Wolfsflüstern (German Edition)
genommen werden. Nachdem diese Biester bis zum Tod kämpfen und verdammt schwer umzubringen sind – man muss sie häuten –, wäre es gut, wenn man sie gefangen nehmen könnte.« Derek runzelte die Stirn. »Natürlich muss man genügend Blut sammeln, um diesen Kreis zu ziehen. Was bedeutet …«
Matt hielt die Hand hoch. Er wollte nicht wissen, wie der Junge, wenn auch nur in einem Computerspiel, genug Blut sammelte, um einen Worgen einzukreisen.
»Nettes Spiel«, kommentierte er.
»Du solltest mal ein paar von den anderen sehen«, brummte Tim und erntete damit einen bösen Blick von seinem Sohn.
Isaac tauchte mit einer Schaufel auf und machte sich daran, Amberleigh in einen großen schwarzen Müllsack zu verfrachten. Aufgrund der klebrig-zähen Beschaffenheit der Überreste war dies kein leichtes Unterfangen.
Obwohl Matt beinahe alles andere lieber getan hätte – nein, nicht alles; er wollte nie wieder erleben, wie Gina mit einem Werwolf auf den Fersen die Treppe hinunterstürzte, und er konnte auch gut darauf verzichten, einen gehäuteten Worgen zu sehen –, ließ er Melda auf der Couch allein und ging Isaac zur Hand.
Die Dunkelheit brach herein. Die Wölfe kehrten zurück. Es waren inzwischen deutlich mehr.
»Geht zu Bett.« Isaac stand in der Tür zum Wohnzimmer, in dem Jase, Gina und Matt nach draußen auf die Werwölfe starrten, die im Gegenzug zu ihnen hereinstarrten. Isaac hatte den Großteil des Nachmittags ein Nickerchen gehalten, darum wirkte er jetzt so frisch und ausgeruht, wie dies einem Achtzigjährigen, der sein Leben meist im Freien verbracht hatte, möglich war. Er streckte den Arm nach dem Gewehr aus, und Jase reichte es ihm. »Es gibt keinen Grund, dass mehr als einer von uns die Nacht über Wache hält.«
»Ich werde bleiben.«
Isaac winkte ab. »Ich habe mein Lebtag nie länger als vier Stunden am Stück geschlafen. Und da ich nun schon den Nachmittag verschwendet habe, werde ich ohnehin bis morgen hellwach sein.«
Matt schaute zu Gina und stellte fest, dass sie darüber genauso wenig glücklich war wie er selbst.
»Ich finde, niemand sollte allein bleiben«, sagte sie. »Was, wenn der Rauch kommt?«
»Sollte der Rauch kommen, mein Mädchen, gibt es nichts, was irgendwer dagegen unternehmen könnte.«
Er hatte recht. Trotzdem …
»Ich bleibe«, murmelte Jase. Sein Blick schweifte zu Gina, dann zu Matt, und seine Augen wurden kalt und verachtungsvoll. »Ab mit euch.«
Matt verstand die unterschwellige Botschaft. Jase hätte es gern gesehen, wenn er direkt nach draußen und in den Rachen eines der Untoten dort auf dem Hof gelaufen wäre.
Geht mir genauso, Kumpel , dachte er.
»Ich komme in ein paar Stunden runter und löse euch ab«, verkündete er, dann verließ er das Zimmer, bevor irgendjemand Einwände erheben konnte.
Jase hatte nicht geschlafen, und obwohl Matt seinem Konkurrenten keinen Gefallen tun wollte, war er der Ansicht, dass ein müder Wächter nicht besser war als gar kein Wächter. Und er teilte Ginas Meinung, dass niemand allein bleiben sollte.
Früher am Abend hatte Gina Melda überredet, in Fannys Zimmer neben der Küche zu schlafen, in dem noch immer zwei Einzelbetten standen – aus der Zeit, als Gina und Jase es sich als Kinder geteilt hatten. Damit würden die beiden Frauen die Nacht gemeinsam verbringen.
Die Gordons hatten sich vor mindestens einer Stunde in ihr Zimmer zurückgezogen, auch wenn keiner der beiden müde zu sein schien. Aber die Werwölfe anzuglotzen wurde schnell langweilig.
Matt blieb an Ginas Tür stehen, um ihr gute Nacht zu wünschen, aber sie nahm seine Hand und zog ihn nach drinnen.
»Ich sollte …« Er drehte sich um, woraufhin sie die Tür zuschlug und verriegelte.
»Ja.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals. »Das solltest du definitiv.«
»Gina, ich wollte eigentlich …«
Sie hob eine Braue. »Wir sollen nicht allein sein, erinnerst du dich?« Sie presste ihren Körper gegen seinen. »Alle anderen sind zu zweit. Du bist als Einziger übrig, um mein …«, sie beugte den Kopf vor und leckte über sein Ohrläppchen, »… Partner zu sein.«
Matt hatte vorgehabt, ein paar Stunden zu schlafen, bevor er wieder nach unten ging – hatte er nicht gerade erst erkannt, dass ein müder Wächter nicht besser war als gar kein Wächter? –, aber Gina musste ihn nur berühren, und …
… er war erledigt.
23
Sie brauchten Schlaf – und zwar jetzt, bevor noch jemand zu kreischen anfing.
Aber Gina brauchte auch Teo. Wie
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