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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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in einer Nervenheilanstalt oder auch nur in einer Therapie wiederzufinden. Wenn sie ehrlich war, konnte sie sich weder das eine noch das andere leisten.
    Und das war noch das günstigste Szenario. Das ungünstigste: Isaac würde ihr glauben. Er würde Schamanen aus dem Reservat herbeirufen, damit sie um den Rand der Grube, in der der Tangwaci Cin-au’-ao schlief, tanzten und sangen. Isaac würde die Erde über der Kaverne mit Salz oder Lauge oder Hühnerfüßen – oder was immer gerade als der neueste Trend unter den Schutzzaubern galt – besprenkeln lassen, um das Böse abzuwehren. Die Sache würde sich herumsprechen. Neugierige würden den Ort aufsuchen.
    Und mehr Menschen würden sterben, so, wie es die Legende vom Tangwaci Cin-au’-ao verhieß.
    Auch wenn Matt am Vortag nicht in der Küche gewesen wäre, hätte er sie an diesem Morgen mühelos aufgespürt, denn er musste nur seiner Nase folgen. McCords Mutter wusste, wie man einen Herd bediente.
    Matt trat ein und inhalierte die köstlichen Aromen von Frühstücksspeck, Eiern, Toast, und, was das Beste von allem war, …
    »Kaffee?«, fragte Fanny, ohne sich von der gusseisernen Pfanne abzuwenden, in der sie schnell und geübt Pfannkuchen wendete.
    »Ja danke.« Matt ging hinüber zum Tresen und bediente sich aus der vollen Kanne.
    Fanny bedachte ihn mit einem Lächeln, das echt zu sein schien. »Haben Sie gut geschlafen, Mr Teo?«
    Er versuchte, sie zu überreden, ihn Teo zu nennen, aber nachdem sie jeden mit der gleichen Mischung aus Respekt und Vertrautheit anredete, war er nicht allzu beharrlich.
    »Hervorragend«, antwortete er, doch es war eine Lüge. Wie hätte er schlafen können – mit Ginas Duft in seinen Haaren? Und wie war dieser Duft überhaupt in seine Haare gelangt?
    Es war – buchstäblich – alles reine Kopfsache, und er wusste es.
    Doch was ihn wirklich wach gehalten hatte, war die Erinnerung daran, wie Gina praktisch über ihre eigenen Füße gestolpert war, als sie vor ihm und seinen offenkundig unbehaglich indiskreten Fragen geflüchtet war.
    Was hatte sie gesehen? Wo hatte sie es gesehen? Wie sollte er sie dazu bewegen, es ihm – einem vermeintlichen Sportlehrer aus Arizona – zu zeigen?
    Fanny räusperte sich, dabei taxierte sie ihn mit einem schnellen argwöhnischen Blick. Sie erinnerte Matt an seine Mutter.
    Nicht optisch, nein. Zwar hatten beide dunkles Haar, aber Fannys war so tintenschwarz wie das ihres Sohns, und es reichte ihr, obwohl es im Nacken mit einer Spange zusammengefasst war, bis zum Kreuz, während Noras Haar von der Farbe edlen Kirschholzes gewesen war; allerdings hatte sie es meist so kurz getragen, dass die burgunderroten Strähnen fast ganz daraus verschwunden waren.
    Es war die Weise, wie sie sich bewegten, schnell und selbstsicher – sie hatten Dinge zu erledigen, Leute abzufüttern oder, in Noras Fall, Ruinen auszubuddeln –, kombiniert mit einem scharfen Auge fürs Detail und dem geduldigen Ohr einer Mutter, die sich auch noch den größten Unfug anhörte.
    »Ich … äh ….«, stammelte Matt, doch Fanny winkte mit dem Pfannenheber ab.
    »Sie müssen nicht höflich sein. Es ist immer schwierig, in einer fremden Umgebung Schlaf zu finden. Dass es Ihnen nicht gelungen ist, heißt nicht, dass mit dem Bett etwas nicht stimmt oder mit dem Zimmer oder …« Sie ließ den Satz verklingen und musterte ihn, als er weiter schwieg, mit einer hochgezogenen Braue.
    »Nein, gewiss nicht!« Dass er als Gelehrter so gescheit war und so tumb, was die alltäglichen Dinge des Lebens betraf, war für ihn schon immer eine Quelle der Beschämung und für sein Umfeld eine der Belustigung gewesen. »Das Bett ist sehr komfortabel. Das Zimmer ebenfalls. Es gibt nichts, das mich stören würde. Absolut nicht. Hmm.«
    »Schon gut, Jones.« Jase baute sich vor der Kaffeemaschine auf, dabei stießen seine breiten Schultern in Matts private Zone vor, sodass dieser instinktiv ausweichen wollte, es sich jedoch verbot. »Es besteht kein Anlass, ihr die Füße zu lecken. Sie wird Sie nicht verhauen, nur weil Ihnen das Bett nicht zusagt.«
    »Selbstverständlich nicht«, entrüstete Fanny sich, dann gab sie ihrem Sohn mit dem Küchenutensil einen Klaps auf die Stirn.
    »He.« Er pflückte sich ein Stück Pfannkuchen aus dem Gesicht. »Was habe ich denn getan?«
    »Deine Kinderstube vergessen«, sagte sie. »Du wirst sie dir in Erinnerung rufen. Auf der Stelle.«
    McCords dunkle Augen blitzten zornig, doch er presste die Lippen zusammen und

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