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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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doch die Reichswehr hinter sich haben, und sie nennen sich selbst die Schwarze Reichswehr. Die ganze Gegend liegt ja voll mit ihnen, aus dem Baltikum und aus Oberschlesien und von der Ruhr auch. Arbeitskommandos werden sie genannt, und entwaffnet sind sie auch. Aber du hast ja selbst gesehen und gehört …«
    »Also ein Putsch!« sagte Meier. »Und ich soll mitmachen? Das muß ich mir erst noch mal gewaltig überlegen. Bloß weil einer sagt: ›Geht in Ordnung, Kamerad!‹ – nee, darum noch lange nicht!«
    Der Förster war schon weiter. Er grübelte sorgenvoll:»Vier Jagdflinten hat der alte Herr und zwei Drillinge. Dann die Büchse. Der Rittmeister …«
    »Richtig!« sagte Meier, plötzlich erleichtert. »Wie steht denn der Rittmeister dazu? Oder weiß er etwa gar nichts davon –?«
    »Ja, wenn ich das wüßte!« sprach der Förster klagend. »Aber ich weiß es eben nicht! Ich habe schon überall rumgefragt. Nach Ostade fährt der Rittmeister und pichelt manchmal mit den Reichswehroffizieren. Vielleicht setzen wir uns böse in die Nesseln, und ich verliere, geht die Sache schief, womöglich meine Stellung und ende auf meine alten Tage im Kittchen …«
    »Na, nu weine bloß nicht, altes Walroß!« lachte Meier. »Die Sache ist doch ganz einfach: warum sollen wir denn den Rittmeister nicht einfach fragen, ob er wünscht, daß wir mitmachen oder nicht?«
    »O Gott! O Gott!« rief der Förster und schlug nun wirklich die Hände verzweifelt über dem Kopf zusammen. »Du bist doch wirklich der größte Windhund von der Welt, Meier! Nachher weiß der Rittmeister von der ganzen Sache nichts, und wir haben sie ihm verraten. Und das müßtest du doch aus den Zeitungen wissen: Verräter verfallen der Feme! – Und ich …«, fiel ihm plötzlich ein, und der Himmel wurde ganz schwarz, alle Felle schwammen rauschend davon, der Arm ging ihm mit Grundeis … »Und ich Schafskopf habe dir alles verraten! Ach, Meier, tu mir den Gefallen, gib mir auf der Stelle dein Ehrenwort, daß du keinem Menschen was verrätst! Ich werde auch dem Rittmeister nicht sagen, daß du den Wald angebrannt hast …«
    »Erstens einmal«, sagte Meier, »habe ich den Wald nicht angekokelt, sondern das hat dein Leutnant getan – und wenn du den verrätst, weißt du ja Bescheid. Und wenn ich zweitens den Wald wirklich angezündet hätte, ich gehe heute abend um zehn auch zum Schulzen und gehöre also auch zur Schwarzen Reichswehr. Und wenn du mich dann verrätst, Kniebusch, du weißt doch: Verräter verfallen der Feme …«
    Da stand Meier, grinsend, mitten auf der Waldschneise und sah die Klatschbase und den Angsthasen Kniebusch frech und herausfordernd an. Und wenn diese ganze Putschgeschichte zu gar nichts weiter gut ist, dachte er, diesen elenden Ohrwurm erledigt sie – der soll mir nicht noch einmal beim alten Herrn oder beim Rittmeister einen Ton über mich riskieren –!
    Ihm gegenüber aber stand der alte Förster Kniebusch, und Röte und Blässe stiegen abwechselnd in sein Gesicht. Da hat man sich nun, dachte er etwa, durch vierzig Dienstjahre mit Hängen und Würgen hindurchgewunden und denkt: es wird ruhiger. Aber nein, es wird immer schlimmer, und wie ich jetzt nachts aus dem Schlaf hochfahre vor Angst, es ist was passiert, so ist es noch nie gewesen. Früher waren es nur die Holzrechnungen und die Angst, ob ich auch richtig addiert hatte, und mal ein Bock, ob er auch auf seinem Wechsel ging, wenn der alte Herr auf Anstand saß.
    Aber jetzt liegt man die Nacht im Dunkeln, und das Herz klopft immer schlimmer, und es sind Holzdiebe und Leutnants, und dies Aas wird jetzt auch noch frech, und es soll geputscht werden … Und schließlich sitze ich drin, wo ich doch gar nichts gegen den Herrn Reichspräsidenten habe …
    Laut aber sagte er: »Wir sind doch Kollegen, Meier, und haben manchen schönen Skat gekloppt. Ich hab noch nie ein Wort gegen dich beim Herrn Rittmeister gesagt, und das mit dem Waldbrand, das ist mir auch nur so im Zorn herausgefahren. Ich hätte dich nie verraten, natürlich nicht!«
    »Natürlich nicht!« sagte Meier und grinste frech. »Jetzt ist es bald zwölf, und zu den Zuckerrüben komme ich doch nicht mehr. Aber zum Füttern muß ich, und darum setze ich mich aufs Rad. Du kannst ja hinterherlaufen, Kniebusch, dir macht das nichts aus, was?!«
    Und dabei saß Meier schon auf dem Rade und trat an. Im Losfahren aber schrie er noch einmal: »Geht in Ordnung, Kamerad!«, und weg war er.
    Der Förster aber starrte ihm

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