Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
auch von der Dame geschickt, und ich hätte dich beinahe wegen Mordes verhaftet.«
Er lächelte. »Aber das hast du nicht. Isen nannte sie seltsam unschuldig. Nicht naiv oder dumm. Unschuldig. Ich weiß nicht genau, was er damit meint.«
Lily ebenfalls nicht. Aber sie war neugierig. Sehr sogar. So lange schon war sie die Eine , die Einzige, die wusste, wie sich ein Band der Gefährten anfühlt. Die einzige Auserwählte.
Nein, das stimmte nicht, korrigierte sie sich. Es gab eine Auserwählte in Afrika, im Mondoyo-Clan. Lily hatte sie nie getroffen oder mit ihr gesprochen. So wie die meisten anderen Lupi, denn die Frau reiste nicht und sprach kein Englisch. Auch der Clan der Cynyr hatte eine Auserwählte gehabt, doch sie lebte in Wales, und sie starb im Alter von einhundertdrei Jahren, noch bevor Lily Rule traf.
Doch in Nordamerika war Lily die Erste, seitdem Benedicts Auserwählte gestorben war. Und nun gab es noch eine.
»Nun gut, dann wissen wir also weder ihren Namen noch woher sie kommt«, sagte sie, das Offensichtliche abhakend. »Aber du sagtest, sie hätten ihren Wagen gefunden, dann kann es doch nicht so schwer sein.«
»Nein, wir kennen ihren Namen. Tut mir leid, ich dachte, ich hätte es dir gesagt.« Rule schüttelte den Kopf. »Vielleicht habe ich mich bei Benedict angesteckt. Er nennt sie nie beim Namen, sondern sagt immer nur ›sie‹ oder ›die Gefangene‹. Sie hat einen ungewöhnlichen Namen. Arjenie Fox.«
Lily starrte ihn an. War es möglich, dass es zwei Menschen mit dem gleichen Namen gab? »Ich brauche meinen Computer. Mist. Ich muss nachsehen … Rule, ich kenne sie. Ich habe mit ihr zusammengearbeitet.« Und sie gemocht, verdammt noch mal. »Arjenie Fox ist beim FBI . Und jemand vom Büro hat versucht, Ruben zu töten.«
Rules Augenbrauen senkten sich. »Sie war es nicht. Das Timing passt nicht.«
Sie widersprach. »Das weiß ich. Aber vielleicht reden wir hier nicht von einem Einzeltäter. Der Anschlag auf Ruben, der Anschlag auf mich, und dann taucht ganz zufällig Arjenie bei Friar und auf dem Clangut auf?« Sie schüttelte grimmig den Kopf. »Auserwählte hin oder her, das ist verdächtig. Bestenfalls weiß sie mehr, als sie sagt. Und schlimmstenfalls ist sie darin verwickelt.«
21
Die seidige Nachtluft ließ Arjenie an die Abende im Spätfrühling zu Hause denken. Doch hier gab es keine Glühwürmchen. Gab es überhaupt Glühwürmchen in diesem Teil von Kalifornien? Sie fragte Isen danach, der die Frage verneinte und ihr dann von einigen hiesigen Insekten erzählte.
Jetzt, da er ihr keine Angst mehr einjagen wollte, war Isen Turner ein wundervoller Gastgeber. Er konnte ebenso gut zuhören wie reden – er war ein unterhaltsamer Gesprächspartner, egal ob er über Wein oder über Insekten redete – , und er hatte einen hintersinnigen Humor. Ganz offensichtlich wollte er, dass sein Gast sich fühlte, als wäre sie etwas Besonderes.
Besonders und entspannt genug, dass ihr die Zunge locker wurde. Doch das störte sie nicht. Denn sie wusste ja, dass sie niemals aus Versehen etwas über Dya verraten würde.
Sie verbrachte einen sehr schönen Abend. Benedict saß neben ihr; sie war sich seiner Anwesenheit stets bewusst, auch wenn er nichts sagte. Dafür redete Cullen umso mehr. Seine Ruppigkeit hatte er abgelegt. Als Isen den Tisch verließ, um einen Anruf entgegenzunehmen, flirtete er mit ihr, was sie beide erheiterte. Er war ein bisschen forsch dabei, ohne es aber wirklich ernst zu meinen, deshalb entspannte sie sich und hatte ihren Spaß. Wie oft bekam eine Frau schon von einem unglaublich sexy Mann gesagt, dass sie frisch und geheimnisvoll wie eine Sommernacht duftete oder dass ihr Haar ihn daran erinnerte, wie die Flammen eines magischen Feuers auf seinen Fingern tanzten?
Als Isen zurückkam, hatte er immer noch den Knopf im Ohr. Er legte das Telefon in seine Nähe. Benedict sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Anscheinend war das ein für Isen unübliches Verhalten. Sie hoffte es. Tante Robin duldete keine Telefone am Tisch, und Arjenie fand, sie hatte recht.
»Neue Entwicklungen«, sagte Isen vage. »Entschuldigen Sie bitte. Ich muss erreichbar bleiben, aber es ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssen.«
Das weckte selbstverständlich ihre Neugier, doch es ging sie nichts an, es sei denn, sie würden von einem anderen Clan angegriffen oder so. Aber wenn das der Fall war, würde er wohl mehr tun, als nur den Stöpsel im Ohr zu behalten.
Als schließlich
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