Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
nicht gewollt hätte.«
»Vielleicht, weil nicht er es ist, dem die Gefahr droht.«
»Neiiin … wenigstens glaube ich das nicht. Ich halte ihn nicht für einen Feigling. Eigennützig und ein bisschen faul, aber nicht feige. Wie dem auch sei, ich glaube nicht, dass die Gefahr sehr groß ist. Diese Welt ist groß. Wenn mich wirklich jemand entführen will, muss er mich erst einmal finden, also ziehe ich keine Aufmerksamkeit auf mich.« Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht sucht ja nicht mal jemand nach mir. Ich bin nur vorsichtig, das ist alles.«
»Kein Facebook, kein Myspace, kein Twitter. Überhaupt bist du nicht im Internet unterwegs.«
»Das hast du nachgeprüft?«
»Ich weiß, wie man googelt. Ich frage mich, ob ein Killer aus einer anderen Welt das eventuell auch kann.«
»Wer weiß? Ich glaube, falls sich jemand die Mühe machen sollte hierherzukommen – und dahinter steht ein großes Fragezeichen – , würde er nicht lange genug bleiben, um das alles zu lernen. Und er könnte nicht einfach einen Findezauber anwenden. Meine Gabe schützt mich davor.«
Er sah so angespannt aus. Unglücklich. Vielleicht war das der Grund, warum sie jetzt etwas Dummes tat. Sie berührte seine Wange.
Er erstarrte. Sie strich mit den Fingerspitzen seinen Kiefer entlang und ließ die Hand dann widerstrebend sinken. »Ich habe das Gefühl … bist du selber Vater?«
Er nickte langsam, die Augen wachsam, als wäre er kein Mann, sondern ein Wolf, der nicht wusste, was er davon halten sollte, dass dieser Mensch es wagte, ihn anzufassen.
»Mein Onkel Clay auch. Für die Kinder, die er mit Tante Robin hat, und für mich auch. Ich bin nicht vaterlos aufgewachsen. Ich leide nicht darunter, dass mein Erzeuger nicht mein Vater ist.«
Sein Gesicht wurde weich. Es war nicht wirklich ein Lächeln, aber es kam ihm doch sehr nahe. »Dann muss ich also kein Mitleid mit dir haben.«
»Absolut nicht. Und Wut – na ja, ich will nicht sagen, dass sie nicht manchmal nützlich sein kann, aber in diesem Fall ist sie zwecklos. Es würde nichts ändern.«
Er sagte nichts. Sein Blick war so eindringlich, fixierte sie … Er wird mich gleich küssen .
Arjenies Herz schlug schneller. Sehnsucht stieg in ihr auf, süß und warm wie ein Sommerregen. Sie vergaß, dass noch andere am Tisch nur ein paar Meter entfernt saßen. Ihre Lippen teilten sich.
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter … und ließ sie langsam ihren Arm heruntergleiten. Dann ergriff er ihre Hand.
»Verfolgst du die Nachrichten?«, fragte er.
»Oh. Äh. Na ja.« Stimmte etwas mit ihrem Radar nicht, oder hatte er sich umentschieden? Sie riss sich zusammen. »Ich bin ein kleiner Nachrichten-Junkie, aber ich sehe echte Nachrichten, nicht die Talkrunden, wo immer nur geredet und geredet wird. Aber im Moment bin ich nicht ganz auf dem Laufenden, weil ich so viel unterwegs war und … äh … noch andere Sachen gemacht habe. Ich habe noch nicht mal die Times online gelesen.«
Er nickte. »Dann hast du vielleicht noch nicht von Ruben Brooks und Lily gehört.«
»Was?« Sie erschrak. »Ruben? Lily? Was habe ich nicht gehört?«
»Brooks hatte gestern einen Herzinfarkt. Und gestern Abend wurde auf Lily geschossen.«
»Geschossen!« Sie packte seinen Arm. »Ist sie – nein, ihr würdet nicht seelenruhig hier sitzen und mit mir zu Abend essen, wenn sie … aber es geht ihr doch gut? Und Ruben? Was ist mit Ruben?«
»Lily wurde am Arm verletzt. Wir wissen noch nicht, ob es wieder ganz heilen wird. Brooks hat den Infarkt überlebt, sein Zustand ist angeblich stabil. Doch man fragt sich, ob er auf natürliche Weise aufgetreten ist oder magisch verursacht wurde.«
»Verursacht«, flüsterte sie. »Oh nein.«
»Du weißt etwas darüber.«
»Nicht darüber, dass auf Lily geschossen wurde.« Aber über Rubens Herzinfarkt … aber vielleicht irrte sie sich. Vielleicht gab es auch andere Methoden, um Herzkranzgefäße zu verstopfen. Voodoo? Es könnte ein Voodoo-Zauber gewesen sein. Vielleicht. »Ich brauche meinen Laptop. Und mein Handy. Ich muss mich melden.« Und sie wollte ins Internet, um zu recherchieren. Sie musste wissen, wie sehr Rubens Symptome denen eines Herzinfarkts ähnelten.
Doch falls es tatsächlich ein Herzinfarkt gewesen war, dann konnte auch kein Voodoo daran schuld sein.
Isen trat hinter seinen Sohn. »Noch nicht. Erst müssen Sie uns sagen, was Sie wissen oder vermuten.«
»Das kann ich nicht.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, wir waren
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