Wolfsflüstern (German Edition)
murmelte: »Ja, Ma’am.« Dann wickelte er zwei Würstchen in einen Pfannkuchen und stapfte nach draußen.
Fanny starrte ihm hinterher. »Normalerweise ist er nicht so ein …« Sie ließ den Satz unvollendet, aber die Falte zwischen ihren Augen vertiefte sich.
»Geselliger Mensch?«
Ihre Stirn glättete sich, als sie leise lachte. »Es hat schon seinen Grund, warum Gina sich um die Gäste kümmert und Jase die Ranch leitet.«
»Immerhin sind sie Partner.« Matt legte eine deutliche Betonung auf das letzte Wort, was ein neuerliches Stirnrunzeln bei Fanny hervorrief.
»Das könnte man so sagen. Technisch gesehen, arbeitet er für sie, aber sie sind zusammen aufgewachsen. Beide lieben dieses Land so sehr wie …« Wieder ließ sie die Stimme verklingen, dabei blickte sie aus dem Fenster über dem Herd.
»Einander?«
Fanny lächelte betrübt, gab jedoch keine Antwort.
Jede Chance, ihr weitere Fragen zu stellen, war vertan, als die As unter schrillem Gekicher in die Küche stürmten, dicht gefolgt von den unsäglich fluchenden Hurlaheys sowie dem Vater-Sohn-Gespann, bekannt als die Gordons.
Chaos brach aus, als alle wild durcheinandersprachen, während sie sich mit Kaffee, Saft und randvollen Tellern versorgten. Matt klingelten die Ohren. Er schenkte sich Kaffee nach, schnappte sich eine Würstchen-Pfannkuchen-Rolle und schlüpfte aus der Hintertür, bevor die As ihn ein weiteres Mal umzingeln konnten. Mit ein bisschen Glück sollte ein Tagesritt an der frischen Luft sie so müde machen, dass sie keine Kraft mehr hätten, ihm am Lagerfeuer auf die Pelle zu rücken.
Allerdings würde er nicht darauf wetten.
Aufregung durchströmte ihn. Womöglich würde er heute den Ort finden, nach dem seine Mutter gesucht und von dem er eine Fotografie aufgestöbert hatte. Dann könnte er Gina die Wahrheit gestehen und herausfinden, was sie als Gegenleistung für ihre Einwilligung, ihn dort graben zu lassen, erwartete. Es musste eine Möglichkeit geben, dass beide davon profitierten.
Allerdings gab ihm der Gedanke, die Kameradschaft, die er als Sportlehrer Teo Jones mit ihr gefunden hatte, zu verlieren und wieder zu Dr. Mecate zu werden – samt seinem Geschwader an Doktoranden, Archäologen, Anthropologen, Scheinwerfern, Baggern, Zelten und Lastern –, das Gefühl, als würde ein zehn Pfund schwerer Mehlsack auf seine Lungen drücken.
Wie eigenartig. Das Einzige, was ihn je interessiert hatte, war, den Nachweis für die Mecate-Theorie zu erbringen, und jetzt …
Matt betrachtete die schöne friedliche Landschaft und krümmte sich innerlich.
Gina hatte befürchtet, dass es eine Weile dauern würde, Mel und Melda davon zu überzeugen, Lily und Vi den Gordons zu überlassen, doch das alte Paar zeigte sich hilfsbereit.
»Kein Problem, Schwester.« Mel hob, die Innenfläche zu Gina zeigend, die Hand. Sie brauchte mehrere Sekunden, ehe sie kapierte, dass er abklatschen wollte. Sie tat ihm den Gefallen. »Wir wollen doch nicht, dass der Bengel auf dem …«
»… Arsch landet«, vollendete Melda. »Wir können jeden …«
»… verflixten Gaul reiten, den du uns gibst.«
»Fantastisch«, murmelte Gina. Allmählich fragte sie sich, ob beide sich in einer Tourette-Selbsthilfegruppe kennengelernt hatten.
Sie hatte letzte Nacht stundenlang nicht einschlafen können. Als es ihr endlich gelungen war, hatte sie sich unruhig hin und her geworfen, ihre Träume durchdrungen von Bildern der Vergangenheit. Jetzt fühlte sie sich ausgelaugt.
Gina gab Isaac ein Zeichen, damit er die beiden mittelgroßen Pferde auf die Koppel brachte und das Paar einen Testritt unternehmen konnte. Lucy und Desi waren schwieriger zu reiten als Lily und Vi – fast jedes Pferd war das –, doch mit Spike konnten sie es bei Weitem nicht aufnehmen.
Trotzdem mussten ihre Gäste die Grundlagen der Reitkunst beherrschen, andernfalls riskierten sie einen bösen Sturz, sollte Lucy – wahlweise Desi – der Meinung sein, dass sich Desi – wahlweise Lucy – zu weit entfernt hatte. Wann immer das passierte, bäumte sich das betreffende Pferd auf, bevor es in vollem Karacho davongaloppierte, bis es seine einzige Liebe eingeholt hatte. Das ließ sich am besten dadurch vermeiden, dass man die Pferde Leuten zuwies, die ohnehin miteinander reiten würden, vorzugsweise ohne die Nähe anderer Kunden, die in den Weg geraten und die liebestollen Gäule trennen könnten.
Mel und Melda entsprachen dem Anforderungsprofil. Ihr Dauerfluchen würde den Rest wahrscheinlich
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