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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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warm dort. Sie war versucht, auch den Rest ihrer ausgekühlten Hand hineinzuschieben. Dieser reizvolle Gedanke veranlasste sie, ihren Daumen sofort herauszuziehen.
    Stattdessen legte sie die Handflächen so locker wie möglich an seine Hüften, ohne dabei Gefahr zu laufen, bei der nächsten Bodenwelle ins Weltall katapultiert zu werden.
    Das Gelände war unwahrscheinlich holprig. Selbst der Motorschlitten hatte einige Mühe, sich durchzubeißen. Die Strecke zwischen den beiden Dörfern zu Fuß zurückzulegen, war so gut wie unmöglich. Sie als Wolf zu überwinden, war vermutlich die beste Lösung gewesen.
    Trotz der Kämme und Täler, der Buckel und Löcher begann Alex, die Fahrt zu genießen. Ihr Vater war ein Geschwindigkeitsfanatiker gewesen. Man konnte kein Jägersucher sein, ohne das Abenteuer zu lieben.
    Wann immer sie über die Autobahnen im Westen, wo es damals noch kein Tempolimit gab, gedüst waren, hatte er das Gaspedal durchgetreten und sie mit dem Geschick und der Rasanz eines Indy-500-Fahrers über kurvenreiche Straßen und quer durch die Berge befördert.
    Die Erinnerung an diese Fahrten, in Kombination mit dem Rauschen des Windes und der unfassbar schnell vorüberziehenden schneebedeckten Landschaft, machte Alex euphorisch und traurig zugleich. Sie liebte dieses Gefühl von Schnelligkeit, aber sie vermisste ihren Vater so sehr. Was ihr einen unwillkommenen Gedanken bescherte …
    Wenn er sie jetzt sähe, würde er ihr in den Kopf schießen, wie er es bei so vielen anderen getan hatte?

11
    Julian presste die Kiefer aufeinander, bis sie zu schmerzen begannen. Wenn er nicht aufpasste, würde er sich einen Zahn abbrechen. Es wäre nicht das erste Mal.
    Was hatte er sich bloß dabei gedacht, sie mitzunehmen?
    Hm, er hatte sie nicht im Dorf zurücklassen können, solange er sie nicht davor gewarnt hatte, ihre Geheimnisse auszuplaudern, und er konnte ihr auch nicht einfach befehlen, niemandem zu sagen, wer sie wirklich war. Wie er Alex kannte, würde sie das praktisch als Aufforderung auffassen, exakt das zu tun. Gleichzeitig hätte er anschließend ein Problem weniger, um das er sich nach Rückkehr nach Barlowsville kümmern müsste.
    Aber Julian wollte, dass sie litt, nicht, dass sie starb. Allerdings war im Moment sie diejenige, die ihn auf eine Weise leiden ließ, dass er seinen Plan noch mal überdachte.
    Obwohl sie sich so locker festhielt, dass sie abgeworfen würde, sollten sie in eine besonders tiefe Spurrille geraten, konnte er die Wärme ihrer Hände an seinen Hüften spüren, was ihn daran zurückdenken ließ, wie diese Hände das letzte Mal an derselben Stelle gelegen hatten, um ihn näher zu ziehen, ihn anzuspornen …
    » Knull mœ i Ø ret «, stieß er hervor.
    »Was?« Alex rutschte nach vorn, bis ihre Brüste gegen seinen Rücken und ihr Schoß gegen sein Gesäß drückten.
    Julian begann nach einem tiefen Schlagloch Ausschau zu halten, um sie in hohem Bogen durch die Luft fliegen zu sehen, bevor sein drohender Ständer Realität wurde. Zu seiner Erleichterung erspähte er stattdessen die Hausdächer des Inuit-Dorfes. Er drosselte das Tempo, und das Schneemobil verlangsamte merklich.
    »Was ist los?«
    Julian wies mit einer Kinnbewegung zum Horizont, als mehr und mehr Dächer in Sicht kamen, zusammen mit Telefon- und Strommasten und sogar ein paar Flaggen. Hundert Meter südlich von ihnen stapfte ein Dorfbewohner durch den Schnee, in der einen Hand eine Schnur, an der Fische aufgefädelt waren, in der anderen einen Speer. Julian konnte nicht erkennen, wer es war, weil die Kapuze des pelzverbrämten Parkas das Gesicht des Mannes verdeckte.
    »Ist das hier ein Eskimo-Dorf?«, erkundigte Alex sich.
    »Inuit«, korrigierte er sie. »Es bedeutet das wahre Volk . Das Wort Eskimo steht eher für Wilde, Rothäute, Indianerbalg … «
    »Ich versteh schon. Inuit.« Sie lehnte sich nach vorn, als sie den höchsten Punkt der Böschung erreichten, die zum Zentrum des Dorfes abfiel.
    »Die Ortschaft nennt sich Awanitok.«
    »Was bedeutet das?«
    »In weiter Ferne.«
    »Clever. Aber … ich sehe keine Iglus.«
    Er musste sich beherrschen, nicht zu lachen. Natürlich hatten die Inuit früher Iglus gebaut – meist als Notunterkünfte während ihrer Jagdexpeditionen – , doch heutzutage …
    »Dieses Dorf wirkt moderner als deins.«
    Das war es auch.
    »Die Inuit verdienen ihren Lebensunterhalt inzwischen hauptsächlich als Handwerker. Darum brauchen sie mehr Kontakt zur Außenwelt als wir.«
    »Mehr

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