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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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zu, sich als etwas zu verkaufen, das sie nicht war. So, wie er sie kennengelernt hatte, war sie zutiefst aufrichtig. Zum Beispiel, was ihren dringenden Wunsch betraf, ihn tot zu sehen.
    »Komm mit«, wies er Alex an und steuerte in der Erwartung, dass sie ihm folgen würde, zur Haustür. Er würde auf dem Weg zum Labor mit ihr sprechen, bevor sie bei seinem Bruder eine Blutprobe ablieferte. Er wollte unbedingt herausfinden, warum sie migränefrei war, obwohl knapp zweihundert Werwölfe sie berührt hatten.
    Er öffnete die Tür und trat zurück, um Alex den Vortritt zu lassen, aber sie war nicht da. Sie stand wie festgewurzelt im Durchgang zwischen Küche und Diele.
    »Ich habe dir befohlen zu kommen«, herrschte er sie an.
    »Ich habe dir befohlen zu sterben«, konterte sie. »Trotzdem atmest du immer noch.«
    Hastig unterdrücktes Gelächter erklang hinter ihr.
    Wie konnte sie sich seinen Anweisungen widersetzen? Niemand sonst hatte das je getan.
    Doch als er genauer hinsah, stellte er fest, dass sie zwei winzige Schritte in seine Richtung machte, bevor sie die Fäuste ballte und zähneknirschend langsam und mühsame einen Fuß zurücksetzte.
    »Komm jetzt«, befahl er ein weiteres Mal.
    Noch ehe sie sich bremsen konnte, hatte sie schon drei Schritte auf ihn zugemacht. Frustriert drosch sie die Faust gegen die Wand.
    In Wirklichkeit drosch sie die Faust durch die Wand.
    Hoppla.
    Ella hastete in die Diele, sah Julian mit grimmiger Miene neben der Tür stehen und Alex, deren Faust nun im Putz steckte. Das würde verflucht schwer auszubessern sein, und ein Fleck würde bleiben.
    In der Wand.
    »Hör auf, sie zu bedrängen!«, wies Ella ihn zurecht.
    Julian klappte der Mund auf. »Aber sie hat … deine Wand … das große Loch.«
    »Ich habe Augen im Kopf, Julian. Du anscheinend nicht.«
    Alex zog die Faust heraus, dabei stoben Putzteilchen in alle Richtungen. Ein paar landeten in Ellas Haaren, aber es schien sie nicht zu kümmern. Was merkwürdig war, wenn man bedachte, dass Julian schon miterlebt hatte, wie sie sich wegen eines einzelnen Blatts in ihrem Fell aufregte.
    »Augen im Kopf?«, wiederholte er verständnislos.
    Ella zeigte nach unten. »Sie kann nicht durch den Schnee laufen. Sie hat keine Schuhe. Bring ihr welche. Größe vierzig.« Dann nahm sie Alex am Arm und geleitete sie zurück in die Küche.
    »Du weißt nicht viel über Männer, nicht wahr?«, fragte Ella.
    »Er ist kein Mann.«
    Alex’ Knöchel brannten, aber sie war nicht ernsthaft verletzt, und der Schmerz ließ bereits nach.
    Wohingegen ihre Beschämung offenbar anhielt. Sie hatte sich wie das Tier benommen, zu dem er sie gemacht hatte. Von Tag zu Tag trieb sie in so vielem weiter von der ihr vertrauten Alex weg und hin zu einer Alex, die sie nicht werden wollte.
    »Er ist ein Mann«, korrigierte Ella. »Und zwar ein guter.«
    Sie schnaubte spöttisch.
    »Ich kann Begierde zwischen euch wittern.«
    Alex wand sich innerlich. Ellas Geruchssinn funktionierte offenbar bestens.
    »Gleichzeitig scheint ihr euch zu verabscheuen.«
    Genau wie ihre Intuition.
    »Trotzdem machte er dir das Geschenk, zu sein wie wir, und brachte dich nach Hause.«
    »Das ist kein Geschenk«, widersprach sie, »und dies ist nicht mein Zuhause.«
    »Das könnte es aber werden«, murmelte Ella, was Alex geflissentlich überhörte.
    Sie saß an der Kücheninsel und trank ihren Kaffee zu Ende. Die aufputschende Wirkung des Koffeins gab ihr den Mut zu sagen: »Das mit deiner Wand tut mir leid.«
    »Wände kann man reparieren.« Ella, die weise genug war, Alex Raum zu geben, setzte sich ihr gegenüber. »Ich habe nie zuvor erlebt, wie jemand ihm trotzt. Wenn er spricht, hören wir zu. Weil wir es wollen . Ergeht es dir nicht so?«
    »Ganz im Gegenteil. Wenn er spricht, möchte ich ihm das Gesicht zerkratzen.«
    »Interessant«, meinte Ella, als im selben Moment Julian das hässlichste Paar Stiefel, das je fabriziert wurde, zwischen ihnen auf den Tisch warf.
    Alex schaute hoch. Hatte er gehört, dass sie ihm das Gesicht zerkratzen wollte? Wenn ja, verbarg er es gut. Womöglich ahnte er längst, dass sie so empfand. Er mochte ein Scheißkerl sein, aber er war ganz bestimmt nicht dumm.
    Anstatt ihm die marineblauen Gummistiefel an den Kopf zu knallen, schlüpfte Alex hinein und folgte ihm aus dem Haus. Wenn sie sich ihm weniger widersetzte, vielleicht würde sie sich dann wieder mehr wie sie selbst fühlen. Einen Versuch war es wert.
    »Wir müssen uns unterhalten«, eröffnete

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