Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
zu welchem Clan ein Lupus gehört, nicht wahr?«
»Das stimmt. Es ist zwar nur ein leichter Geruch, aber er ist unverwechselbar.«
»Nach welchem Clan riechst du?«
Musste sie denn immer wieder darauf zurückkommen? »Nokolai.«
»Hauptsächlich.«
»Hauptsächlich?« Erstaunt drehte Rule sich zu seinem Freund um und starrte ihn an.
Cullen zuckte mit den Schultern. »Seit Kurzem rieche ich auch einen Hauch von Leidolf, der zuerst nicht da war. Interessant, nicht?«
»Wusstest du das nicht?«, fragte Alex leise.
Rule hatte sich wieder gefangen. Er wandte sich um. »Nein.« Schließlich roch man sich nicht selbst. Und er hatte auch die Blutzeremonie nicht mitgemacht, mit der ein Lupus in einen anderen Clan aufgenommen wurde.
Und niemand hatte es ihm gesagt, verdammt noch mal. »Riechst du es auch?«
Alex nickte.
Er dachte einen Moment nach und sagte dann: »Gut. Dann rieche ich für die Jugendlichen, die ich in die Clanmacht hole, wenigstens nicht ganz fremd.«
Alex’ Lächeln war nur schwach und sehr kurz, aber Rule hatte das Gefühl, als habe er einen Test bestanden. Wie ärgerlich. Er hasste Tests – genauso wie die Tatsache, dass alle anderen außer ihm die Veränderung seines Körpergeruchs bemerkt hatten. Warum hatten sie ihm nichts gesagt?
Lily beugte sich zu ihm und flüsterte: »Jetzt bist du sauer, weil ich recht gehabt habe, stimmt’s?«
»Ja.« Nach einer Weile fügte er hinzu: »Aber eher weil ich nicht selbst daran gedacht habe. Schließlich riecht auch Cullen jetzt wie ein Nokolai. Der Gedanke hätte mir kommen müssen. Aber du kannst den Unterschied nicht riechen.«
»Nein, natürlich nicht.«
Und doch hatte sie es vermutet. Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Aber was er davon hielt, dass niemand es ihm gesagt hatte, wusste er. Er war ärgerlich.
Schon von Weitem hörte er die Menge – Gelächter, Stimmen, ein paar Geigen, die sich nicht auf eine Melodie einigen konnten. Offenbar waren sie nun auch laut genug für Lilys Ohren, denn sie sagte: »Hört sich an, als wären sie ganz schön aufgeregt.«
Ihre Worte und ihre Stimme waren nüchtern. Er fragte sich, woher er dann wissen konnte, dass sie angespannt war. Er nahm ihre Hand in seine. »Sie werden dich freundlich willkommen heißen«, sagte er sanft.
»Warum sollten sie das? Ich bin kein Leidolf, und meinetwegen konnten sie ihre Zeremonie nicht auf ihrem Clangut abhalten.«
Unvermittelt blieb Alex stehen und sah sie an. »Nein. Diese Änderung geschah nicht deinetwegen, sondern weil die Dame es so wünschte. Das verstehen sie. Du bist die Auserwählte. Es ist nicht wichtig, zu welchem Clan … Nun, es ist nicht sehr wichtig. Eine Auserwählte ist immer willkommen, genauso wie eine Rhej.«
Für Alex’ Verhältnisse war das eine lange Rede.
Lily blinzelte einmal – langsam, wie das Zwinkern einer Katze. »Danke, dass du mir das gesagt hast, Alex.«
Alex nickte, drehte sich um und ging weiter. Kurz darauf erreichten sie die Lichtung.
Kühlboxen standen überall am Rand des Geländes und Laternen – altmodische Öllampen. Die Luft war schwer vom Duft des Öles und der Lupi, vielleicht dreißig an der Zahl, jung und alt, Männer und Frauen. Alle waren noch in Menschengestalt. Kinder waren nicht anwesend. Bei den meisten Zeremonien war das anders, aber nicht beim gens compleo , das den Übergang vom Kind zum Erwachsenen bezeichnete. Fast alle trugen Jeans, lange oder abgeschnittene, und die Männer hatten keine Hemden an.
Zwei junge Männer waren ganz nackt.
Rule wartete. Das Licht der Laternen flackerte über lächelnde Gesichter, die sich ihm eines nach dem anderen zuwandten. Als sie ihn erkannt hatten, verstummten sie.
Er berührte Lilys Arm und deutete mit dem Kopf auf die ihm am nächsten stehende Gruppe. Sie nickte und setzte sich in Bewegung.
Als schließlich alle schwiegen, ging Rule zu der Feuerstelle in der Mitte der Lichtung, wo bereits säuberlich aufeinandergeschichtete Holzscheite auf sie warteten. Ein ganz schön großer Stapel, stellte er fest, eine angemessen ernste Miene wahrend. Sie nutzten die Gelegenheit, einen Zauberer das ardor iunctio übernehmen zu lassen.
Er nickte Alex und Cullen zu. Sie nahmen ihre Plätze ein – Alex zu seiner Rechten, Cullen zur Linken. Die beiden Wachen nahmen hinter ihm Aufstellung.
Rule holte tief Luft – und rief die neue Macht.
Beide Mächte folgten seinem Ruf – eine Energiewelle, die in ihm hochwallte und seine Muskeln durchströmte. Er hatte
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