Wolfsdunkel -7-
Sieg überlassen.
Leise seinen Namen raunend, legte ich die Hand an sein sich weiter veränderndes Gesicht. Er knurrte, aber zumindest biss er mich nicht; ich lehnte mich nach vorn und küsste ihn.
Seine Haut fühlte sich an, als würden sich Schlangen unter meinen Fingerspitzen winden. Sobald sich unsere Münder berührten, trat Stille ein, und da wusste ich, dass ich das Richtige tat.
Ich löste die Lippen von seinen und flehte: „Erwidere meinen Kuss.“
Hoffend, betend, beinahe bettelnd wartete ich, und als er dann endlich mit der Glut, die ich ersehnte, die Lippen auf meine presste, war sein Mund wieder der eines Mannes.
Ihn in meinen Armen haltend, küsste ich ihn und murmelte ihm beruhigende Worte zu, während die Erde den Mond verdunkelte. Zum Glück würde diese Mondfinsternis eine der kürzesten in der Geschichte sein und nur etwa zwanzig Minuten andauern. Wäre es eine der länger währenden gewesen – bei denen der Mond manchmal über Stunden verborgen sein konnte –, weiß ich nicht, was ich getan hätte.
Schwer atmend entzog Malachi sich mir; als er sprach, war seine Stimme wieder ein Knurren, und die Verzweiflung drohte mich mit der Gewalt einer Sturmflut zu überwältigen.
„Ich kann das nicht. Die Begierde entfesselt das Tier in mir.“
„Nicht Begierde.“ Ich wob die Finger in sein Haar, das wirklich nur Haar war und kein Fell und in wunderschönen schwarzen Locken über meine Handgelenke fiel. „Liebe. Sag mir, dass du mich liebst, Malachi.“
„Ich … ich.“
Die restlichen Worte wurden von einem bestialischen Brüllen erstickt. Er stieß mich auf den Rücken, sprang auf mich und begann wie wild an meiner Kleidung zu zerren.
Mit geschlossenen Augen konzentrierte ich mich auf die guten Zeiten, als dieser sanfte Mann mich berührt und meine Seele gesund gemacht hatte. Ich würde den Hass nicht gewinnen lassen; zwischen uns würde es nur Liebe geben.
„Malachi.“ Ich drückte den Mund an seine Wange und fühlte, wie sich der Knochen unter meinen Lippen verformte. „Liebe mich. Liebe mich einfach nur.“
Er beruhigte sich; seine Hände waren nicht länger grob, sondern sanft, als er mich auszog, bis ich so nackt war wie er. Wir küssten uns und wanden unsere Zungen umeinander, um es unseren Körpern gleichzutun, und als ich mit den Handflächen über seinen Rücken streichelte, um ihn wortlos zu ermutigen, dem, was wir fühlten, Taten folgen zu lassen, war weder an ihm noch in ihm von dem Tier etwas zu spüren.
Leise meinen Namen beschwörend, drang er in mich ein. Ich wölbte mich ihm entgegen, zog ihn an mich, hieß ihn in meinem Körper willkommen und gab ihm alles, was ich hatte.
Nach Erfüllung strebend, bewegte sich sein granitharter Körper auf und in mir. Panisch vor Angst, ihn sich verwandeln zu fühlen, tastete ich mit den Fingerspitzen über seine Wangenknochen, seinen Hals, seine Brust, dann hielt ich vor Staunen inne, denn es passierte nicht.
Plötzlich veränderte sich das Licht, und das pulsierende Rot verblasste zu Silber, als die Mondfinsternis sich ihrem Ende näherte. Malachi spannte sich an und warf stöhnend den Kopf in den Nacken.
Ich durchlebte einen Augenblick puren Entsetzens, denn ich befürchtete, dass er sich verwandeln könnte, während er in mir war.
Mein Gehirn rebellierte bei der Vorstellung.
Doch anstelle des Entsetzlichen geschah etwas Wundervolles. Er hielt mich fest in seinen Armen, als mich der Orgasmus überwältigte und sich von dort, wo unsere Körper vereinigt waren, ausbreitete, bis selbst meine Zehenspitzen kribbelten.
„Ich liebe dich, Claire“, sagte er mit einer Stimme, die vollständig menschlich war. „Ich werde dich lieben, bis ich sterbe.“
Zeitgleich mit seinem letzten Wort fühlte ich, wie er zuckend kam und sich mir mit Leib und Seele schenkte.
Und in diesem Moment schob sich der Mond vollständig aus dem Schatten der Erde.
38
Ineinander verschlungen lagen wir da und betrachteten den hellen, runden Mond.
„Ich wurde dazu verflucht, mich bei jeder totalen Mondfinsternis in einen Wolf zu verwandeln“, sagte Malachi. „Es ist mir in über zweihundert Jahren nicht ein einziges Mal gelungen, mich seinem Sog zu entziehen.“
Ich wandte ihm mein Gesicht zu. „Du warst nie zuvor verliebt.“
„Nein.“ Er küsste mich. „Niemals.“
„Eigentlich hat Sabina uns sogar einen Gefallen getan, als sie uns hier einsperrte.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Ich werde sie umbringen.“
„Ich glaube nicht, dass
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