Wolfgang Ambros - Die Biografie
gemacht.
Meine Kinder sind durch In-vitro-Fertilisation entstanden, künstliche Befruchtung. Beim ersten Mal hat es nicht geklappt, weil die Anne, wie man uns sagte, nicht genug Eier produziert hat. Ich war traurig, habe mir aber gedacht, soll halt nicht sein. Dann nahmen wir einen zweiten Anlauf. Ich rief den Professor Pflüger an, der mittlerweile ein guter Freund von mir ist: »Heinzi, wir probieren es noch einmal.«
Im Hietzinger Spital hat er mir den Saft rausgezogen. Während ich noch im Tiefschlaf der Anästhesie gelegen bin, fuhr die Anne mit der Pipette zwischen den Beinen ins Goldene Kreuz, wo das Sperma in die bereits entnommenen Eier eingepflanzt wurde. Romantisch war es nicht, aber es ging nur so. Zehn Tage braucht es, bis man weiß, ob sich da was befruchtet hat oder nicht. Und ein paar Wochen später hört man die ersten Herztöne.
Am Tag der Entscheidung, es war Annes Geburtstag, waren wir gerade in Bayern, bei der Mutter von der Anne in der Küche. Ich habe Spaghetti gekocht, sie ist vom Arzt gekommen. Mit einem übermächtigen Grinser zeigte sie mir mit Zeige- und Mittelfinger ein V.
Leser: »Victory.«
Nein, Zwillinge. Zwei Finger, zwei Kinder.
Wwuh. Auf der einen Seite dachte ich: Habe die Ehre. Auf deranderen: Wer hat denn das schon? Wer erlebt so was? Wer kann so ein Glück für sich verbuchen und es in sein Leben integrieren? Noch dazu solche Prachtstücke, denen nichts fehlt. Die Geburt verlief reibungslos. Kaiserschnitt.
Am 25. Mai 2010 sind Rosalie und Sebastian geboren. Sie um zehn Uhr achtundvierzig, er zwei Minuten später.
Im ersten Schock zitterte ich und hoffte, dass alles dran ist. Die Untersuchungen ergaben, dass sich die Zwillinge bester Gesundheit erfreuen. Wie sehr, hat man dann Tag und Nacht gehört. Ein Konzert der puren Lebensfreude. Mit dem stehst du auf, mit dem legst du dich nieder. Die beiden flankieren mich. In aller Unschuld geben sie mir Sicherheit für das, was noch auf mich zukommen wird.
So verschieden sie sind, untereinander bilden sie eine Einheit, bei der niemand mitkann. Die Rosalie macht auf Prinzessin, hat’s aber faustdick hinter den kleinen Ohren. Der Sebastian ist der Ruhigere, der Denker. Was nicht heißt, dass man ihn überhört. Mitunter sind die zwei lauter als damals die Disco.
Man kann sich das kaum noch vorstellen, wenn man mein Haus in Waidring jetzt anschaut. Monatelang haben wir niedergerissen, ausgebaut und umgebaut, die Anne hochschwanger, ich immer wieder auf Achse. Wohnzimmer und Küche des Hauses sind noch am selben Fleck wie früher, aber wo einst die Number One und die dazugehörigen Räume waren, ist jetzt anderes Leben zu Hause. Die Number One sind jetzt Rosalie und Sebastian, etwas mehr als ein Jahr jetzt schon.
Waidring ist jetzt meine erste Heimat. Das Haus in Griechenland habe ich aufgegeben, wann immer ich hinfahre, bewohne ich ein kleines Apartment, immer dasselbe, aber nur gemietet, wie das Haus in Kenia. Im Winter war ich noch einmal allein dort, um alles für die Kinder herzurichten und weil sich dieses Buch auch nicht von selber macht. Acht Monate nach der Geburt waren wir dann alle zusammen in Afrika. Kraft tanken, bevor der Rummel um meinen Geburtstag und mein Bühnenjubiläum losgeht. Sechzig, vierzig. Sechzig Jahre Leben, vierzig Jahre Arbeit.Und wenn ich so zurückdenke, bin ich genau dort, wo ich sein will. Es fühlt sich einfach richtig an.
Leser: »Der Sinn des Lebens.«
Wie ich die Platte gemacht habe, vor mehr als einem Vierteljahrhundert, haben alle gesagt, das könne ich nun wirklich nicht bringen, etwas derartig Banales. Der Ambros erzählt uns, was der Sinn des Lebens ist. Der Sinn des Lebens ist für mich, glücklich zu sein. Es ist mir nicht immer gelungen, bis jetzt.
Ich glaube an mein Schicksal. Es wird alles passieren, wie es mir bestimmt ist. So wie meiner Frau, meinen Kindern, allen. Ich glaube nicht an ein Danach. Wenn du stirbst, bist du tot und dann bist du weg. Deine Kinder leben für dich weiter. Ich glaube an keine Religion. Aber an das Schicksal, an das glaube ich. In dem Moment, wo du das Licht der Welt erblickst, ist alles schon so gut wie bestimmt. Und das führt zu meinen:
Sieben Regeln für das Leben
Das Leben ist wie ein Backgammon-Spiel.
Du hast fünfzehn Steine, mit denen du spielen kannst, und zwei Würfel. Die Würfel sind dein Schicksal, die kannst du nicht beeinflussen.
Was du mit diesen fünfzehn Steinen machst, ist deine Entscheidung.
Bist du klug und im Grunde
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