der Dinge zu sagen, die sie so schwer laut aussprechen konnte. „Nein. Ich weiß, was du meinst. Das Kind hat dich dazu gebracht, etwas in dir selbst zu sehen, das du sonst nicht beachtet hättest. Ich glaube, bei mir hat es dasselbe bewirkt, nur langsamer. Ich konnte auch nicht mehr so tun, als gebe es dich nicht. Und, Cullen?“
„Ja?“
„Ich kann ganz schön hartnäckig sein. Mich wirst du nicht mehr los, also gewöhne dich lieber gleich daran.“
„Gut.“ Mit einem Seufzer zog er sie näher zu sich heran und streichelte ihr Haar. „Das ist gut. Dir den Hof zu machen ist ganz schön anstrengend, Cynna Weaver.“
Sie musste grinsen, als sie an seine Vorstellung „von den Hof machen“ dachte. Und dann lag sie einfach da, zufrieden. Mit dem Augenblick, mit ihm … und mit sich selbst. Glück konnte sehr flüchtig sein, aber manchmal, wenn man den Mut hatte, danach zu greifen …
Sie gähnte.
Oh, wie romantisch. Aber sie hatte nicht mehr gut geschlafen, seitdem sie von Cullen getrennt worden war, und sie war so schrecklich müde …
„He, mir ist gerade eben etwas eingefallen.“
„Was?“, fragte sie schläfrig.
„Der Drache. Mika. Erinnerst du dich daran, was er uns gesagt hat? Dass Dämonen zusammengesetzte Wesen seien. Ich nehme an, das ist der Grund, warum Gan sich dem Medaillon so gut hat anpassen können. Sie ist daran gewöhnt, ihre unterschiedlichen Teile neu zu sortieren.“
„Ich schlafe zwar schon, aber ich erinnere mich. Nur wie konnte Mika … er konnte doch noch nichts über das Medaillon oder das, was hier passieren würde, wissen, oder doch?“
„Ich habe keine Ahnung. Aber er hat mir noch mehr gesagt, nur mir – von Mann zu Mann. Während du geschlafen hast.“
Wieder gähnte sie herzhaft. „Was denn?“
„Er hat noch nie eine Paarungszeremonie unter Menschen gesehen, und er ist neugierig darauf. Er will zu unserer Hochzeit eingeladen werden.“
„Das war’s?“, sagte Kai müde und ungläubig. „Wir gehen einfach? Jetzt sofort?“
„Sie ruft mich.“ Nathan stand ganz dicht bei ihr, die Hände auf ihrer Schulter, mit einem Daumen sanft über ihren Hals streichend. Seine Miene verriet nichts, aber seine Augen lächelten. Er hatte sich eine ihrer Satteltaschen über die Schulter geworfen. „Ihr Ruf ist zwar nicht zwingend, aber trotzdem sollten wir uns jetzt auf den Weg machen.“
Sie standen neben ihren Pferden. Die armen Tiere waren erschöpft. Dell saß neben Kai und putzte sich selbstgefällig. Sie war sehr zufrieden mit sich und ihrer Rolle in dem Kampf, und ihre Zufriedenheit linderte ein wenig Kais Kummer. „Ich … ich dachte, wir könnten noch ein wenig abwarten, um zu sehen, ob alles gut geht. Wir sollten uns wenigstens verabschieden.“
„Wir sind ihnen so lange gefolgt, dass wir eine Verbindung zu ihnen spüren. Sie haben uns gerade erst kennengelernt.“ Nathan zuckte die Achseln. „Sie sind uns dankbar, aber sie kennen uns nicht gut genug, um uns zu vermissen.“
Kai schluckte. „Ich habe nicht das getan, was deine Königin von mir wollte.“
„Sie wird zufrieden mit dir sein. Das Medaillon ist bei seiner Besitzerin, und die Gnome wissen nichts von Winters Interesse an ihren Angelegenheiten.“ Er neigte den Kopf, um sie sanft auf den Mund zu küssen. „Und du hast viel über deine Gabe gelernt.“
„Ich habe sie aber dazu benutzt, um jemanden zu beeinflussen.“ So etwas taten Geistbinder. Und die Königin tötete Geistbinder.
„Und dafür wäre dir die ganze Welt dankbar, wenn sie es wüsste.“ Sein Lächeln breitete sich nun über sein ganzes Gesicht aus, liebevoll und ein wenig belustigt. „Kai, weißt du noch, was du bist?“
„Nein. Und wenn du es weißt, aber mir nichts gesagt hast …“
„Du verspürst nicht den Drang, Gedanken zu manipulieren, die gesund sind. Wenn du Ungleichgewicht, Chaos, Wahnsinn siehst, dann fühlst du dich verpflichtet, etwas zu tun.
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