Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Furcht einflößend aus. Und klang auch so. Warum weckte dann diese Grimmigkeit in ihr das Verlangen, ihn anzufassen? Dort, entlang seines harten Kiefers … Benimm dich , sagte sie sich. »Die Sidhe-Welten sind nicht homogen, genauso wenig wie unsere Welt. Es gibt Staaten in unserer Welt, da sind Menschenrechte nichts wert. Und in der Sidhe-Welt ist das nicht anders. Es gibt einen Ort, da herrschen Sklaverei und fürchterliche Zustände. Falls ich je dort enden würde, würde man mich laut Eledan als Zuchtmaterial benutzen.«
»Und woher sollte jemand in dieser Sklavenwelt von dir wissen?«
»Wie ich sagte, mein Vater hat meine Geburt registrieren lassen, deshalb dürfte es nicht allzu schwer sein, herauszufinden, dass ich existiere und dass dies meine Heimatwelt ist. Vor allem, wenn man bedenkt, was Eledan von Beruf ist.«
Dieses Mal sprach Isen. »Und das wäre?«
»Ähm. Wir kennen hier nichts Vergleichbares. Er ist ungewöhnlich fruchtbar für einen Sidhe, deshalb wird er im Prinzip dafür bezahlt, dass er Frauen schwängert. Ähm … allerdings nicht meine Mutter. Das war wohl ein unbezahlter Job. Sie fiel ihm während eines Besuchs in unserer Welt ins Auge. Er hat in der Tat die Fähigkeit zu einer leichten Sidhe-Hypnose, aber auch ohne ist er fast so hübsch wie Mr Seabourne.«
»Cullen«, murmelte Seabourne. »Entzückende Frauen sollten mich Cullen nennen, nicht Mister.«
Sie belohnte ihn mit einem schnellen Lächeln, bevor sie fortfuhr. »Ich wollte nur sagen, dass Mom keine Arbeit für Eledan war, aber er kam trotzdem zurück, um zu sehen, ob er sie geschwängert hatte. Teils aus Verantwortungsgefühl, wie ich sagte, teils, weil es in seinem Interesse ist, möglichst viele Nachkommen zu zeugen. Insbesondere Sidhe-Nachkommen. Deshalb kann man nicht davon ausgehen, dass er mit seiner Annahme, ich sei Sidhe, recht hat. Ich vermute, er verwechselt Wunsch mit Wirklichkeit.«
Benedict schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Entschuldigt mich.«
Sie wollte ebenfalls aufstehen. »Was hat er?«
Isen legte ihr die Hand auf den Arm. »Geben Sie ihm einen Moment.«
»Aber – «
»Er ist aufgebracht. Die Art, wie Ihr Vater Sie behandelt, gefällt ihm nicht.«
Sie sah zu, wie Benedict mit drei langen Schritten die Stützmauer erreichte und fast senkrecht in die Höhe auf die obere Terrasse sprang. Dort begann er auf und ab zu gehen.
Nachdenklich runzelte Arjenie die Stirn. Benedict war ehrlich aufgebracht. Sein Vater schien zu glauben, dass man ihn besser allein lassen sollte, aber … »Deuten Sie immer seine Reaktionen für andere?«, fragte sie Isen, doch dann tätschelte sie die Hand, mit der er sie zurückgehalten hatte. »Schon gut. Ich denke, ich frage ihn lieber selbst.«
Schnell sagte Seabourne: »Das ist vielleicht keine gute Idee.«
»Resides« , murmelte Isen, aber an Seabourne gerichtet, nicht an sie. Was in dieser Situation so viel hieß wie Beruhige dich oder Reg dich ab . »Benedict ist anders als du.«
Arjenie humpelte zur Treppe. Benedict blieb stehen und blickte zu ihr herunter, mit gar nicht freundlicher Miene. Deshalb war sie erstaunt, als er zu ihr heruntersprang. »Du sollst den Knöchel doch nicht belasten.«
»Es geht schon viel besser.« Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihn zu mustern. »Was ist los?«
»Mein Vater hat meine Reaktion ganz richtig gedeutet.«
»Oh. Na ja, Eledan kann manchmal ein ganz schönes Arschloch sein, wenn man ihn an unseren Maßstäben misst – «
Das unterdrückte Prusten kam von Seabourne.
» – und selbst für einen Sidhe ist er, glaube ich, sehr sorglos. Natürlich basiert diese Einschätzung auf einer Stichprobe von eineinhalb, deshalb könnte ich mich auch irren.«
»Halb? In der Probe war ein halber Sidhe?«
Sie winkte ab. »Ich verstehe nicht, warum du so aufgebracht bist.«
»Weil dein Vater seine Karriere als professioneller Deckhengst fördern wollte, könntest du wegen deines Blutes oder zu Zuchtzwecken versklavt werden.«
»Das gefällt mir.« Sie lächelte erfreut. »Professioneller Deckhengst. Das ist gut ausgedrückt. Aber vielleicht habe ich fälschlicherweise den Eindruck erweckt, als wäre alles nur schwarz oder weiß. Meine Geburt hat er zum Teil aus Eigennutz registrieren lassen, aber nicht nur. Für Eledan ist es schrecklich wichtig, Sidhe zu sein. In seinen Augen wäre er seiner Pflicht mir gegenüber nicht nachgekommen, wenn er es nicht getan hätte. Es käme ihm gar nicht in den Sinn, dass ich es vielleicht
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