Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
Anwesenden. Nach ein paar Minuten war ihre anfängliche Anspannung verflogen, und sie genoss es. Bisher hatte sie die Leidolf nur mit Waffen in der Hand und Drohungen ausstoßend erlebt. Das hier gefiel ihr wesentlich besser.
Anders als bei den Nokolai blieben hier die Frauen und Männer bedauerlicherweise jeweils unter sich. Sie unterhielt sich gerade mit einem solchen Frauengrüppchen, als eine von ihnen zu der anderen mit leiser, falsch vertraulicher Stimme sagte: »Gott sei Dank, dass Crystal nicht gekommen ist.«
»Aber, Rachel, fang nicht damit an.«
»Nein, ehrlich. Du musst doch zugeben, dass es besser so ist. Sie hat doch immer wieder behauptet, dass sie kommen würde. Ich habe wirklich gedacht, sie würde es tun.«
»Sie und David stehen sich schließlich nahe«, warf eine andere Frau ein. »Na ja, Bettgeschichten werden aber normalerweise nicht zum gens compleo geladen, oder?«
»Rachel«, sagte eine der älteren Frauen scharf, »das genügt. Wenn Crystal gekommen wäre, hätten wir sie willkommen geheißen. Das ist Tradition. Dies wäre auch Charleys Nacht gewesen, und seine Familie hätte das Recht gehabt, zu kommen, wenn sie gewollt hätte.«
Rachel warf den Kopf zurück. »Mir doch egal. Ich finde, es war sehr vernünftig von ihr, zu Hause zu bleiben. Für sie wäre es schmerzlich gewesen, und allen anderen hätte es den Spaß verdorben.«
»Crystal Kessenblaum?«, fragte Lily neugierig.
»Ja, kennst du sie?«
»Zufälligerweise ja. Zumindest sind wir uns schon begegnet. Ich hatte keine Ahnung, dass sie eine Leidolf ist.«
»Oh nein, sie gehört nicht zum Clan«, versicherte ihr die ältere Frau. »Sie und Charley hatten dieselbe Mutter, nicht denselben Vater. Aber die Tradition will es, dass auch Familienmitglieder, die nicht zum Clan gehören, bei einem gens compleo willkommen sind, wenn sie dabei sein möchten. Auch Rachel gehört nicht zum Clan.« Sie warf Rachel einen vielsagenden Blick zu und seufzte dann. »Der arme Charley. Es ist eine Tragödie, wenn sie so jung sterben.«
In diesem Augenblick stieß Rule einen leisen Pfiff aus. Alle Blicke richteten sich auf ihn.
»Hat jemand Lust auf eine Jagd?«, fragte er grinsend.
Ein paar der jüngeren Männer jubelten. Alle Männer streiften sofort die wenigen Kleider, die sie am Leibe trugen, ab, und die Frauen lachten, pfiffen und machten anzügliche Bemerkungen.
Die ältere Frau, die Lily gesagt hatte, sie sei am Feuer willkommen, ging zu dem stämmigen, braunhaarigen Jugendlichen, der nun in den Augen seines Clans ein Mann war, und umarmte ihn fest. Auch der Blonde wurde von seiner Familie umarmt und umarmte sie zurück, aber nur flüchtig.
Die Männer konnten es kaum erwarten, dass die Jagd begann. Aber nicht Lily.
Rule und Alex hatten ausführlich darüber gesprochen. Gewöhnlich überließ der ältere Rho seinem Lu Nuncio die Führung – aber bis jetzt war der Lu Nuncio auch immer gleichzeitig der Thronfolger gewesen.
Alex war der Lu Nuncio, Rule der Thronfolger. Rule wäre einverstanden gewesen, Alex diese Rolle zu überlassen, aber er hatte sich schließlich doch dafür entschieden, die Aufgabe des Rho vollständig zu übernehmen. Er war jung genug, fit genug, um die anderen richtig rennen zu lassen. Hätte er die Führung Alex überlassen, hätte er damit zu verstehen gegeben, dass er entweder nicht fit genug war oder nicht glaubte, dass die Leidolf-Wölfe die Regeln der Jagd einhielten.
Was bedeutete, dass Rule sich wandeln und in der Nacht verschwinden würde. Alex würde ihm zwanzig Sekunden Vorsprung geben – aber, hatte Rule ihr lächelnd gesagt, es waren fast nie ganze zwanzig Sekunden. Eher fünfzehn. Dann würde Alex ihm die anderen Wölfe hinterherschicken.
Es war nur Spaß – und dann auch wieder nicht. Durch das Jagdspiel bestätigte der Rho seine Dominanz. Ein Rho oder sein Lu Nuncio musste schneller und cleverer sein als die Lupi, die ihn jagten, und zum Lagerfeuer zurückkehren, ohne markiert worden zu sein. Markiert wurde er durch eine leichte Berührung eines anderen Lupus, der Rules Geruch damit aufnahm. Ein bisschen Blut war erlaubt, aber nicht gewünscht, denn es sollte nicht zu einem offenen Kampf kommen. Das Können eines Rhos wurde sowohl nach Geschicklichkeit als auch körperlicher Leistungsfähigkeit beurteilt – und danach, wie lange er die anderen beschäftigen konnte.
Alex würde zurückbleiben, genau wie Cullen, der an einer Leidolf-Jagd nicht teilnehmen durfte. Und die beiden Wachen
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