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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Trage, er in den Krankenhausgarten, Geschrei, Gejachter … Ich hab auch immer mitgejachtert, immer nach der falschen Seite, weil ich gedacht habe: Besser für meinen Freund Kniebusch, sie kriegen ihn nicht …«
    »Meier –!«
    »Es ist natürlich ’ne bestellte Sache gewesen. Der Bäumer hat ja Besuch im Krankenhaus gehabt noch und noch. Ein Auto hat schon auf der andern Seite gewartet – husch die Lerche! Weg!«
    »Meier, Mensch, das vergeß ich dir nicht! Von mir kannst du verlangen, was du willst.«
    »Gar nichts verlange ich. Mir brauchst du gar nichts zu erzählen. Nur Mittag essen sollst du mit mir.«
    »Alles erzähle ich dir – die andern lassen mich sitzen, nur du hilfst mir. Was willst du denn wissen?«
    »Gar nichts will ich wissen. Wenn du mich um Rat fragen willst oder Sorgen hast wegen dem Putsch, dann zu! Ich helf dir immer gerne. Aber sonst – von mir aus!«
    Meier unterbricht sich. Überlegen sagt der Dreikäsehoch zum Gerichtsdiener: »Hören Sie mal, was machen Sie denn für Geschichten?! Lassen den alten Herrn hier über ’ne Stunde warten und wissen genau, der Hauptbelastungszeuge ist stiftengegangen!«
    »Ja, mein Herr«, sagt der Gerichtsdiener. »Das geht nicht so schnell bei uns. Offiziell ist der Termin noch, offiziell ist uns von dem Verschwinden des einen Zeugen noch nichts bekannt …«
    »Aber Sie wissen’s doch?«
    »Wissen tun wir das schon lange! Die Richter sind doch auch schon wieder weggegangen.«
    »Na, hören Sie, Männeken!« sagt der kleine Meier (und der Förster ist ganz hingerissen, wie der kleine Kerl mit einem Gerichtsbeamten umspringt). »Da könnte doch mein Freund nun auch losgehen und sich vor Freude ein bißchen die Neese begießen …«
    »Von uns aus!« sagt der Gerichtsdiener. »Wenn ich keinen Dienst hätte, ginge ich sogar mit.«
    »Also gehen Sie nach dem Dienst!« sagt Meier wie ein Fürst und holt aus der Tasche seines Sportpelzes eine Kugel lässig zerknitterter Scheine. Er zieht einen aus dem Ball, drückt ihn dem Gerichtsdiener in die Hand, sagt vornehm: »Mahlzeit! – Also komm, Kniebusch!« Und geht mit Kniebusch ab.
    Kniebusch folgt begeistert seinem Freunde, dem einzigen Menschen, dem er hier auf der Welt wirklich vertrauen kann.

10
    »Willst du das Auto nicht zurückschicken?« fragte Frau Eva, als die beiden vom Büro zur Villa hinübergingen.
    Das Auto hielt auf dem Hof, der Chauffeur stand rauchend daneben.
    Der Rittmeister zögerte einen Augenblick, angesichts der eigenen Frau war es nicht ganz leicht, den Kauf zu beichten. Es würde ein endloses Geschwätz geben.
    »Ich behalte den Wagen hier – erst einmal ein paar Tage«, setzte er lächelnd beim Zusammenfahren seiner Frau hinzu. »Übermorgen entscheidet sich allerlei – auch für uns.«
    »Finger!« sagte der Rittmeister zum Chauffeur. »Fahren Sie uns zur Villa. – Ich weiß noch nicht recht, wo wir den Wagen die nächsten Tage unterbringen – das wird sich schon finden. Sie wohnen erst einmal bei uns, der Diener wird Ihnen Bescheid sagen.«
    »Sehr wohl, Herr Rittmeister!« antwortete der Chauffeur Finger und hielt der gnädigen Frau die Tür auf.
    Frau von Prackwitz sah das glänzend lackierte, weichledrige Ungeheuer mit einer Mischung von Abwehr, Angst und Ärger an. »Ich verstehe das nicht«, murmelte sie und stieg ein. Sie drückte sich nicht in eine Ecke, nein, sie saß kerzengrade, obwohl die Kissen zum Anlehnen, Einsinken verlockten.
    Der Wagen heulte auf und fuhr sanft wie eine Wiege zwischen den Leutehäusern durch. Da alle Mann wegen des Abzugs der Zuchthäusler, wegen des Ausrückens der Gendarmen auf den Beinen waren, sah jedermann den Wagen, den lächelnden Rittmeister, die steil aufgerichtete gnädige Frau mit einer Falte zwischen den Augenbrauen. Frau Eva hatte im Rücken das unerträgliche Gefühl, daß auch alle Fenster im Schloß besetzt waren.
    Ich hätte nie in dieses Teufelsding steigen sollen! dachte sie erbittert. Achim hat wieder eine Dummheit gemacht. Nun denken die Eltern, ich bin mit ihm einverstanden.
    Die Wochen der Trennung, der Umgang mit Studmann hatten gewirkt: Auch Frau von Prackwitz hatte sich gewandelt. Früher hatte sie bei jeder Übereilung ihres Mannes gedacht: Wie vertusche ich das? Heute dachte sie: Keiner soll glauben, ich bin einverstanden!
    »Gefällt dir der Wagen, Eva?« fragte der Rittmeister lächelnd.
    »Willst du mir nicht bitte erklären, Achim«, sagte sie hitzig, »was dies heißen soll?! Ist dieser Wagen –?«
    Der

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