Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
zurückgetreten, damit auch er absteigen konnte.
    Die Leute umringten sie und starrten Alex mit unverhohlener Neugier an. Sie erwiderte ihre Blicke mit wachsendem Unbehagen. Nicht alle hatten Julians Augen, aber doch ein beträchtlicher Teil.
    Wie viele indianische Jungfern hatte er genagelt? War jede, die sein Blick auch nur gestreift hatte, schwanger geworden?
    Wie lange war er schon hier? Es gab Menschen jeder Altersklasse mit diesen verdammten blauen Augen. Sie mussten sich dringend unterhalten.
    Ein Raunen ging durch die dichter werdende Menge, als Julian sich zu ganzer Körpergröße aufrichtete. Alex musste zugeben, dass er eine eindrucksvolle Erscheinung abgab, wie er sich gleich einem strahlend hellen Vollmond an einem bewölkten Nachthimmel gegen die Inuit abhob, sein goldenes Haupt in der Sonne funkelnd, während in den ebenholzschwarzen Haaren derer, die ihn umringten, blaue Strähnen schimmerten.
    » Ataniq «, murmelten sie und verneigten sich wie vor einem Gott. Alex wünschte sich, sie hätte ein Exemplar von Inuit für Dummies zur Hand, um das Wort nachschlagen zu können. Angesichts all der blauen Augen nahm sie fast an, dass es »Papa« bedeutete – und je länger sie darüber nachsann, desto mehr verfestigte sich diese üble Ahnung.
    Alex wollte gerade eine Übersetzung fordern, als die Menge verstummte und die Augen nach Osten richtete. Alex folgte ihren Blicken.
    »Ist das etwa ein Smart?«, fragte sie verdutzt.
    Das kleine Auto tuckerte tapfer über eine schneebedeckte Straße, die von SUV s und Pick-ups gesäumt wurde. Als es einen einzelnen Hummer – der in dem gleichen Schwarz lackiert war – passierte, kam Alex der abstruse Gedanke, dass der Hummer groß genug war, um den anderen Wagen geboren zu haben.
    Das Babyauto hielt direkt neben dem Schneemobil. Sosehr sie sich auch anstrengte, konnte Alex hinter den getönten Scheiben nichts als einen schwankenden Schemen erkennen.
    Könnte es eine hochgewachsene, grauhaarige Frau in einem bunten Rock, klobigen Stiefeln und einem T-Shirt sein, auf dem RETTET DEN PLANETEN stand?
    Oder ein Teenager mit einem Faible für Hüfthosen, Nasenpiercings und einer Baseballkappe mit dem Schriftzug ATOMKRAFT NEIN DANKE ?
    Vielleicht ein …
    Alex’ Überlegungen wurden unterbrochen, als sich die Tür öffnete und eine Gestalt, die sie niemals für einen Smartfahrer gehalten hätte, ausstieg.
    Nun ja, vielleicht war ausstieg nicht ganz das richtige Wort, nachdem mehrere Männer zu dem Fahrzeug eilten und dem dürren, gebeugten Greis heraushalfen.
    Während die meisten Inuit moderne Sachen trugen – Parkas von Land’s End, Ugg-Stiefel, Levi’s – , schien der Neuankömmling in traditionelle Inuit-Kleidung gewandet zu sein. Sein Parka, der aus schwarzen, braunen und weißen Fellflicken zusammengestückelt war, reichte bis zu den Knien einer Hose, die der Farbe nach aus Hirschfell genäht war. Seine Füße steckten in Stiefeln, die ebenfalls aus Fell bestanden, nur unterschieden sie sich in Farbe und Textur von der Hose, mussten folglich also von einem anderen Tier stammen.
    Einer der Männer, die zu seiner Unterstützung herbeigeeilt waren, langte über den Beifahrersitz und zog einen massiven geschnitzten Gehstock hervor, den er in eine ausgestreckte, klauenartige Hand drückte. Doch als der Greis dann auf Barlow zuging, tat er dies voll Elan und praktisch ohne Zuhilfenahme des Stocks.
    » Taataruaba «, begrüßte er ihn; die blauen Augen in seinem dunklen, zerfurchten Gesicht strahlten hell. Obwohl seine Stimme zitterte, trug sie über die versammelte Menge hinweg. »Willkommen zu Hause.« Er beugte den Kopf.
    » Tutaaluga «, erwiderte Julian und berührte den Kopf, wie um ihn zu segnen. »Es ist schön, wieder daheim zu sein.«
    Alex pirschte sich näher ran. Sie wollte hören, was so dringend war, dass sie den jungen Mann quer durch die Tundra gehetzt hatten, um Julian zu holen, obwohl jeder der hier Versammelten so entspannt wirkte wie ein Sonntagnachmittag.
    Der Mann, den Julian Tutaaluga genannt hatte, blickte auf, und ein Ausdruck herzlicher Zuneigung trat auf Julians Gesicht – wenngleich Alex sich fragte, woher sie das eigentlich wissen wollte, nachdem er in ihrer Gegenwart nie einen solchen Ausdruck zeigte.
    Barlow streckte die Hand aus, und der alte Inuit ergriff sie. Eine Sekunde dachte Alex, dass Tutaaluga Barlows Ring küssen würde, vorausgesetzt, er trug einen. Stattdessen legte Barlow die braunen, wettergegerbten Finger des Alten in

Weitere Kostenlose Bücher