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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Fenster offen, Fritz.«
    Er sieht nach oben. Wirklich, oben im Giebel steht ein Fenster offen!
    »Großartig, gnädiges Fräulein! Jetzt werden wir dem Herrn gleich einen kleinen Besuch machen. Sie, he, junger Mann, ich heb Sie hier auf die Kastanie – von dem Ast kommen Sie leicht ins Fenster.«
    Doch der Diener Räder tritt zurück. »Wenn das gnädige Fräulein verzeihen – aber ich möchte jetzt lieber nach Hause gehen.«
    Der Leutnant flucht: »Seien Sie doch nicht albern, Mensch – wo das gnädige Fräulein dabei ist!«
    »Ich bin Ihnen gerne behilflich gewesen, gnädiges Fräulein«, sagt der Diener Räder mit unerschütterlicher Festigkeit undkennt und hört überhaupt keinen Leutnant, »und ich hoffe, Sie werden es nicht vergessen. Aber jetzt muß ich wirklich ins Bett gehen …«
    »Ach, Hubert«, bittet Weio, »tun Sie mir doch den Gefallen! Wenn Sie uns die Haustür aufgeschlossen haben, können Sie sofort nach Hause gehen. Es ist doch nur ein Augenblick!«
    »Es ist gewissermaßen eine strafbare Handlung, Verzeihung, gnädiges Fräulein«, wendet der Diener bescheiden ein. »Und eben standen zwei Frauen bei dem Dunghaufen. Ich möchte wirklich lieber ins Bett gehen …«
    »Ach, laß den albernen Kaffer doch gehen, Violet!« ruft der Leutnant wütend. »Der hat ja Schiß wie ’ne ganze Kompanie mit Ruhr! Ziehen Sie ab, Jüngling, und daß Sie sich nicht noch hier in den Büschen herumdrücken!«
    »Ich danke auch vielmals, gnädiges Fräulein«, sagt der Diener Räder mit unbeugsamer Höflichkeit. »Ich wünsche dann eine gute Nacht.«
    Und sicheren, unerschütterlichen Schrittes (er kennt keinen Leutnant) verschwindet er um die Hausecke.
    »So ein Stiesel!« schilt der Leutnant. »Wahrhaftig, Violet, ich möchte einmal am Sonntag sehn, was der sich die ganze Woche lang einbildet! – So, und nun hilf mir auf den Baum. Wenn der Stamm von der Nässe nicht so elend rutschig wäre, würde ich es ja auch allein schaffen. Aber ich denke, was dieser Idiot kann, kannst du auch …«
    Während Weio ihrem Leutnant auf den Baum hilft, geht der Diener Räder, die Hände in den Taschen seines Jacketts, leise vor sich hin flötend, über den Gutshof. Er hat seine Augen überall, und so sieht er sehr gut die Gestalt, die im Schatten des Pferdestalls an ihm vorüber will.
    »Guten Abend, Fräulein Backs«, grüßt er sehr höflich. »Noch so spät unterwegs?«
    »Sie sind ja auch noch unterwegs, Herr Räder!« antwortet das Mädchen kriegerisch und bleibt stehen.
    »Ja, ich auch!« sagt der Diener. »Aber ich finde, jetzt ist es Zeit, ins Bett zu gehen. Wann stehen Sie denn morgens auf?«
    Aber Amanda Backs überhört seine Frage. »Wo ist denn das gnädige Fräulein mit dem Herrn hingegangen, Herr Räder?« fragt sie neugierig.
    »Alles nach der Reihe!« sagt der unjugendliche Hubert erzieherisch. »Ich hatte Sie gefragt, wann Sie morgens aufstehen, Fräulein Backs!«
    Wäre die Amanda kein echtes Weib gewesen, so hätte sie geantwortet »um fünf« und hätte dann die Beantwortung ihrer Frage verlangen können. Nun aber sagt sie: »Das kann Sie doch gar nicht interessieren, Herr Räder, wann ich aufstehe!« und macht dadurch die Debatte uferlos.
    Aber schließlich, nach längerem Hinundherreden, erfährt Herr Räder dann, daß Amandas Aufstehzeit sich nach dem Sonnenaufgang richtet, weil die Hühner mit Sonnenaufgang wach werden. Und er hört, daß jetzt im Juli die Sonne so um viere aufgeht und daß Amanda also spätestens um fünf draußen sein muß.
    Er findet, daß dies ziemlich früh ist, er selbst steht erst um sechs, ja, oft noch später auf.
    »Ja, Sie!« sagt Amanda ziemlich verächtlich, denn im Grunde ist ein Mann, der Zimmer reinmacht, verächtlich. Und nun meint er, sie solle jetzt lieber schlafen gehen.
    »Und wo ist das gnädige Fräulein mit dem Herrn so spät noch hingegangen?« fragt Amanda recht spitz dagegen. »Die ist doch erst fünfzehn, die müßte doch längst im Bett liegen!«
    »Ja, das weiß ich nicht, wann das gnädige Fräulein ins Bett geht«, sagt Räder. »Das ist wohl verschieden!«
    Amanda gibt es noch nicht auf. »Und was war das eigentlich für ein Herr, Herr Räder? Den kenn ich doch gar nicht.«
    Aber der Diener Räder ist der Ansicht, er hat seine Pflicht getan. Das gnädige Fräulein muß mit ihrem Leutnant jetzt im Haus sein. Mehr kann er nicht tun, sie vor Spionen zu schützen.
    »Nein, den Herrn kennen Sie wohl nicht«, bestätigt er. »Es kommen eben sehr viele Herren

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