Wolfsfeuer (German Edition)
Augen funkelten strahlend grün in der Morgensonne, ihr Licht so hell, dass Julian fast geblendet wurde. Sie war so aufgebracht wie er gerade eben noch. Zum Glück gingen nicht auch noch seine magischen Fähigkeiten auf seine Wölfe über.
»Bist du fertig mit deinem Tobsuchtsanfall?«, giftete sie. »Hast du deinen Schweif zurück in deinen Hintern gepackt?«
Er machte sich nicht die Mühe zu antworten. Sie wusste so gut wie er, dass sich der Schweif immer als Letztes formte.
»Ich bin wirklich beeindruckt.« Alex stieß sich von dem Motorschlitten ab und kam langsam auf ihn zu, dabei erzeugten die Gummisohlen ihrer schäbigen Stiefel irritierende Quietschlaute auf dem Schnee. »Ich habe nie zuvor eine Metamorphose nur der Hände oder der Füße oder … «, sie wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht, »… der Schnauze gesehen. Aber ich schätze, ich habe auch noch nie jemanden getroffen, der so alt oder so mächtig ist wie du.«
Julian stand auf. »Wolltest du nicht sagen getötet ? Du hast noch nie jemanden getötet , der so mächtig ist wie ich?«
»Bisher noch nicht«, stimmte sie zu, dann holte sie mit dem Fuß aus und trat gegen etwas, das aussah wie eine Hälfte eines glänzenden schwarzen Basketballs.
Das Ding zielte direkt auf Julians Gesicht, und wäre er nicht gewesen, was er war, hätte es ihm die Nase gebrochen. So aber fing er es aus der Luft, dann inspizierte er es und stellte fest, dass es sich um ein Stück des zerbrochenen Helms handelte.
»Du Arme«, spottete er. »Das muss wehgetan haben.«
»Schmerzen interessieren mich einen Scheiß.« Alex versetzte der anderen Hälfte einen noch heftigeren Tritt. Julian schaffte es gerade noch, das Geschoss abzufangen, bevor es ihn in die Weichteile traf.
»Seit wann spielst du Fußball?«, fragte er. »Ich dachte, Softball wäre dein Sport.«
Sie riss überrascht die Augen auf. »Woher weißt du … «
»Ich sagte doch, dass ich deinen Hintergrund gecheckt habe.«
Alex runzelte die Stirn, verblüfft, dass er das herausgefunden hatte. Es konnte nicht einfach gewesen sein.
»Na klar, ich hatte massenhaft Zeit, Softball zu spielen, während mein Jägersucher -Vater mich quer durchs Land schleifte. Als ihn schließlich der Werwolf fraß, bin ich direkt in die Profiliga aufgestiegen.«
»Sarkasmus«, kommentierte er. »Darauf fahr ich voll ab.«
Alex scannte ihre Umgebung, zweifellos nach einem anderen Kick-Objekt Ausschau haltend. Als sie nichts fand, stürzte sie sich einfach auf Barlow und trat mit der Stiefelspitze nach seinen Eiern. Wieder schaffte er es, die Attacke wenige Zentimeter vor seinen Genitalien abzublocken. Ohne nachzudenken, packte er sie und schleuderte sie kopfüber durch die Luft, sodass sie mit dem Gesicht voran im Schnee landete.
Zu blöd, dass der Schnee in der Arktis hauptsächlich aus Eis bestand. Ihre Schläfe traf mit einem markerschütternden Knacken auf den Untergrund, und Alex blieb reglos liegen.
» Faet! « Julian hastete zu ihr. Als er sich gerade neben sie knien wollte, stieß Alex die Hand nach oben und riss ihn von den Füßen.
Julians Hinterkopf und das Eis kollidierten mit exakt dem gleichen Knacken. Alex sprang auf seinen Oberkörper und presste den letzten Rest Luft aus seiner Brust.
Als sie sich nach unten beugte, schien sie den spitzesten Teil ihres Knies in seine Lungen zu bohren, und Blut tropfte auf Julians Gesicht. Ihre Augen blickten ein wenig irre, und er fragte sich, ob sie vielleicht übergeschnappt war, nachdem sie sich zweimal in so kurzem Abstand den Schädel angeschlagen hatte.
»Warum hat das halbe Dorf deine Augen, Barlow?«
Jetzt wusste er, dass sie nicht mehr alle Latten am Zaun hatte. Was sollte das denn für eine Frage sein?
»Antworte mir«, fauchte sie, bevor sie seinen Kopf wieder auf den Boden schmetterte.
»Lange … «, würgte er keuchend und hustend hervor. Sie verminderte den Druck auf seine Brust, und da ächzte er das zweite Wort. »Geschichte.«
»Dann solltest du besser loslegen.«
Er hustete wieder, diesmal direkt in ihr Gesicht, woraufhin sie die Augen verdrehte, als wäre er der größte Waschlappen aller Zeiten, von ihm abließ und aufstand.
Julian blieb noch eine Weile liegen und schloss neue Bekanntschaft mit seinen Lungen.
»Barlow … «, sagte sie warnend.
»Warte kurz.« Er setzte sich auf und hob die Hand, um sich vor ihrer nächsten Attacke zu schützen. »Worüber regst du dich so auf?«
»Was?«, fragte sie ungläubig. »Über dich. Über mich.«
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