Wolfsblues
Hoffentlich gelang es ihm, sich rarzumachen. Diese Ratsversammlung war so nötig wie ein Kropf! Und das Desmond Furlong die Leitung übernahm … ein Unding! Der Brite war Hardliner und vor allem eines: ein riesiges Arschloch! Arrogant, von sich selbst überzeugt und der Meinung, ein direkter Nachfahre von Delagi zu sein, dem Urwerwolf. Nachweisen konnte er es selbstredend nicht. Von Chris‘ Warte aus hätte er auch ein direkter Nachfahre der Queen sein können. Es interessierte ihn einen feuchten Kehricht! Namen und Altvorderen waren Schall und Rauch. Der Vergangenheit wurde mitunter zu viel Gewicht beigemessen. Er lebte im Hier und Jetzt und nannte keinerlei wohlklingende Ahnen sein Eigen. Seine Mutter war ein Mensch. Sein Vater ein Unterwürfiger im Oshkosh-Rudel, der dem ehemaligen Alphawolf Tim Kehle zeigen musste. Dieser Mistkerl nahm sie ohne den Hauch von Skrupel. Die Menschenfrau verließ das Rudel und ließ das Monstrum – für das hielt ihn seine Mutter – bei den anderen Monstern, die ihren geliebten Mann umgebracht hatten. Seine Lebensspenderin war der Inbegriff von Mutterliebe. Er war fünf, als sie klammheimlich verschwand. Damals verstand er die Welt nicht mehr. Sie hatte nie wieder von sich hören lassen. Er wusste nicht, ob sie überhaupt noch lebte. Nicht einmal ihren Nachnamen kannte er, waren sein Vater und sie nie verheiratet gewesen. Lediglich ihren Vornamen - Conny.
Wie gut, dass es im Rudel eine ambitionierte Lykanerin mit Herz gab, die sich Seiner annahm. Ein Grund mehr, warum es ihm schwerfiel, Abby als Gefährtin auszugeben. Sie hatte ihm die Rotznase geputzt, die Schulbrote geschmiert und noch so vieles mehr. Langer Rede, kurzer Sinn: Er wuchs zusammen mit Enya auf, Abbys Tochter, die fünf Jahre älter war als er.
»Unser Chauffeur«, trällerte Abby und schnappte sich ihren Koffer. Sie zeigte auf die schwarze Luxuslimousine, die direkt vor ihnen stoppte.
Chris roch den Wolf bereits, bevor dieser die Tür öffnete. In einem Affenzahn hechtete der Anzugträger heraus und riss die Hintertür des geräumigen Fahrzeuges auf.
»Madame.« Der Typ zerrte Abby den Koffer aus der Hand und machte mit Chris‘ Gepäckstück gleichermaßen kurzen Prozess. Rasend schnell beförderte er sie in den Kofferraum. »Mein Name ist Claude Dupont«, stellte sich der Mann mit dem starken französischen Dialekt vor.
Die Nummer Zwei des Rudels machte einen auf Chauffeur, interessant! Offensichtlich schickte Desmond seinen Zweiten, um die Lage im Vorfeld zu sondieren.
»Und wie kommen wir zu der Ehre, dass uns der Betawolf des Avon-Rudels persönlich abholt, Monsieur Dupont?« Chris hatte seine Hausaufgaben gemacht. Er ließ sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.
»Man hört einiges über die liebreizende Madame Renolds. Ich musste mich einfach von der Schönheit ihrer Gefährtin höchstselbst überzeugen«, schmeichelte der Franzose Abby, die adrett lächelte und gute Miene zum bösen Spiel machte.
Ein Knurren stahl sich Chris‘ Kehle hoch. Der widerliche Stelzbock von Dupont deutete seine feindselige Reaktion fraglos als Eifersucht, weil er Abby angrub. Die Missgunst eines Gefährten. Doch Chris wollte seine mütterliche Freundin nur vor den Avancen dieses Schwerenöters schützen.
»Und sie ist die Meine!« Besitzergreifend legte er den Arm um Abbys Schultern. Er zog sie an sich und küsste sie auf die Wange. Als ob er seine Mutter küssen würde! Er widerstand dem Drang, sich über den Mund zu wischen und zog Abby noch fester an sich.
»Sicher, Monsieur Barley. Ich bitte sie einzusteigen«, entgegnete Claude Dupont zuvorkommend.
Hinten. Es war wohl an Chris, als guter Gefährte bei seiner Frau zu sitzen, auch wenn er die Rückbank hasste. Er saß immer vorne, aus Dominanzgründen, aber auch weil ihm auf der Rückbank übel wurde. Heute musste er wohl in den sauren Apfel beißen. Er maß den anderen Wolf mit einem überheblichen Blick, der den Betawolf klar in seine Schranken wies. Für einen Dominanten war Claude reichlich unterwürfig. Ergo konnte es mit seinem Alpha auch nicht weit her sein, wenn die Flachpfeife die Nummer Zwei war.
»Na dann, Claude, bringen sie uns ebendahin, wohin Desmond uns gedenkt unterzubringen. Ich hoffe doch, dass es einem Alpha würdig ist.« Chris legte seinen strengsten Alphaton auf und ließ nicht wenig Dominanz in seine Stimme einfließen.
Der Wolf seines Gegenübers zog den Schwanz ein. Claude senkte den Kopf und wagte es nicht mehr aufzusehen, so sehr war
Weitere Kostenlose Bücher