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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Natürlich wurde besagter Eindringling – unter Berücksichtigung dessen, wie die Ute damals drauf waren – vermutlich aufgespießt und verblutend im Wasser zurückgelassen.« Ginas Mundwinkel zuckten. »Die Ute waren nie gut im Teilen.«
    Matt trat näher und fuhr mit der Hand über die andere Seite von Spikes Hals. Das Pferd schnurrte buchstäblich.
    »Interessant«, bemerkte Matt, als seine Finger Ginas berührten. Der elektrisierende Kontakt bewirkte, dass er auf ihre noch immer aneinanderliegenden Fingerspitzen starrte, fast damit rechnend, statische Funken sprühen zu sehen, die das Pferd erschrecken würden.
    Stattdessen trafen sich Matts und Ginas Augen. Er sah in ihren die Reflexion dessen, was sich in seinen abspielen musste: Überraschung, Nervosität, Staunen.
    Eine Strähne hatte sich aus ihrem Zopf gelöst und fiel seitlich an ihrem Gesicht herab, bis ein sanfter Windstoß sie ein klein wenig anhob. Matt fing den Duft von Bäumen ein, darunter den von Heu, konnte jedoch nicht zuordnen, ob das Aroma Ginas Haut, ihrer Kleidung oder realen Bäumen entströmte.
    Ihre Lippen, ihre Augen, ihr Haar in Kombination mit diesem frischen grünen Geruch waren die pure Verlockung. Beide waren allein in der Scheune. Es war niemand hier außer ihnen und den Pferden, und die würden nichts verraten.
    Matt lehnte sich behutsam vor; Gina tat das Gleiche. Irgendwie hatten sich ihre Finger bis hin zu den Gelenken vereinigt, also streichelte er mit dem Daumen über ihren Handrücken, bezaubert von der Seidigkeit ihrer Haut unter seiner rauen Fingerkuppe.
    Würde sie schmecken wie Wasser in einem Schneesturm oder mehr wie ein Feuer im Sonnenschein?
    Plötzlich warf Spike den Kopf nach hinten, und beide fuhren zurück, als seine Mähne in ihre Gesichter peitschte. Wie hatte Matt vergessen können, dass dieses große, kräftige, bissige Pferd eine Barriere zwischen ihnen bildete?
    In Ginas Gegenwart vergaß Matt vieles. Zum Beispiel … wo waren sie stehen geblieben?
    Ach ja. Bei den Quellen. Der Geschichte. Den Nahua.
    Er suchte nach einem Weg, sein Aushorchen fortzusetzen, ohne Gina merken zu lassen, dass er sie aushorchte. »Gibt es denn … hm … irgendwelche lokalen Legenden? Sagen über Magie? Über Götter? Über gruseliges Wehklagen und Heulen, das durch die Stille der Nacht schallt, über Poltergeister? Über verfluchtes Land? Geheimnisvolle Höhlen?«
    Matt hielt dies für harmlose Fragen. Für solche, die jeder, selbst ein Sportlehrer, zum Thema Legenden logischerweise stellen würde. Jede Region konnte mit ein paar solcher Geschichten aufwarten, und viele von ihnen gingen mit dem Übernatürlichen einher. Allerdings war Matt ein wenig ungeübt, was harmlose Fragen betraf, nachdem er in seinem ganzen Leben noch keine einzige gestellt hatte.
    Da war ein Flackern in Ginas Augen; es brachte die Anziehung, von der Matt sich sicher war, sie in ihnen gesehen zu haben, schlagartig zum Erlöschen. Sie setzte einen Fuß zurück. Sogar Spike spürte, dass etwas nicht stimmte, denn er wieherte, trat gegen die Seitenwand seiner Box, dann streckte er prustend den Hals in ihre Richtung.
    »Ich muss gehen«, verkündete Gina, bevor sie praktisch aus der Scheune rannte.
    »Hmm«, machte Matt und starrte ihr nach. »Da könnte man fast meinen, sie hätte ein nächtliches Wehklagen oder Heulen oder einen Poltergeist in Zusammenhang mit einer Legende gehört. Was denkst du, Spike?«
    Das Pferd schleckte über Matts T-Shirt und sabberte halb zerkaute neonorange Karotte über die Vorderseite.
    Matt beschloss, das als Zustimmung aufzufassen.

4
    Gina saß in der Fensternische ihres Schlafzimmers und starrte zu dem Ort, den sie selbst im Dunkeln sehen konnte, als wäre er durch ein neonbeleuchtetes X gekennzeichnet.
    Da war etwas in dieser unterirdischen Höhle. Etwas, das ihr ihre Eltern genommen hatte. Etwas, das auch hinter ihr her gewesen war.
    Und in tiefster Nacht, wenn der Wind ihren Namen wimmerte, wusste Gina mit absoluter Gewissheit, dass es noch immer hinter ihr her war.
    Sie hatte niemals jemandem erzählt, was sie dort unten gefühlt, was sie seither ständig gehört hatte. Natürlich hatte sie Jase gegenüber Andeutungen gemacht, um ihm auf den Zahn zu fühlen. Aber falls er während der Stunden, in denen sie verschüttet gewesen waren, irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt hatte, dann hatte er es entweder verdrängt, oder er behielt es aus denselben Gründen wie sie für sich.
    Gina war nämlich nicht erpicht darauf, sich

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