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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Farbe seines Fells zu ändern.
    Aber das hatte er nicht getan. Andererseits …
    Sein Blick glitt zu Alex. So, wie sie ihn musterte, dachte sie gerade das Gleiche wie er: Was hatte der jeweils andere letzte Nacht getan, als sie getrennt gelaufen waren? Er bezweifelte, dass sie sich die Weise Frau des Dorfes als Snack einverleibt hatte, aber konnte er wirklich sicher sein?
    Er wandte sich wieder dem alten Inuit zu. »Ich habe geschworen, dieses Dorf zu beschützen.«
    »Für einen Preis.«
    »Alles hat einen Preis.«
    Der Inuit neigte den Kopf, um ihm beizupflichten.
    »Ich werde herausfinden, wer das getan hat, und gewährleisten, dass er es nie wieder tut.«
    Julian ging zum Schneemobil, ohne Alex eines Blickes zu würdigen. Falls sie mit ihm zurückfahren wollte, sollte sie ihren Hintern in Bewegung setzen. Falls nicht, würde er sie eben hierlassen.
    Er bemerkte kaum, wie sie hinter ihm aufsaß, als er den Motor anließ, spürte kaum ihre Hände an seiner Taille, als er aufs Gas trat. Er war unfassbar wütend.
    Sein Dorf hatte die letzten Jahre unbeschadet und unentdeckt überstanden, weil sie sich an eine simple Regel hielten: Iss niemals einen Menschen.
    Jetzt hatte jemand dagegen verstoßen, und wer wusste schon, ob der Schuldige sein Jagdrevier nicht ausgeweitet hatte und an einem Ort, an dem Julian wenig Chancen hatte, Schadensbegrenzung zu betreiben, wieder und wieder die Regel missachtet hatte?
    In null Komma nichts würden Vertreter aller erdenklichen Behörden auftauchen, bis an die Zähne bewaffnet und mit dem Befehl, den tollwütigen Wolf zu finden und unschädlich zu machen. Natürlich würden sie dabei auf einige Schwierigkeiten stoßen – Julian bezweifelte, dass sie Silberkugeln im Gepäck haben würden – , mit der unvermeidbaren Folge, dass Edward Wind von der Sache bekäme.
    Und Edward würde auf keine Schwierigkeiten stoßen.
    Julian merkte gar nicht, dass er immer mehr beschleunigte, bis Alex’ Finger sich in seine Rippen gruben, als sie über einen Buckel flogen und viel zu hart auf der anderen Seite aufkamen.
    »Ein brauner Wolf«, sinnierte Julian. Er hätte nach dem genauen Farbton fragen sollen. So dunkel wie ein nächtliches Moor? Oder hell wie eine Düne im Morgengrauen? Das würde die Suche einengen.
    Heißer Zorn flammte in ihm auf, und Julian stellte sich vor, ein Wolf zu sein, der Jagd auf einen anderen Wolf machte – ob dunkelbraun oder hellbraun spielte dabei keine Rolle. Er würde mit einem Satz auf seinen Rücken springen, dann würden sie im Schnee miteinander ringen, aber der goldene Wolf würde die Oberhand gewinnen, den Verräter an der Kehle packen und …
    Julians Kopf ruckte mit einem scharfen Geräusch zur Seite.
    Ahhh. Fast konnte er das Blut schmecken.
    Das Feuer seines Zorns loderte immer höher, und ehe er sich’s versah, rauschte er mit Alex durch die Luft, dann schlitterten sie über die vereiste Tundra.
    Erst als das Schneemobil in eine Schneewehe krachte und der Aufprall Julians Rage abkühlte, begriff er, was geschehen war. Er blieb still liegen und versuchte, gleichmäßig zu atmen, um seine Pfoten zurück in Hände und Füße zu transformieren.
    Er hörte das Knirschen eines Stiefelabsatzes, dann fiel ein Schatten über sein Gesicht. »Der Look steht dir.«
    »Hmm«, brummte Julian unverbindlich, während er sich weiter auf glatte, ruhige Meere, sanfte Brisen, den Frühling konzentrierte. Auf alles, was ihn beruhigen würde. Alex’ Stimme …
    Half ihm gar nicht.
    Langsam und gleichmäßig atmete er ein und wieder aus. Was genauso wenig brachte. Ihr Duft stieg ihm in die Nase, sein Körper reagierte, als wäre sie eine läufige Wölfin, und ihn packte neuer Zorn.
    »Übrigens«, sagte Alex. »Deine Nase wird größer.«
    »Halt die Klappe«, knurrte Julian, seine Stimme halb Mensch, halb Tier.
    Sie gehorchte, was er ihr hoch anrechnete.
    Als er seinen Zorn und seine Lust endlich unter Kontrolle hatte, konnte er seinen Körper wieder in seinen Originalzustand versetzen.
    Julian stemmte sich in eine sitzende Position hoch, lockerte die Finger und wackelte mit den Zehen. Seine Stiefel waren aufgeplatzt, als er begonnen hatte, sich zu verwandeln. Mist. Er hatte diese Stiefel gemocht. Jetzt lagen sie in Einzelteilen auf dem schneeweißen Untergrund verstreut.
    Alex lehnte am Schneemobil, in dessen Kotflügel eine Delle von der Größe eines Osterschinkens prangte. Verflucht. Er würde George ein neues kaufen oder dieses zumindest reparieren müssen.
    Ihre

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