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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Neulohe – der Pächter vielmehr. Ich habe einiges gehört – von gewissen Vorbereitungen. Ich bin – ähemm! – nicht einflußlos. – Wenn ich um eine kurze Unterredung bitten dürfte –?«
    Er sah aufgeregt diesen jungen Mann an, der ihn unverwandt betrachtete. Als der Rittmeister aber etwas atemlos geendet hatte, fragte der Leutnant kurz und knapp: »Zu welchem Zweck?«
    »Nun«, antwortete der Rittmeister eifrig, »ich möchtemich orientieren, klarsehen, verstehen Sie. Man hat ja auch seine Entscheidungen zu treffen … In meinem Betriebe arbeiten immerhin fünfzig Mann, zum größten Teil altgediente Leute … Ich könnte unter Umständen eine wertvolle Hilfe …«
    »Danke!« unterbrach der Leutnant schneidend dies Gestammel. »Unter allen Umständen verhandelt man derartige Dinge nicht vor jungen Damen! – Posten, Sie sehen, daß die Herrschaften sofort den Platz verlassen. – Guten Tag!«
    Und damit tauchte der Leutnant wieder in die Büsche, ferner raschelten die Zweige …
    Fritz! hätte Weio beinahe gerufen und sich an seine Brust geworfen. Oh, sie verstand so gut seine Kälte, sie hatte es alle diese Tage schon gefürchtet, als er nicht mehr kam und keine Nachricht von ihm: er hatte ihr die Scherereien mit ihrem törichten Liebesbrief nicht verziehen, er fürchtete, sie gefährde seine Sache; sie war für ihn ein dummes, schwatzhaftes kleines Mädchen, er hatte sie aufgegeben! Vielleicht tat auch ihm das Herz weh, aber er ließ sich nichts merken, er war stahlhart! Sie hatte es immer gewußt, er war ein Held! Aber sie würde ihm beweisen, daß sie seiner würdig war, nie würde jemand etwas von ihr erfahren, und eines Tages …
    »Bitte sehr!!« befahl der Posten fast drohend.
    »Also komm, Violet!« mahnte der Rittmeister, aus seiner Erstarrung hochschreckend, und nahm den Arm der Tochter. »Kind, du siehst ja ganz blaß aus, und eben warst du noch feuerrot. Du hast wohl einen ordentlichen Schrecken bekommen –?«
    »Er war ein bißchen sehr grob, nicht wahr, Papa?«
    »Gott, Weio, er ist eben Offizier und im Dienst! Wo kämen die hin, wenn sie allen Auskunft geben wollten?! Ich bin überzeugt, er macht seinen Vorgesetzten Meldung. Die erkundigen sich über mich, und einer von den Herren sucht mich dann auf … So ist es eben beim Militär, alles muß exakt klappen …«
    »Aber er war doch richtig häßlich zu dir!«
    »Ach, so ein junger Leutnant! Der schießt leicht mal übers Ziel hinaus. Weil er sich noch unsicher fühlt, wird er grob.«
    »War es denn wirklich ein Leutnant? Er sah so – abgerissen aus.«
    »Der Posten hat es doch gesagt! Es ist eben keine reguläre Truppe.«
    »Und wie fandest du ihn?«
    »Na ja, Weio, ich verstehe dich ja, du bist jetzt ärgerlich auf ihn, weil er ein bißchen grob war und gar nicht höflich zu einer Dame. Aber ich fand eigentlich, er machte einen ganz schneidigen Eindruck, nicht wahr? Sicher ein fähiger junger Offizier …«
    »Wirklich, Papa?! Hast du auch gesehen, was für schöne, gepflegte Hände er hatte –?«
    »Nein, Weio, darauf habe ich wirklich nicht geachtet. Aber bei mir hätte er nicht so unrasiert herumlaufen dürfen, wie gesagt, es ist eben keine reguläre Truppe!«
    »Aber, Papa …«
    Weio hätte gern dieses zärtliche Versteckspiel mit ihrem Vater, das ihr schweres Herz so erleichterte, bis nach Haus weitergespielt. Doch kam der Förster Kniebusch dazwischen. Aus zwei Wacholdern trat er heraus und grüßte Vater und Tochter.
    »Na, Kniebusch?« fragte der Rittmeister erstaunt. »Was machen Sie denn hier hinten? Ich dachte, in diese Revierecke hier kämen Sie nie.«
    »Man muß eben überall mal nachsehen, Herr Rittmeister«, sagte der Förster bedeutungsvoll. »Man denkt, es passiert nichts, aber es passiert immer was.«
    »Nanu?!« fragte der Rittmeister und blieb erstaunt stehen. »Waren Sie etwa auch dahinten?«
    »Im Schwarzen Grund? Zu Befehl, Herr Rittmeister«, meldete der Förster, den seine Wissenschaft wieder einmal brannte.
    »So, so«, meinte der Rittmeister gleichgültig. »Und haben Sie was Besonderes gesehen?«
    »Jawohl, Herr Rittmeister«, sagte der Förster, der wußte, daß eine gleich hergegebene Neuigkeit nichts wert ist. »Den Herrn Rittmeister und Fräulein Tochter habe ich gesehen.«
    »Im Schwarzen Grund?«
    »So weit sind der Herr Rittmeister ja nicht gekommen!«
    »Ach so«, meinte Herr von Prackwitz sehr unzufrieden, daß ein anderer die ärgerliche Szene mit angesehen haben sollte. »Sie haben wohl

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