Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Javier würde es tun.
Javier war wieder auf den Beinen. Isen hatte nicht versucht, den Moment der Verwirrung zu seinem Vorteil zu nutzen. Dazu war er nicht schnell genug, und er wusste es. Er musste den anderen Wolf näher zu sich locken, vielleicht indem er so tat … In einiger Entfernung jaulte ein Wolf dreimal kurz auf.
Heilige Scheiße . Der Feind hatte den Köder schließlich doch geschluckt. Isen hob die Nase, aber der Wachposten stand gegen den Wind, deswegen roch er nichts. Er blickte in diese Richtung.
Javiers harter, schwerer Körper prallte gegen ihn. Er hatte den Kiefer weit aufgerissen. Ihn umwerfen und nach dem Bauch schnappen, das war seine Absicht. Isen wand sich wie wild, konnte verhindern, ausgeweidet zu werden, rollte aber auf sein zerbissenes Bein. Für eine Sekunde lähmte ihn der Schmerz – eine Sekunde zu viel. Javier sprang ihn erneut an.
Und wurde von einem anderen Wolf weggestoßen. Stephen. Der jetzt zwischen Isen und Javier kauerte und den jüngeren Wolf warnend anknurrte.
Stephen mochte der Tradition zu sehr verhaftet sein, aber wenn es um Fairness und Vernunft ging, konnte man auf ihn zählen. Der Kampf war zu Ende gewesen, als der Wachposten Alarm geschlagen hatte. Vor Schmerz hechelnd, rappelte Isen sich auf und machte sich schnell ein Bild von der Situation. Er hatte Stephen gewarnt, dass sie möglicherweise angegriffen würden, deswegen hatte Stephen alle vier seiner Begleiter in Wolfsgestalt als Wachposten aufgestellt. Jetzt jaulten sie sich gegenseitig in einem Code zu, den Isen nicht kannte. Seine eigenen Leute folgten seinen Befehlen und rannten zu –
Isen hörte den Gewehrschuss. Die Kugel spürte er schon nicht mehr.
Lily rief Pete an, Benedicts Stellvertreter. Das Clangut befand sich bereits in Alarmbereitschaft, aber er musste von dem RN 40 wissen – das, wie man ihr gesagt hatte, einen charakteristischen Geruch hatte. Ähnlich wie Mandeln, wenigstens für eine menschliche Nase. Außerdem wollte sie wissen, ob es Neues über den Herausforderungskampf gab. Nichts, sagte er.
Cynna ging unruhig auf und ab. Sie wartete darauf, dass Cody mit der Probe des Sprengstoffs eintraf.
Cullen saß immer noch auf dem Boden vor der Besenkammer. »Lily, ich brauche dich hier.«
»Ich muss los«, sagte sie zu Pete und steckte ihr Telefon weg. »Was ist?«, fragte sie und ging zu ihm.
Er hob nicht den Blick. »Ich werde das Ding heute Nacht nicht knacken können. Es ist komplizierter als alles, was ich bisher gesehen habe. Aber ich habe den Faden isoliert, der es mit Energie versorgt.«
Sie ging in die Hocke, aber durch die Schlinge war die Position unbequem, deswegen ließ sie sich auf ein Knie nieder. »Okay. Heißt das, du kannst den Faden durchschneiden, und dann bekommt er keinen Saft mehr?«
»Dafür brauche ich dich.«
»Mich?« Wenn er sie gebeten hätte, nackt für ihn zu tanzen, hätte sie nicht überraschter sein können. Eigentlich hätte der Vorschlag, nackt zu tanzen, sogar gut von ihm kommen können.
»Ich habe es ganz bewusst einen Faden genannt. Fäden werden gedreht, um sie fester zu machen. Dieser ist auf eine Art gedreht, die ich bisher noch nie gesehen habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich der Faden, wenn er durchgeschnitten wird, aufdreht. Dadurch wird die Energie, die in der Drehung liegt, frei. Direkt am Bann kann ich ihn nicht durchschneiden – frag mich nicht, warum, für eine Erklärung habe ich keine Zeit. Es wird ein kleiner Fadenrest übrig bleiben; die Energie, die er freigibt, löst den Bann aus.«
»Okay«, sagte sie zweifelnd. »Aber wozu brauchst du mich?«
»Um diese kleine Menge Energie zu absorbieren.«
Sie öffnete den Mund … und schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen.
Zweimal hatte sie bisher aktiv Magie einer anderen Person absorbiert. Passiv tat sie es offenbar ständig, nur in sehr geringen Mengen. Darin bestand im Wesentlichen ihre Gabe – winzige Mengen Energie aufzusaugen, die ihr Gehirn dann als Textur interpretierte. »Soll ich versuchen, die aufzusaugen?«
»Ja, aber zieh nicht zu stark. Der Faden ist mit dem Netzknoten verbunden – in diesem Punkt bin ich mir sicher. Nichts anderes ist so klar und rein. Wenn du zu heftig ziehst, fließt zu viel Energie durch den Faden, und er reißt.«
»Weißt du denn, wie stark zu stark ist? Ich weiß ja nicht einmal, ob ich das schaffe!«
»Ich überwache, was du tust. Also, wir gehen folgendermaßen vor: Ich lege deinen Finger auf die Stelle, an der du ziehen
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