Wolfsflüstern (German Edition)
Ewigkeit im Schein des Mondes ein Schwanz sprießen. Anschließend werde ich jeden im Haus abmurksen, bis ich jemanden finde, der einwilligt. Ich bin sicher, der Junge, vielleicht auch sein Vater oder die Frau, die diesen Körper gebar, würden bereitwillig sein oder ihr Leben für einen geliebten Menschen hingeben.«
Derek. Tim. Fanny. Isaac. Melda. Menschen, die Gina liebte und die ihr vertrauten, die von ihr abhängig waren. Sie durfte nicht zulassen, dass sie starben oder zu Werwölfen wurden, nur weil ihr der Mumm fehlte, sich zu opfern.
Andererseits …
Gina schaute zum östlichen Horizont, wo die Sonne erst auf halber Höhe stand. Es blieben noch viele Stunden bis zur Dämmerung. Vielleicht würde Edward eintreffen, sie finden, Jase befreien und dieses Ungeheuer töten, sodass sie alle glücklich weiterleben konnten.
Ja, warum nicht? Hier liefen Werwölfe herum, und ein Azteken-Zauberer war in den Körper ihres besten Freundes gefahren. Zeit, die Realität wieder zurechtzurücken.
»Ich muss nachdenken«, murmelte sie.
»Dabei hatte ich gedacht, ich müsste deinen Liebhaber nur bedrohen, um deine Zustimmung zu erhalten.«
»Du kannst mich sowieso nicht vor Einbruch der Nacht verwandeln. Wozu also die Eile?«
Der Nahual hob Jases Gesicht der Sonne entgegen. »Ich verzehre mich nach dem Mond«, erklärte er. »Ausschließlich in seinem Glanz kann ich meine Armee verstärken.«
»Wirklich ärgerlich für dich«, spottete Teo. »Dabei sollte man meinen, ein unbezwingbarer Zauberer wie du hätte mehr Kontrolle über die äußeren Umstände.«
»Aber die habe ich«, raunte der Nahual.
Sein Blick huschte über den Boden, dann hob er einen scharfkantigen Stein auf und packte Ginas Arm.
»Hey!« Sie versuchte, ihn abzuschütteln, aber er schnitt blitzschnell in ihre Handfläche, dann presste er seine eigene auf das Blut, das hervorquoll.
Als er sie freigab, drückte sie die brennende Hand an ihre Brust. Allerdings war die Wunde ihre geringste Sorge, denn der Nahual verschmierte das Blut zwischen seinen Händen, bis sie glänzten, dann streckte er sie in einer flehentlichen Geste dem Himmel entgegen.
Er stieß irgendwelches Kauderwelsch hervor, als mit einem Mal die Erde zu beben begann. Die Sonne wurde diesig, begann zu wabern, dann verblasste sie von Gelb zu Weiß.
Gina guckte zu Teo. »Netter Trick«, bemerkte sie.
Und der blaue Himmel wurde schwarz.
Gina rief sich die Mann-Wolf-Figur an der Höhlenwand ins Gedächtnis, die die Arme zu einem Himmel hob, an dem sich zwei Kreise, einer golden, einer silbern, befanden, und plötzlich verstand sie.
Dieser Bastard konnte den Mond aufgehen lassen.
Ein neuer Plan musste her. Der Nahual würde sie in einen Werwolf verwandeln, und Gina konnte nichts weiter tun, als es geschehen lassen.
Dann sollte es eben so sein. Um Teo zu retten, würde sie alles tun. Wenn sie erst mal ein Wolf wäre, könnte sie vielleicht einen Weg finden, um diese Kreatur zur Strecke zu bringen. Sie wollte einfach nicht hinnehmen, dass es keinen geben sollte. So funktionierte die Welt nicht. Nichts war unsterblich. Alles fand irgendwann den Tod. Und welche Alternative hatte sie schon?
Gina blinzelte zum Mond. Jetzt gerade? Absolut keine.
»Nein.« Teo versuchte, auf die Füße zu kommen, aber die waren genauso straff zusammengezurrt wie seine Hände. Der Nahual versetzte ihm mit der blanken Ferse einen Tritt gegen den Brustkasten, und Teo landete auf dem Hintern, wurde durch die Wucht jedoch nach hinten geschleudert, sodass er ein weiteres Mal mit dem Kopf auf den Boden schlug.
»Binde ihn los«, befahl Gina, und als der Nahual zögerte, zischte sie: »Du hast versprochen, ihn zu verschonen, also nimm ihm die Fesseln ab.«
»Und wenn nicht?«
»Werde ich dir in den Arsch treten, sobald ich pelzig bin.«
Das schreckliche Lachen des Nahual drang aus Jases Kehle. »Versuch es nur«, höhnte er, band Teo aber dennoch los.
Teo stürzte sich auf ihn, und der Zauberer verpasste ihm eine Ohrfeige. Es war nur eine flinke Drehung seines Handgelenks, hinter der noch nicht einmal viel Kraft zu stecken schien, trotzdem riss der Schlag Teo von den Füßen und katapultierte ihn gegen einen Felsen. Sein Kopf schlug auf, und er sackte reglos in sich zusammen.
Gina schrie auf und wollte zu ihm rennen, aber der Nahual stellte sich ihr in den Weg. »Die Zeit ist abgelaufen. Ich habe den Mond gerufen, aber ich kann ihn nicht ewig dort oben halten.«
»Du hast gesagt, du tust ihm nichts.« Gina
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