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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Gang, aus purer Gutmütigkeit, ihn geht diese Sache eigentlich gar nichts an!
    Er sieht prüfend auf die Uhr. »Was das alles dauert!« ruft er ärgerlich. Es ist aber erst fünf Minuten vor halb elf.
    Der Förster fühlt die Unruhe seines Begleiters, es kommt ihm sehr darauf an, ihn festzuhalten. Zudem hat er über das nachgedacht, was der Rittmeister angedeutet hat, so sagt er vorsichtig: »Die Waffen liegen noch immer im Schwarzen Grund.«
    »Pssst!« macht der Rittmeister so laut, daß ein Herr ganz am Ende des Ganges zusammenfährt und sich fragend umdreht. Der Rittmeister wartet, bis der Herr in seinem Zimmer verschwunden ist, dann fragt er leise: »Woher wissen Sie denn das, Kniebusch?«
    »Ich hab gestern nachmittag noch mal nachgesehen«, flüstertder immer neugierige Förster. »Man will doch auch wissen, was im eigenen Walde los ist, Herr Rittmeister.«
    »So«, sagt der Rittmeister überlegen. »Und wenn sie heute noch da liegen, übermorgen liegen sie nicht mehr da.«
    Der Förster denkt nach, das Wort »übermorgen« hat er jetzt schon zum zweitenmal vom Rittmeister gehört. Er fragt vorsichtig: »Kaufen Herr Rittmeister darum ein Auto?«
    Der Rittmeister ist mit einem wichtigen Mann im D-Zug gefahren, mit dem Führer eines Putsches, er weiß eine brandneue Neuigkeit. Es kränkt ihn sehr, daß der Förster ebensoviel wissen will wie er selber. »Was wissen Sie denn von der Geschichte, Herr Kniebusch?« fragt er sehr ungnädig.
    »Ach, eigentlich nichts, Herr Rittmeister«, sagt der Förster entschuldigend. Er merkt, daß er etwas falsch gemacht hat, und seine volle Mitwisserschaft möchte er ja auch nicht eingestehen, solange er nicht weiß, woher der Wind weht. »Bloß, die Leute im Dorf reden so viel. Daß bald was losgehen soll, davon reden sie schon lange, aber vom Tag und von der Stunde weiß keiner was. Das weiß wohl nur der Herr Rittmeister!«
    »Ich habe nichts gesagt«, stellt der Rittmeister fest, der sich doch geschmeichelt fühlt! »Wie kommen denn die Leute im Dorf auf solche Ideen –?«
    »Ach …«, sagt der Förster. »Man weiß ja nicht, ob man davon reden darf.«
    »Mit mir schon«, sagt der Rittmeister.
    »Da ist doch dieser Leutnant … Herr Rittmeister kennen ihn doch auch, der so unhöflich zu Herrn Rittmeister war … Der ist ein paarmal im Dorf gewesen und hat mit den Leuten geredet.«
    »So!« sagt der Rittmeister und ist sehr geärgert, daß der Leutnant mit den Leuten und wohl auch mit dem Förster geredet hat und nicht mit ihm. Aber das will er sich nicht merken lassen. »Nun, ich will Ihnen sagen, Kniebusch, daß ich eben mit diesem Leutnant von Berlin hergefahren bin …«
    »Von Berlin!« ruft der Förster.
    »Sie sind auch nicht sehr helle, Kniebusch«, sagt der Rittmeister herablassend. »Sie haben nicht mal gemerkt, daß diese Unhöflichkeit eine verabredete Sache war, weil wir keine Sicherheit vor Lauschern hatten …«
    »Nein –!« ruft der Förster überwältigt.
    »Ja, mein lieber Kniebusch«, erklärt der Rittmeister abschließend. »Und da Sie’s morgen doch erfahren werden, kann ich Ihnen ja auch verraten, daß übermorgen um sechs Uhr morgens Kameradschaftstreffen in Ostade ist. – Wir nennen so was Kameradschaftstreffen!«
    »Ich sage es ja«, murmelt der Förster. »Man kommt aus der Unruhe nicht heraus …«
    »Aber Sie geben mir jetzt auf der Stelle Ihr Ehrenwort, daß Sie keinem Menschen ein Wort davon sagen.«
    »Selbstverständlich, Herr Rittmeister, mein heiliges Ehrenwort! Wie könnte ich –?«
    Die beiden schütteln sich die Hände. Schon ist es dem Rittmeister nicht recht, daß er geschwatzt hat, und grade zu Kniebusch. Aber schließlich hat er ja nichts gesagt, was der Mann nicht schon gewußt hat. Oder fast nichts. Der Förster ist doch ein Mitverschworener!
    Aber ein ungemütliches Schweigen herrscht zwischen den beiden.
    Grade zur rechten Zeit kommt ein junger Mann den Gang entlang, so ein richtiger Dandy mit Stöckchen und Schiebermütze, so ein Bursche, dem man auf der Stelle drei Jahre Militärdienst wünschen möchte. Er tippt mit dem Stöckchen gegen seinen Mützenschirm und sagt: »’schuldigen Sie! Wo tritt man denn hier aus der Kirche aus?«
    »Was –?!« schreit der Rittmeister fast.
    »Wo man austritt aus der Kirche – das muß hier sein.«
    »Ja, wozu wollen Sie denn aus der Kirche austreten –?« ruft der Rittmeister, empört über solche Wünsche eines kaum trocken gewordenen Jünglings. »Und Rauchen ist hier übrigens

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