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Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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nichts anderes erwartet. Er tat einen zweiten tiefen Atemzug und drängte die Macht der Nokolai vorsichtig zurück. Zuerst war sie nicht bereit dazu, aber dann brachte er sie dazu, sich wieder in seinem Inneren zusammenzurollen.
    »Leidolf!«, sagte er.
    Als Antwort ertönte ein Stimmengewirr: »Wir hören dich!«, zusammen mit dem formelleren » Nos audio !«.
    »Wir sind hier, um zwei der Unseren im Clan der Leidolf als Erwachsene aufzunehmen. Ich eröffne das gens compleo .« Er schwieg, während sie applaudierten. »David Alan Auckley. Jeffrey Merrick Lane. Tretet vor.«
    Zwei nackte, kräftige junge Männer traten aus der Menge hervor. Einer war ein typischer Leidolf – sehr nordeuropäisch mit seiner blassen Haut und dem weizenblonden Haar. Ein schlanker, junger Typ, stolz auf seinen Körper und auf seine Rolle in dieser Nacht. Der andere hatte eine gesunde Röte im Gesicht, war stämmiger und hatte langes braunes Haar. Das Blitzen in seinen Augen ließ vermuten, dass er nur sehr wenige Dinge ernst nahm.
    Beide ließen sich vor Rule auf ein Knie nieder.
    Rule kannte keinen der Jugendlichen, aber man hatte ihm ihre Namen genannt und ihm gesagt, wer um ein paar Tage älter war und damit als Erster bei der Zeremonie bedacht würde. Er sah dem blonden Jungen in die Augen. Die Clanmächte erkannten ihn. »David.«
    Und David beugte den Kopf und bot Rule seinen Nacken dar.
    Rule wandte sich dem anderen zu. Wieder spürte er, dass die Macht ihn erkannte, als ihre Blicke sich trafen. »Jeffrey.«
    Und auch Jeffrey beugte den Kopf.
    Wieder sagte er ihre Namen und legte dieses Mal mehr Nachdruck in seine Stimme. Sie legten sich flach auf die Erde, mit dem Gesicht nach unten.
    Dann kniete er sich neben ihre Häupter, legte ihnen die Hand auf ihre jungen, starken Nacken und tastete mit den Fingern, bis er die richtige Stelle gefunden hatte.
    Er grub seine Fingernägel in die Haut, kratzte über die Vene.
    Er war sich nicht sicher gewesen, wie er weitermachen sollte. Die Nokolai benutzten eine Klinge, die mit einer Klammer am Daumen befestigt war, um die Vene zu öffnen. Leidolf hielten sich an die traditionelle Methode. Deshalb hatte Rule seinen Daumennagel so scharf wie möglich gefeilt.
    Es klappte. Blut tröpfelte den Nacken der beiden Jungen hinunter.
    Die nächsten Worte waren kein Latein. Sie stammten aus einer älteren Sprache, die nur noch die Rhejes aus den frühesten Erinnerungen kannten. Er sprach sie leise und achtete darauf, dass jeder Laut klar verständlich war: » Nera ék amat .« Er hatte keine Ahnung, was die Worte bedeuteten.
    Aber das war auch nicht wichtig. Die Mächte wussten es. Sofort antworteten sie ihm, strömten in seine Arme wie Wasser, glitten über seine Hände und kosteten das Blut. Die beiden jungen Männer zuckten, als habe er ihnen einen Stromschlag verpasst, aber er wusste, dass sie Wonne empfanden, nicht Schmerz.
    Die Mächte, die ihn nie ganz verlassen hatten, kamen zurück. Sie fühlten sich ganz leicht anders an, belebt durch die Jugend der beiden Männer. Er richtete sich auf.
    Erst da begriff er, was geschehen war. Was er getan hatte. Er hatte beide Mächte in die Männer geschickt und einen Teil von ihnen in die Mächte.
    In beide Mächte.
    David und Jeffrey gehörten nun ganz zum Clan der Leidolf … und zum Clan der Nokolai.

 
    32
    Lily beobachtete, wie Rule sich erhob. Nach dem, was er ihr eben erklärt hatte, war das gens compleo nun beendet. Der Rest der Zeremonie hatte mehr symbolischen Charakter und fand vor allem für die Familien statt.
    Er sagte etwas in dem Latein der Lupi. Die beiden jungen Männer standen auf und traten wieder zu ihren Familien. Die Tatsache, dass sie sich aller Welt splitterfasernackt präsentierten, störte sie kein bisschen. Lily konnte nicht dasselbe von sich behaupten, aber sie versuchte sich, so gut es ging, den Lupus-Sitten anzupassen. Und der Anblick war … interessant.
    Rule trat zurück und tauschte einen langen Blick mit Cullen. Beide Männer verzogen keine Miene. Dann zeigte Rule auf die wartenden Holzscheite.
    Nun wurde von Cullen zur Abwechslung einmal erwartet , dass er mit seinem Können angab.
    Lily hätte angenommen, dass er sich einen Spaß daraus gemacht hätte, in einem langärmligen, dramatisch wallenden Mantel zu erscheinen, aber er begnügte sich offenbar mit seinen zerschlissenen Jeans. Er trat näher an die Feuerstelle, hob beide Arme und stimmte einen leisen Chant an – was, wie sie vermutete, völlig überflüssig war.

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