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Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Crown
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Man zeigte keine Schwäche und wahrte sein Gesicht.
    »Lass uns auf die Krankenstation gehen. Wir müssen warten und so lange kann Marie nach deinem Näschen und deinem Kinn sehen.« Ganz behutsam strich Abby über die Wange und nahm mich bei der Hand. Sie hatte einiges abbekommen. Blaue Flecke, Schnitte … Vlad hatte sich nicht nur an Chris genährt. Dieser widerliche Drecksack hatte der zierlichen Frau ein übles Bissmal an der Seite des Halses verpasst. Abby humpelte stark und konnte kaum auftreten. Und dennoch sorgte sich um mich wegen der mickrigen Schürfwunde an meinem Kinn.
     
    Milwaukee, zwei Tage später
    »Bist du mal wieder über deine eigenen Füße gestolpert, Kleines?« Die Finger auf meiner Wange fühlten sich klamm an. Seine Berührung zu spüren und seine Stimme zu hören, schenkten mir Trost. Ich war schlagartig hellwach.
    »So in der Art.« Man verstand kaum ein Wort, gähnte ich währenddessen. Ich war völlig übernächtigt. »Und du hast erneut mit einem Sattelschlepper Fangen gespielt?«, zog ich es ins Lächerliche.
    »Vielmehr einem Panzer«, stöhnte er und lächelte angestrengt. Chris empfand Schmerzen. Ich spürte es und ich sah es, auch wenn er versuchte, es zu verbergen. In meiner Hilflosigkeit schnappte ich seine Hand, zog sie an den Mund und küsste sie.
    »Tank ist unschuldig an dem Schlamassel. Er war nicht dort, wenn ich dich erinnern darf. Seth bat ihn auf eine recht eindringliche Weise, das Rudel zu verlassen, weil Tank und Jen nicht mit ihm konform gingen.« Ich legte eine kurze, dramaturgische Pause ein. »Das Kaliber 44 von hinten in die Lunge war ein eindeutiger Hinweis, dass Tank nicht mehr erwünscht ist. Ebenso wenig wie Aaron. Ihm schossen sie mit verfluchter Munition in die Schulter. Er hatte länger daran zu knabbern, als Tank mit seinem Lungendurchschuss samt Lungenflügelkollaps. Ich dachte Theo … Tank segnet das Zeitliche, so wie er aus dem letzten Loch pfiff. Aber nein, er ist wieder frisch und munter. Mürrisch scheint er ja immer zu sein.«
    »Tank ist ein Miesepeter. Abby?«
    »Wohlauf! Und du?«
    »Mein Bein ist hin, oder?« Er biss sich auf die Unterlippe und sah mich wissend an. Lügen konnte ich mir sparen. Dass er so direkt fragte, hatte ich dennoch nicht erwartet. Doch Chris war nicht der Typ, der um den heißen Brei herum quatschte.
    »Es sieht nicht so rosig aus.« Ich hingegen war ungeübt darin, Tacheles zu sprechen.
    »Mein Kopf tut höllisch weh.« Chris fingerte an seinem kahl rasierten Schädel herum. »Meine schönen Haare.«
    »Du hast einen Schädelbruch. Angel musste dich operieren. Es ging leider nicht anders.« So irrsinnig es wirkte, dass er seinen Haaren nachtrauerte - ich konnte es ihm nachfühlen. Er ahnte nicht, wie knapp es gewesen war. Die Kopfverletzung war lebensgefährlich. Jetzt, da er endlich wach war, schien er über dem Berg. Sein im Vorfeld bereits verletztes Bein … der Knochen des Wadenbeins war völlig zerstört. Angel konnte es nur mit viel Mühe erhalten. Zum Laufen taugte es so nicht mehr. Chris stand mindestens eine Folge-Operation bevor und selbst die … Ich wollte den Teufel nicht an die Wand malen. Doch der Doc äußerte, dass die Eingriffe ebenso erfolglos sein könnten. In diesem Fall verbliebe nur noch die Amputation. Daran wollte ich gegenwärtig nicht denken, auch wenn ich wusste, dass es nicht das Ende bedeutete. Es waren nur Fett, Muskel, Haut und Knochen.
    »Mir geht es richtig schlecht. Muss ich erst beinahe abnibbeln, damit du zu mir …«
    »Warum hast du nicht einfach den Mund aufgemacht? Du faselst ununterbrochen, aber in der Sache …« Ich stammelte wie eine grenzdebile Idiotin. »Ich bin nicht bewandert in jenen Dingen. Als du mir bereitwillig geholfen hast, Trudi zu finden, nahm ich an, dass du lediglich freundlich zu mir bist. Ich dachte, du wolltest den Ballast loswerden.«
    »Du bist kein Ballast, Megan. Ich war nett zu dir, weil ich dich sehr mag. In Beziehungsdingen bin ich nicht sonderlich bewandert. Ich wollte dich nicht überfordern. Müssen wir das jetzt diskutieren? Mein Rücken und meine Schulter bringen mich um. Der Drecksack hat auf mich geschossen und daraufhin an mir gesoffen, als sei ich ein Tetrapack. Das ist widerwärtig!« Das leise Stöhnen schaffte er nicht, zu unterdrücken. Ich krabbelte zu ihm ins Bett und schlüpfte unter die Decke, was gar nicht so einfach war bei all den Schläuchen und Kabeln. Chris legte seinen Kopf sogleich gegen meinen Bauch. Angel würde von dieser

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