Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
Vom Netzwerk:
sprechen, wie sie möchte, denn das Telefon hängt offen an der Wand, aber es tut schon gut, die ruhige, ein wenig langsame Stimme des jungen Pagel zu hören …
    Jawohl, alles ist soweit in Ordnung. Das Auto mit den Herren ist längst abgefahren. Jawohl, Redereien – die Unterschrift der Protokolle habe er verweigert, er sei nicht bevollmächtigt, na ja! Sie hätten eben so abfahren müssen. – Übrigens noch eines, es werde die gnädige Frau amüsieren: Amanda Backs, sie wisse doch, die Geflügelmamsell, sie habe dem kleinen Meier vor versammelten Herren ein paar Ohrfeigen gelangt. Mit dem Rufe »Verräter!« Nein, nichts sei erfolgt, keiner der Herren habe für Meier die Hand gerührt. – Jawohl, ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet. In ihrer Art eine famose Person, ein Stück Pöbel, aber großartig … Wie es dem gnädigen Fräulein übrigens gehe –?
    Nicht gut? Oh! – Jawohl, das werde er machen, auch heizen lassen, den Badeofen auch, jawohl. Er vergesse es nicht. – Nein, mit den Mädchen sei es diesmal kein Problem, die Weiber seien alle gerade klatschnaß vom Kartoffelbuddeln heimgekommen – hier regne es jetzt sehr stark. – Er werde sich drei oder vier von den geeignetsten aussuchen und mit ihnen persönlich die Villa saubermachen …
    Ein famoser Junge. Beinahe lächelnd hängt Frau von Prackwitz den Hörer wieder an. Sie bestellt sich, ehe sie hinaufgeht, noch einen Kaffee. Ja, bitte aufs Zimmer. Und nun wieder zurück. Aber genau wie vorhin überkommt sie auf der Treppe ein Angstgefühl, ihr Herz klopft schneller. Was ist mit Violet geschehen? Sie läuft; die Röcke schlagen gegen ihre Knie, so läuft sie.
    Aber dann im Zimmer unverändert, ohne Bewegung die tief Schlafende.
    Die Angst fällt ab, eine trübe Verzweiflung tritt an ihre Stelle. Als kehrte man zu einer Gestorbenen zurück, denkt sie plötzlich. Sie macht sich wieder an das qualvolle Warten.
    Frau Eva weiß noch nicht, wie gut es sein kann, zu einer Gestorbenen zurückzukehren.

8
    »Was soll denn das?!« ruft der Leutnant empört. »Sie sind mir wohl nachgelaufen? Sie möchten mich wohl verhaften –?«
    »Reden Sie doch keinen Unsinn, Mann«, sagt der Dicke ruhig. »Wie kann ich Sie denn verhaften? Wir sind doch nicht legal.«
    »Bin ich jetzt schon ein Mann, kein Leutnant mehr?« fragt der Leutnant höhnisch. »Was wollen Sie also von mir?«
    »Zum Beispiel gerne wissen, was Sie hier ausgerichtet haben?«
    »Ich werde schon Herrn Richter darüber Bericht erstatten«, sagt der Leutnant höhnisch. »Alles wie befohlen.«
    »Ich habe mir so gedacht«, entgegnet der Dicke, »daß Sie es vielleicht vergessen könnten. Darum bin ich Ihnen entgegengegangen.«
    »Warum soll ich das vergessen? Ich habe in meinem Dienst noch nie was vergessen.«
    »Ich habe es eben gedacht«, meint der Dicke entschuldigend. »Weil wir nämlich jetzt die Nachricht haben, welches Waffenlager ausgehoben ist.«
    Er bleibt stehen, aber nur, weil der Leutnant auch stehengeblieben ist. Er richtet seinen kalten, erbarmungslosen Blick auf den Leutnant, er sagt sehr leise: »Na, Sie wissen es schon, Freundchen. Sie haben es schon drinnen gewußt beim Herrn Richter: Ihres ist es.«
    »Ich habe es nicht gewußt!« schreit der Leutnant fast.
    »Ruhig, ruhig, Freundchen«, sagt der Dicke und legt ihm die Hand auf die Schulter. Aber nicht beruhigend, sondernso, daß der Leutnant merkt, der andere hat Kräfte wie ein Ochs. »Es fragt sich nun nur, ob Sie mir erzählen wollen, wer geschwatzt hat. Ach, sagen Sie nichts«, meint er überlegen, »Sie kennen ihn oder Sie kennen sie, und wir möchten nun auch gerne Bescheid wissen. Für die Zukunft, verstehen Sie?«
    »Ich weiß nichts«, leugnet der Leutnant hartnäckig.
    »Reden Sie nicht! Der ehemalige Inspektor Meier aus Neulohe hat im Wagen von der Kontrollkommission gesessen, und der hat den Schnüfflern das Waffenlager gezeigt – das wissen wir nun auch. Machen Sie doch keine Geschichten, Mensch. Sie erzählen es mir doch nicht, damit ich einen Vorteil davon habe, sondern für Ihre früheren Kameraden, daß sie nicht noch einmal reinfallen.«
    Den Leutnant überläuft es, wie der da von seinen »früheren Kameraden« spricht, aber er packt den Stier bei den Hörnern, er erklärt trotzig: »Ich hab gesagt, ich steh für das Waffenlager mit meinem Leben ein. Und wenn es wirklich futsch ist, tu ich, was ich gesagt hab.«
    »Mein Lieber«, lächelt der andere und legt ihm wiederum die Hand auf die Schulter, aber nur sachte

Weitere Kostenlose Bücher