Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
Polizei verständigt, die jetzt dort draußen ist.«
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»Dann waren es also nur Kinder, die Gärtner gespielt haben?«, fragte Rule.
»Ja.« Lily seufzte. »Sie haben auch noch weitere Gräber zerstört, nicht nur das auf unserer Liste. Das ist das Problem, wenn man die Öffentlichkeit um Hilfe bittet. Bevor man es sich versieht, glauben ein paar unternehmungslustige Kinder, dass wir es mit einer Zombie-Invasion zu tun haben, und pflanzen Knoblauch um Mitternacht auf den Gräbern. Knoblauch.« Sie war empört. »Sie hätten sich wenigstens vorher über die richtigen Mythen informieren können. Das wirkt bei Vampiren. Die ebenfalls nicht existieren.«
»Zombies sind kein Mythos«, sagte Cullen vom Fahrersitz von Rules Mercedes. »Knoblauch wirkt bei ihnen nicht, aber sie sind kein Mythos.«
Lily starrte seinen Hinterkopf an. »Das ist nicht dein Ernst.«
Rule saß mit Lily auf dem Rücksitz. Obwohl er sich über die Gelegenheit freute, seine nadia im Arm zu halten, saß er ungern hinten. Aber seine Rolle heute Abend erforderte ein gewisses Maß an Pomp.
Cullen spielte den Chauffeur, Alex den Bodyguard. Normalerweise wäre Cullen bei einer Zeremonie der Leidolf nicht willkommen gewesen, aber da die Rhej nicht anwesend sein konnte, waren die Familien froh über Cullens Angebot, sich um ardor iunctio zu kümmern. Das magische Feuer war zwar nicht zwingend notwendig für die Zeremonie, aber es gehörte zur Tradition.
»Keiner macht Zombies«, sagte Cullen gerade, »weil das viel zu mühselig ist. Man braucht dazu ungeheuer viel Energie, und der Zauber ist scheißschwer, und was kommt am Ende dabei heraus? Eine Leiche, die durch die Gegend latschen kann und zum Himmel stinkt, Finger und Zehen verliert und für die es nicht einmal eine Fernbedienung gibt. Wozu soll das gut sein?«
»Das hast du nicht getan. Sag mir bitte, dass du es nicht versucht hast.«
Cullen schnaubte. »Bin ich etwa ein Idiot? Natürlich nicht. Wie ich schon sagte: zu viel Energie, Zeit und Ärger für nichts und wieder nichts. Was soll ich denn mit einem Zombie anfangen?«
»Was überhaupt jemand damit anfangen kann, frage ich mich«, sagte Alex. »Andererseits muss es doch irgendwer mal für nützlich gehalten haben, wenn er einen Zauber dafür erfunden hat.«
»Menschen versuchen immer wieder, den Tod zu überlisten. Es funktioniert nicht. Wer auch immer den Zauber erfunden hat, um einen Zombie zu erschaffen, tat das nicht, weil er eine wandelnde Leiche wollte. Er wollte die Toten wieder zum Leben erwecken.« Er zuckte mit der Schulter. »Nicht alle Zauberer waren so ausgeglichen und vernünftig wie meine Wenigkeit.«
Rule grinste. »Alles ist relativ. Hier musst du rechts abbiegen.«
Sie fuhren einen gewundenen, engen Schotterweg entlang, der zu dem Parkplatz eines Campingplatzes führte. Die anderen würden bereits dort sein.
Sie hatten Rules Sorgerechtssieg in der örtlichen Pizzeria gefeiert, einem unglaublich lauten Laden mit Spielautomaten und unappetitlichen Salaten. Ganz offensichtlich hatte Toby ihn ausgesucht. Alicia hatte vor der Richterin große Würde gezeigt; danach hatte sie darum gebeten, noch ein wenig Zeit mit Toby verbringen zu dürfen, bevor sie zurück nach Washington flog. Selbstverständlich hatte Rule nichts dagegen gehabt. Toby wollte, dass seine Mutter ein Teil seines Lebens blieb. Und er brauchte es.
Jetzt aber war Toby zu Hause bei Louise. Kinder nahmen an dem gens compleo nicht teil.
Es würde im Uwharrie Nationalpark auf einem Picknickplatz abgehalten, der tagsüber von Bergwanderern genutzt wurde. Eigentlich war der Platz nachts geschlossen, aber ein Mitglied des Leidolf-Clans war hier Ranger. Sie würden ungestört sein.
Rule hatte Lily lieber nichts davon gesagt. Die Formlosigkeit dieses Arrangements – ohne offizielle Genehmigung – würde sie nur unnötig beunruhigen.
»Du bist aufgeregt wegen dieser Zeremonie, nicht wahr?«, fragte Lily leise.
Er hatte den Arm um sie gelegt, damit er besser mit ihren Haaren spielen konnte, wenn ihm danach war. Wie jetzt zum Beispiel. »Das gens compleo ist ein freudiger Anlass. Ich habe es schon einmal durchgeführt, als ich für meinen Vater einsprang, als er gesundheitlich nicht dazu in der Lage war. Äh, nicht das Mal, als wir uns kennenlernten.« Als die Leidolf einen Mordanschlag auf Isen verübt hatten. »Das ist schon ein paar Jahre her.«
»Und es ist auch ein freudiger Anlass, wenn es um die Leidolf geht.«
Er wusste, worauf sie hinauswollte.
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