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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ambros
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dir? Du musst ja völlig fertig sein.«
    »Was heißt fertig«, sagte sie, aber es klang so ausgeschlafen wie der junge Tag. Ich war beeindruckt und dachte: Das wäre schon eine für mich. Wenn ich die Schnauze nicht so voll gehabt hätte von dem ganzen Weibsvolk, die könnte mich mit ihrer Zunft versöhnen. Ihre Telefonnummer habe ich jedenfalls aufgehoben.
    Bei einem der nächsten Auftritte, es war auf der Burg Finkenstein, fiel sie mir wieder in die Hände. Ich rief sie an, beschrieb ihr mein kleines Apartment und fragte, ob sie nicht vorbeikommen wolle. Kärnten, Bayern, da hupft man ja schnell einmal herüber. Sie beeindruckte mich zum zweiten Mal. Ein paar Stunden später rief sie an und sagte: »Bin schon in der Nähe. Wo muss ich hin?«
    Ich dirigierte sie nach Velden und rechts und links und wieder links, und puff!, war sie da. Nach meinem Konzert verbrachten wir ein paar wunderbare Tage am Wörthersee, die damit endeten, dass ich sie nach Kenia einlud, und patsch!, war sie wieder da. Die Anne hat einen Willen, der eine eigene Postleitzahl hat. Was sie sich in den Kopf setzt, passiert.
    Etwas ungünstig für mich war, dass ich nicht allein am Diani Beach lag, die Journalistin hatte wieder ein Interview im Sinn gehabt. Warum ich den Thomas Sollacher bat, die Anne auszuquartieren und nicht die Journalistin, weiß ich bis heute nicht. Vermutlichversuchte sich die Freiheit in einem letzten Aufbäumen. Hat ihr nichts genützt letztlich.
    Die Anne fand sich ein paar Freundinnen, ging mit ihnen auf Safari und dann ihrer Wege. An meinem nächsten Geburtstag bekam ich eine SMS. Alles Gute, Anne. Kurz und schmerzlos. Ich habe sie angerufen und mich großflächig entschuldigt für vergangene Verhehlungen und begangene Verfehlungen.
    Seither sind wir zusammen, die Anne und ich. Und ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen. Die Speisekarte der weiblichen Verführungen habe ich zugeschlagen, ich esse daheim, und das auch noch mit wachsendem Appetit. Die Anne gibt mir Halt, Kraft, Geborgenheit, alles, was man sich nicht sagen traut aus Scheu vor dem Pathetischen.
    Leser: »Und aus Angst, dass man sich wieder die Finger verbrennt.«
    Apropos. Wir unternahmen eine Reise nach Simbabwe. Die Anne hat dort eine Cousine und ich wollte unbedingt die Victoriafälle sehen. Die liegen an der Grenze zu Sambia, zwischen den Städten Victoria Falls und Livingstone. Ein schottischer Missionar namens David Livingstone hat den Wasserfall im 19. Jahrhundert entdeckt und eilfertig nach der Königin benannt. Dem Mann hat man ein herrliches Denkmal errichtet.
    Die Victoriafälle waren nicht nur für mich als Wasserfall-Maniac ein Erlebnis. Sie teilen den Sambesi und veranstalten dabei ein Naturschauspiel ohnegleichen. Endlose Regenbögen, eine Farbpalette, als hätten die Engel gesagt, jetzt treiben wir es einmal bunt. Tonnen von Wassermassen stürzen unaufhörlich in die Tiefe und versprühen einen hauchzarten Nebel, wie fein gewobene Gischt aus einem riesigen Zerstäuber.
    Und dann stehe ich dort vor dem Entdecker aus Stein. Der Herr David Livingstone in Pose, überlebensgroß und mit seinem Stecken in der Hand, aufrecht, den Blick in die Ferne gerichtet, ganz der Missionar. Das Denkmal steht auf einer Eisenplatte, oben auf einem Felsen. Es ist klar, dass ich da rauf muss.
    Zur Anne sage ich: »Pass auf, ich klettere auf den Felsen, lehnemich an den alten Livingstone an und du machst ein Foto von uns, hm?«
    Der Felsen ist kein Problem, mit zwei, drei Griffen bin ich oben. Was ich nicht näher bedenke, ist die Sonne. Sie knallt mit vierzig Grad auf das Denkmal samt Podest, einer Bodenplatte aus Eisen, schwarz und aufgeheizt auf gut hundert Grad. Ich will mich über die Kante ziehen und lege beide Handflächen drauf.
    Stell dir vor, du kletterst auf einen Elektroherd, auf dem die Platten am Ceranfeld voll aufgedreht sind. Dann bist du fast beim Livingstone. Ich lasse zuerst einen Schrei, dann die Platte los und stürze den Felsen hinunter. Schawumm, rücklings und ungespitzt auf den Beton. Mir geht es wie dem Jesus, mir tut das Kreuz so weh. Ich muss eine Weile warten, bis ich wieder Luft kriege, dann stehe ich auf, beutle mich ab und sage: »Anne, diese Victoriafälle sind gefährlich schön.«
    Leser: »Hast du dich verletzt?«
    Nicht gravierender als sonst. Stürze gehören für mich zum Alltag. Gib mir eine Leiter, und mich prackt’s runter. Gib mir eine Stiege, und ich stolpere, manchmal sogar rauf. Aber gib mir eine Gitarre, dann

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