Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
recht. Seit Tagen versuche ich, mich vom Gegenteil zu überzeugen, und noch mehr, als ich erfuhr, dass … Ich habe versucht, nicht daran zu denken, was er … Ich wusste, der Feenzauber würde nicht anhalten, aber du warst in seiner Gewalt. Und, äh … manchmal hält der Zauber doch eine Weile an.“
Cynna lachte. „Wie bei dir, meinst du? Na ja, keine Sorge. Er begehrte mich eigentlich gar nicht, er wollte nur, dass ich in seinem Bann war. Und der Feenzauber hielt nicht lange an.“ Schon eine Stunde nachdem sie von ihrem selbsternannten Märchenprinzen geweckt worden war, wollte sie seinen schönen Elfenkörper nicht mehr vernaschen, sondern fand, dass Aduello ein wunderschöner Mistkerl war, der sie manipuliert hatte.
Ihr Instinkt hatte ihr gesagt, dass sie gut daran täte, sich ruhig zu verhalten und ihn lieber nicht wissen zu lassen, dass seine Hypnose nicht mehr wirkte. Ihr Instinkt … und ihr Zynismus, der mit steigender Lebenserfahrung zunahm. Oder vielleicht war es ein und dasselbe.
„Eines verstehe ich nicht“, sagte Cullen. „Warum hat Aduello dich in seiner Nähe behalten? Damit du die anderen auf eine aussichtslose Suche nach dem Medaillon schicken konntest?“
„Da er meinen Körper schon nicht begehrte, meinst du? Das war wohl seine Absicht. Ich sollte euch sagen, dass die Fährte zurück in die Stadt führe. Wenn ich das, was er gesagt hat, richtig deute, wollte er einer Gruppe von Menschen, Möchtegern-Rebellen, die Schuld in die Schuhe schieben, nachdem er sie in einem Feuer oder einer Explosion hätte sterben lassen. Er wollte Zeit gewinnen, um seinen Einfluss auf das Ding zu festigen. Er wäre natürlich nur noch wahnsinniger geworden. Der Höllenhund hat recht gehabt. Es hat nicht seinen Verstand gefressen wie den der anderen, aber es hat ihn verrückt werden lassen.“
„Hmm.“ Cullen streckte sich ganz aus, schob einen Arm unter sie und zog sie an sich, so, dass ihr Kopf und ihre Schulter auf seiner Brust lagen, die sich im Rhythmus seines Atems langsam hob und senkte.
Eine Weile blieb Cynna schweigend so liegen, staunte, dass sie tatsächlich am Leben waren, und genoss die Schönheit des Augenblicks.
„Wirst du Edge vermissen?“
Sie stieß ein leises Schnauben aus. „Ich mag Autos sehr viel lieber als Pferde, und zu Hause versucht mich fast niemand umzubringen. Ich kann es kaum erwarten, das Tor zu öffnen. Aber …“
„Dein Vater.“
„Ja. Obwohl, vielleicht … Aduello hat darauf geachtet, dass ich stets in seiner Nähe war. Ich glaube, das gehört zum Feenzauber dazu, um die Wirkung aufrechtzuerhalten. Aber manchmal konnte ich trotzdem mit Dad sprechen. Er glaubt, er kann uns vielleicht eines Tages besuchen. Die Gnome brauchen jemanden, der den Handel für sie regelt, oder nicht? Jemand, der ein bisschen Taktgefühl hat und vielleicht eine kleine Charismagabe. Anders als der arme Bilbo.“ Sie seufzte. „Ich mochte ihn nicht, aber er hatte Mut. Und Tash …“ Sie blinzelte schnell, um die Tränen zurückzuhalten.
„Tash lebt. Sie ist auf dem Weg zurück in die Stadt.“
„Was?“ Cynna hob den Kopf, um ihn anzustarren. „Woher weißt du das? Und woher weißt du überhaupt, was mit Bilbo passiert ist?“
„Kai und Nathan sind uns seit unserer Ankunft in Edge gefolgt. Als sie in die Herberge kamen, fanden sie … die Überreste des Kampfes. Tash war verletzt, aber am Leben.“ Er grinste. „Sie sagt, sie hätte ihrem Vater dafür zu danken. Und hat sein Geschick gerühmt. Anscheinend war er bei der Truppe, die Chulak angeführt hat. Gnädigerweise hat er ihr sein Schwert dort in die Brust gerammt, wo ein Ahk sein Herz gehabt hätte – aber ihres sitzt höher, wie bei ihrer menschlichen Mutter. Dann hat er sie mit einem Schlag auf den Kopf bewusstlos geschlagen. Sie war ohne Besinnung und hatte dort, wo sie ihr Herz vermuteten, ein Loch in der Brust. Deshalb gingen sie davon aus, dass sie tot war.“
„Heiliges Kanonenrohr“, sagte Cynna verblüfft.
„Sie wird sich an Hunter und Kai nicht erinnern“, warnte er sie, „also erwähne sie nicht. Hunter musste ihre Erinnerungen verändern. Niemand außer den Sidhe soll wissen, dass die Winterkönigin ihre Hand im Spiel hatte.“
„Ich bin keine Sidhe. Und soweit ich weiß, du auch nicht.“
„Aber ich habe Schilde“, sagte er selbstzufrieden. „Selbst Nathan kann sie nicht überwinden. Und wir bleiben nicht hier, deswegen wird er sich mit einem Schweigegelübde begnügen. Aber, äh, dein Vater …
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