Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
auch.
Lily hatte versucht, Einwände zu erheben, aber Rule hatte sich unnachgiebig gezeigt. Ein Rho nahm keine Bodyguards mit auf die Jagd. Niemals. Also würde er vor einem Dutzend Lupi davonlaufen, die möglicherweise sein Blut sehen wollten.
Sie würden ihn nicht töten, hatte er ihr ruhig erklärt. Sie würden die Macht nicht auf diese Weise gefährden. Im schlimmsten Fall, wenn er so ungeschickt wäre, sich von ein paar Leidolf fangen zu lassen, die bereit waren, gegen die Regeln der Jagd zu verstoßen, würden sie ihn blutig beißen. Oder es zumindest versuchen. Er war sich viel zu sicher, dass er ihnen noch schlimmer zusetzen konnte.
Rule hatte sich genauso begeistert wie die anderen ausgezogen. Er zwinkerte ihr zu, lächelnd. Am liebsten hätte sie ihn geschlagen. Dann sah er sich um, ein Funkeln in den Augen, das sie an Cullen erinnerte – oder an Toby. Das ihr sagte, dass er etwas im Schilde führte.
Und dann wandelte er sich.
Nicht so schnell wie das letzte Mal, als er den Übergang mitten im Sprung vollzogen hatte, aber immer noch zu schnell, als dass sie es mit den Augen hätte erfassen können. Eben noch stand er da, nackt und lächelnd. Und im nächsten Moment hatte er vier Beine, das Maul zu einem Grinsen verzogen. Und ihr Herz setzte einen Schlag aus.
So ist er mir in Erinnerung …
Dieser Gedanke ging ihr durch den Kopf, und Liebe stieg in ihr auf, wie ein Schmetterlingskuss ihres anderen Selbst, das ihn nur als Wolf gekannt hatte. Sie sah zu, wie ein Dutzend Lupi sich ebenfalls wandelten – mitgerissen von dem Sog des plötzlichen Wandels ihres Anführers. Selbst Cullen. Der Zauberer jaulte überrascht auf, als er wohl oder übel in den Wandel gezogen wurde.
Oh, er hatte sie alle ausgetrickst! Damit hatte er sich einen guten Vorsprung verschafft. Lily lächelte, als Rule in die Nacht rannte.
Die Tür! Die Tür stand offen!
Sie waren gekommen. Die warmen Körper waren alle zu ihm gekommen, selbst der Mann, und es war begeistert. Nun sollte es sicher so sein. Aber wenn es versucht hatte, sich ihnen zu nähern, war es ihm nicht möglich gewesen. Es hatte zugesehen und geweint, bis es anfing zu zerfallen, so sehr sehnte es sich danach, zu dem Feuer zu gehen, an dem Ritual teilzunehmen. Aber es ging nicht. Obwohl sie zu ihm gekommen waren, wurde es ausgesperrt. Von demjenigen, verstand es dunkel, dem es unbedingt näher kommen musste. Von dem Mann – oder von der Magie des Mannes.
Aber das Warten hatte sich gelohnt, denn der Mann wandelte sich und rannte davon – und das war der Moment, als die andere Hülle sich ihm wieder öffnete. Dieses Mal blieb die Tür offen stehen, lud es ein.
Verzweifelt, erfreut, huschte es hinein.
Rule rannte, so schnell er konnte, genoss die Geschwindigkeit, die körperliche Anstrengung der Jagd. Es war schon zu lange her, viel zu lange, seit er das letzte Mal mit Wölfen gespielt hatte. Jetzt verstand er, dass seine schönen logischen Gründe, diese Rolle zu übernehmen, nur ein Teil der Wahrheit waren.
Er wollte von ihnen gejagt werden. Er wollte schneller sein als sie, sie überlisten, gewinnen. Er grinste in die Nachtluft, die an seinem Gesicht entlangstrich, als er über einen Baumstamm sprang.
Und spürte, wie Lily starb.
33
Kalt. Eiskalt. Die schlimmste Kälte, die Lily je gefühlt hatte, drängte sich in sie wie etwas Lebendiges. Und mit ihr kam die Todesmagie – eine unsagbare Fäule, die sie durchströmte und ihr die Luft nahm – und zerbrach etwas in ihr, einen Teil von ihr, nach dem sie fasste, noch als die Kälte es verschlang und sie allein zurückließ. Unerträglich allein.
Du bist zu mir gekommen, sang jemand leise. Du bist gekommen.
Was –?
Ihr seid alle zu mir gekommen. So soll es sein. Das Feuer. Geh jetzt zum Feuer.
Die Worte schnitten wie Eissplitter in ihr Hirn. Sie taten weh. Ihr Bein begann, sich zu bewegen. Nein! Nein, sie würde nicht … Die Stimme in ihrem Kopf. Das war der Wiedergänger. Wer sonst? Sie würde sich nicht bewegen, würde nicht zulassen, dass er sie töten ließ.
Geh zum Feuer , wiederholte die Stimme.
Eis, das in ihr Hirn schnitt – sie versuchte zu schreien. Vergeblich. Aber … »Nein.« Es war nur ein Flüstern, hauchdünn, mehr brachte sie nicht heraus. Ihre Lippen bewegten sich kaum – aber ihre Beine rührten sich gar nicht.
Du kannst mit mir reden!
Sie spürte sein Erstaunen, wie einen Schneesturm, wie Eisschollen, die auf dem kalten Meer trieben. »Geh … raus … aus mir.«
Du
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