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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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waren, sie auf undefinierbare Weise zerbrochen hatte. Offenbar spürten die Männer das und nahmen vor ihr Reißaus, so schnell sie konnten.
    Also … was stimmte nicht mit Teo? Warum blieb er beharrlich weiter in ihrer Nähe? Warum schienen seine Blicke anzudeuten, dass er sie faszinierend fand? Warum hörte er ihr zu, als dächte er, sie hätte etwas zu sagen?
    »Du glaubst, mit dir sei etwas nicht in Ordnung?«, fragte er.
    »Ach, egal.« Sie hatte das noch nie jemandem erzählt, noch nicht einmal Jase. Sie hatte weniger wie eine Flasche wirken wollen, stattdessen wirkte sie jetzt noch mehr wie eine.
    »Mir ist es aber nicht egal.« Teos Augen blitzten. »Wie kannst du so etwas denken?«
    »Ich bin weder weiblich noch witzig. Ich kann auch keine Unterhaltung führen wie die As.«
    »Keine der beiden hat je eine Unterhaltung geführt, außer miteinander.«
    »Ich hatte noch nie einen festen Freund«, platzte sie heraus. »Erste Dates, ja. Zweite?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Wahrscheinlich, weil McCord jedem damit droht, ihn umzubringen.«
    »Das würde er nicht tun.«
    Teo verzog den Mund, als wollte er widersprechen, doch dann beließ er es bei einem Seufzen. »Er war zu Recht besorgt.«
    »Besorgt?«
    Eine Sekunde lang glaubte sie, Teo würde sie küssen und, ach, wie sehr Gina es sich wünschte. Zur Hölle mit der Kein-Sex-mit-den-Kunden-Regel.
    Plötzlich ließ er den Kopf hängen und ging auf Abstand. »Ich werde dich jetzt schlafen lassen.«
    Teo schlurfte zu seinem Zelt, während Gina ihm nachstarrte und sich wieder einmal fragte, was sie falsch gemacht hatte.
    Er musste ihr die Wahrheit gestehen. Darüber, wer er war, was ihn hergeführt hatte. Und zwar bevor er etwas Unvernünftiges tat, wie sie zu küssen, sie zu berühren, mit ihr zu schlafen. Wenn er sich dazu hinreißen ließe, wie sollte er ihr hinterher jemals enthüllen, wer er tatsächlich war?
    Matt duckte sich durch die Zeltklappe, streifte sich die Stiefel von den Füßen und kroch in seinen Schlafsack. Er befürchtete, dass er die ganze Nacht wach liegen und an Gina denken würde, doch stattdessen musste er kaum die Augen schließen, und schon träumte er.
    Ein anderes Zelt, eines von vielen, das er und seine Mutter miteinander geteilt hatten. Nora brütete über ihren Papieren, kritzelte Notizen, redete mit sich selbst. Matt, vielleicht acht, womöglich auch schon zehn, lag auf seinem Feldbett und gab vor, Mathe zu lernen, doch in Wahrheit beobachtete er seine Mutter, wie sie Aztekisch ins Englische übersetzte. Matt tat das so oft, dass, als Nora endlich beschloss, ihm die Sprache beizubringen, er sie bereits beherrschte.
    »Zeit fürs Bett, mi hijo .«
    Seine Mutter klappte die Bücher zu, verstaute die Schriften und leistete ihm auf seiner Pritsche Gesellschaft. Wie jede Nacht erzählte sie Matt die Geschichte, auf die sie gestoßen war, jene Geschichte, die ihre Suche noch weit über den Punkt hinaus beflügelte, wo andere längst aufgegeben hätten.
    »Eine mächtige Armee marschierte weiter gen Norden als jede andere vor ihr. Und obwohl das Volk der Sonne sich der besten Krieger rühmte, von denen man je gehört hatte, stießen sie auf harten Widerstand, und so verloren sie mehr der ihren als je zuvor.«
    Matt kuschelte sich unter die Decke. Auch wenn er diese Geschichte jeden Abend hörte, blieb sie ungebrochen aufregend. Denn es war Noras Geschichte, die durch das allabendliche Erzählen zu ihrer gemeinsamen Geschichte geworden war. Er wusste nicht, ob er überhaupt einschlafen könnte, ohne von dem vertrauten Klang der Worte eingelullt zu werden.
    »Jedenfalls …«, fuhr seine Mutter fort mit ihrer leicht heiseren Stimme, die ein Merkmal der Mecates war, »… hatten die Azteken, denn das war nun einmal ihre Natur, nicht die Absicht, einfach umzukehren und nach Hause zurückzukehren.«
    »Nein«, murmelte Matt, seine Stimme schon damals ihrer sehr ähnlich. »Sie würden nicht davonlaufen und sich auch niemals verstecken.«
    Nora strich mit der Hand über sein zu langes, wirres dunkles Haar, das eine Nuance heller war als ihr eigenes. »Das ist richtig, Teo de mio . Stattdessen brachten sie ihren allermächtigsten Krieger zum Einsatz – einen Zauberer, der Furcht in den Herzen säte, die er bald darauf verzehren würde –, und er schlug eine Schneise des Todes durch die eingeborene Bevölkerung, als wäre er ein cuetlachtli .«
    »Ein hungriger Wolf!«, übersetzte Matt.
    Wie als Antwort auf Noras Erzählung oder auf Matts Worte

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