Wolf unter Wölfen
Unterhaltung nicht ganz versickern zu lassen: »Heiß, was?«
Der grunzte bloß.
Meier sah ihn prüfend von der Seite an und riet: »Baltikumer, was?«
Aber diesmal bekam er nicht einmal ein Grunzen zur Antwort. Dafür rauschte es in den Kiefern. Es erschien, das Meiersche Rad führend, der Förster Kniebusch, weißbärtig, aber kahlköpfig, warf Meier das Rad vor die Füße und sprach schweißtrocknend: »Mensch, Meier, läßt du dein Rad wieder an der offenen Straße liegen?! Und dabei ist es nicht mal deines, sondern Dienstrad – und wenn es reisen geht, tobt der Rittmeister, und du …«
Darüber aber hatte der Förster den schwarzgebrannten Fleck gesehen, entzündete sich auf der Stelle zornrot (denn bei einem Beamtenkollegen konnte er sich leisten, was er bei Holzdieben wegen Lebensgefahr nicht wagen durfte) und fing an zu schimpfen: »Hast du verdammter Lauselümmel wieder deine verfluchten Stinkadores geraucht und mir meinen Wald angekokelt?! Na warte, Freundchen, da kann von Freundschaft und abendlichem Skatkloppen keine Rede mehr sein – Dienst ist Dienst, und heute abend noch erfährt der Rittmeister …«
Aber es stand geschrieben, daß für dieses Mal der Förster Kniebusch keinen Satz zu Ende bringen sollte. Denn nun entdeckte er das scheinbar schlafende, höchst verdächtige, liederlich feldgraue Subjekt im Grase und sprach: »Hast du einen Penner und Waldbrandstifter erwischt, Meier? Großartig, das gibt ein Lob vom Rittmeister; und eine Weile muß er die Klappe halten von wegen Schlappheit und Nicht-Durchgreifen und Angst vor den Leuten. – Wach auf, du Schwein!« schrie der Förster und stieß dem Kerl den Fuß kräftig in die Rippen. »Los! Hoch und ab zu Vater Philipp –!«
Doch der Getretene schob nur die Feldmütze aus dem Gesicht, schoß einen scharfen Blick auf den Wütenden und sprach mit noch schärferer Stimme: »Förster Kniebusch –!«
Es war für Negermeier sehr überraschend und noch mehr vergnüglich anzusehen, welche Wirkung dieser bloße Namensruf auf seinen Skatbruder, den Sachtegänger und Angsthasen Kniebusch hatte. Der fuhr förmlich zusammen, wie vom Donner gerührt, alles Geschimpfe verging ihm, und er sagte ersterbend im Strammstehen: »Herr Leutnant –!«
Der andere rekelte sich langsam hoch, strich die trockenen Halme und Zweiglein von Rock und Hose und sagte: »Heute abend um zehn beim Schulzen Versammlung. Sie benachrichtigen die Leute. Den kleinen Kerl da kannst du mitbringen.« Er stand, rückte an seinem Koppel und sagte noch: »Sie können auch melden, wieviel Waffen auf Neulohe greifbar sind, brauchbare Waffen und Munition, verstanden –?!«
»Zu Befehl, Herr Leutnant!« stammelte der alte Rauschebart, aber Meier merkte, wie es ihm einen Puff versetzt hatte.
Das unbestimmte Individuum aber nickte Meier kurz zu, sprach: »Geht in Ordnung, Kamerad!« und verschwand in den Büschen, Kiefernkuscheln, Kiefernstangen, Wald – weg war er wie ein Traum!
»Donnerwetter!« sprach Meier ein wenig atemlos und starrte ins Grüne. Aber das war schon wieder regungslos und flimmerte im Mittagsglast.
»Ja, Donnerwetter sagst du, Meier«, schimpfte der Försterlos. »Aber ich habe die Rennerei heute nachmittag durchs Dorf. Und ob es allen recht ist, ist noch lange nicht raus. Manche ziehen so komische Gesichter und sagen, es ist alles Quatsch und sie haben von Kapp genug. – Aber …«, fuhr der Förster womöglich noch kläglicher fort, »du hast ihn ja gesehen, wie er ist, ins Gesicht zu sagen wagt es ihm keiner, und wenn er pfeift, kommen sie alle. Nur ich höre immer die Widerreden.«
»Wer ist er denn?« fragte Meier neugierig. »So großmächtig sieht er doch gar nicht aus!«
»Wer soll er sein?!« rief der Förster ärgerlich dagegen. »Es ist doch ganz egal, wie er sich nennt, seinen richtigen Namen wird er uns schon nicht sagen. Er ist eben der Leutnant …«
»Na, Leutnant ist heutzutage nun nicht mehr so besonders viel«, meinte Meier, aber imponiert hatte es ihm doch, wie der den Förster gestaucht hatte.
»Weiß ich, ob Leutnant viel oder wenig ist!« murrte der Förster. »Jedenfalls parieren ihm die Leute. Und …«, fuhr er geheimnisvoll fort, »bestimmt haben sie eine große Sache vor, und wenn es gelingt, ist es mit Ebert und der ganzen roten Blase alle!«
»Na, na!« sagte Meier. »Das hat schon mancher gedacht. Rot scheint ’ne waschechte Farbe, die kratzt ihr nicht so leicht ab!«
»Diesmal doch!« flüsterte der Förster. »Sie sollen
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