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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Haut lag. Sie sah sich um, erblickte aber weder Gebäude noch eine Straße, nur das endlose schweigende Weiß eines Sturms.
    Aber sie spürte Dell warm an ihrer Seite, herrlich aufgeregt und drängend, und Nathan, der sie anblickte, die Brauen besorgt zusammengezogen. „Ich bin wieder da“, sagte sie, „aber wir müssen uns etwas anderes als Schmerz überlegen, um mich zurückzuholen.“ Ihre schmerzende Wange ließ darauf schließen, dass er sie dieses Mal hatte ohrfeigen müssen, um die Fugue zu beenden.
    „Wir brauchen Jacken, und du musst Handschuhe anziehen.“ Er zog den Reißverschluss der Reisetasche auf.
    Sie drückte die Schlafsäcke enger an sich. „Ich hatte eine dichter bewohnte Gegend erwartet.“
    „Östlich von hier befindet sich ein Dorf.“
    Sie verspürte eine Welle der Erleichterung. „Dann weißt du also, wo wir sind?“
    Er rang sich ein Lächeln ab, dieses Mal entschuldigend. „Nein. Ich rieche nur den Rauch von Holzfeuer. Hier.“
    Sie setzten ihr Gepäck ab, um in die Jacken zu schlüpfen. Ihre war gesteppt und hatte eine Kapuze. Bei Minusgraden würde sie sie gut wärmen, wenn sie noch das Futter einknöpfte. Was sie nicht tat. Es war zwar kalt, aber nur wenig unter dem Gefrierpunkt. Wenn sie sich erst einmal bewegten, würde ihr schnell warm werden. „Dell hat Hunger. Kann ich …?“
    „Ja. Keine Angst.“ Letzteres war an die Katze gerichtet, nicht an Kai. „Ich passe auf sie auf.“
    Obwohl sie es kaum erwarten konnte zu jagen, musterte Dell Nathan einen Augenblick. Kai spürte, wie die Raubkatze über das nachdachte, was er ihr gesagt hatte, nicht die Worte, die er gesagt und die Kai gehört hatte, sondern irgendetwas anderes. Dann verschwand sie im nächtlichen Schneetreiben.
    Kai zog ihre Handschuhe zurecht. Dell hielt sie für zu schwach, um alleine zu überleben. Was diesen Ort hier betraf, hatte sie vermutlich recht. „Kannst du herausfinden, ob die anderen schon vorbei sind? Die, denen wir folgen sollen?“
    Nathan neigte den Kopf, als würde er lauschen, doch sie hatte keine Ahnung, welchen seiner Sinne er in diesem Moment tatsächlich benutzte. „Wir haben zwei oder drei Wochen Zeit, glaube ich. Wir sind ein bisschen zurückgereist, als wir übergewechselt sind.“
    „Zurückgereist?“
    „Die Zeit zwischen der Erde und Edge stimmt nicht genau überein. Deshalb haben wir jetzt genügend Spielraum. In der Zeit vorwärtszureisen, wäre heikel gewesen, aber zurück war nicht so schwer.“
    Sie starrte ihn an. „Du kannst die Zeit einstellen?“
    „Nein.“ Er war geduldig. „Aber wenn zwei Welten zeitlich nicht übereinstimmen, dann kann ich den Zeitpunkt wählen, wann ich von einer in die andere wechsle.“
    Er fand offenbar, dass diese Erklärung genügte. Nun, anscheinend musste sie ihn noch viel besser kennenlernen. Sie waren seit zwei Jahren Freunde, aber Liebende erst seit sechs Tagen.
    Und jetzt sollten sie diese Welt retten – oder an ihrer Rettung mitwirken. Wenn es ihr gelang, ihre Gabe zu nutzen. „Lass uns lieber weitergehen.“

 
    1
    Es sah aus wie ein digitales Thermometer. In dem Plastikgehäuse befanden sich zwei kleine Fensterchen. In dem einen war ein tiefvioletter, in dem anderen ein blasser smaragdgrüner Strich zu sehen. Cynna hielt es schräg und kniff die Augen zusammen. Vielleicht spielte ihr das Licht einen Streich.
    Immer noch violett. Nicht das hübsche Smaragdgrün, um das sie so sehr gebetet hatte. Gleichgültig, wie sehr sie den Strich anstarrte oder aus welchem Winkel – er blieb violett.
    Ein Klopfen an der Tür ließ sie zusammenfahren, und der Test fiel ihr aus der Hand. Sie schickte ihm einen bösen Blick hinterher und ließ ihn auf dem Boden liegen. Die Badezimmertür hinter sich zuknallend, eilte sie zu der anderen Tür des Raums – die nur ein paar Schritte entfernt war. In Hotelzimmern befanden sich Badezimmertüren immer direkt hinter den Eingangstüren.
    „Ich komme ja schon, verdammt. Ich komme.“
    Nein, das tat sie nicht. Nicht jetzt zumindest. Aber letzten Monat. Dreimal. Weshalb jetzt auch dieser gottverdammte Test die Farbe des Untergangs anzeigte.
    Cynna sah durch den Spion, schloss die Tür auf und riss sie auf. „Hallo“, sagte sie mit überschwänglicher Begeisterung. „Ich bin fertig. Los geht’s.“
    Die Frau vor der Tür war einen ganzen Kopf kleiner als Cynna. Die Hände hatte sie tief in die Taschen eines langen, locker fallenden Mantels gesteckt, der ebenso schwarz und makellos war wie ihr Haar.

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