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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Mel sich so weit nach hinten, dass er fast das Gleichgewicht verlor und von seiner Frau wieder in die Balance gebracht werden musste. »Können Bären keine Bäume erklettern?«
    »Doch. Aber sie können nicht fliegen.« Gina machte sie auf den Flaschenzug aufmerksam, der am Ende eines langen Astes montiert war – zu instabil, um einen Bären zu tragen, aber robust genug, um ihre Vorräte zu schützen.
    »Was machen wir, wenn wir einem begegnen?«, fragte Tim.
    »In der Regel haben die Bären mehr Angst vor uns als wir vor ihnen. Sie werden euch hören und sich verziehen. Ihr werdet noch nicht mal wissen, dass sie in der Nähe waren. Solltet ihr trotzdem einen sehen, klatscht in die Hände, sprecht, singt. Aber erschreckt ihn nicht.«
    »Und wenn doch?«, fragte Derek. »Nur aus Versehen.«
    »Er könnte auf den Boden trommeln, grollen, schnauben oder einen Scheinangriff versuchen; in dem Fall solltet ihr …«
    »Wie sieht so ein Scheinangriff aus?«, fiel Tim ihr ins Wort. Er wirkte ein wenig verkrampft.
    »Der Bär prescht vor, dann stoppt er. Er versucht damit, euch auf Abstand zu bringen und zu vertreiben.«
    »Und ich werde mich vertreiben lassen«, murmelte Tim. »Ich werde rennen wie der Teufel.«
    »Nein«, warnte Teo ihn. »Du darfst auf keinen Fall rennen.«
    Gina sah ihn überrascht an; natürlich, er hatte erwähnt, dass er schon häufig in die Wildnis geritten war und dort gezeltet hatte. Und das gehörte in dem Fall zum Basiswissen.
    »Was sollen wir dann tun?« Dereks Augen waren geweitet, aber anders als sein Vater wirkte er eher fasziniert als furchtsam, was gut war. Diese Behauptung, dass Tiere Angst wittern konnten? Sie entsprach absolut der Wahrheit.
    »Haltet Augenkontakt, sprecht leise, weicht zurück. Der Bär darf sich nicht bedrohter fühlen, als es ohnehin schon der Fall ist, gleichzeitig dürft ihr euch auch nicht wie Beute verhalten. Wenn ihr rennt, wird er euch jagen. Und dann …« Gina machte eine Pause und stellte der Reihe nach zu jeder Person am Lagerfeuer Augenkontakt her, ehe sie fortfuhr. »Er wird euch erwischen. Bären sind die schnelleren Läufer, die schnelleren Kletterer …« Sie suchte nach einem weiteren Beispiel, aber ihr fiel keines ein. »Sie würden euch so ziemlich in allem schlagen.«
    »Vielleicht sollten wir umkehren«, schlug Tim zögerlich vor.
    »Nein.« Das hätte gerade noch gefehlt. Dass alle sie anflehten, mitten in der Nacht zur Ranch zurückzureiten, nur um dort ihr Geld zurückzuverlangen, was Gina sich nicht leisten konnte, weil Jase es vermutlich schon ausgegeben hatte, um die unausstehlichsten Gläubiger zu befriedigen. »Bären sind nicht aggressiv. Das letzte Mal, dass ein Mensch in Colorado in freier Wildbahn von einem Schwarzbären getötet wurde, war 1993.«
    »Was meinen Sie mit freier Wildbahn ?« Tims Stimme wurde beständig höher und lauter, bis sie fast schon in der Liga der As mitspielte. »Haben Bären etwa Menschen in deren Häusern getötet? In ihren Hotels? Dem Süßwarenladen in der Innenstadt?«
    »Nein.« Gina hielt ihre eigene Stimme bewusst ruhig und gelassen. »Mit freier Wildbahn meine ich hier draußen, und nicht einen sogenannten zahmen Bären, der als Haustier, Jahrmarktsattraktion oder Zootier gehalten wird. Denn die neigen viel öfter dazu, auszurasten und ihre Trainer anzufallen, als je ein Bär in freier Natur einen Touristen attackieren würde.«
    Gina wünschte, sie hätte ihnen das nicht jetzt, direkt vor dem Schlafengehen, erzählen müssen, denn es könnte bei einigen Albträume über Bären heraufbeschwören; oder sie würde einige Gäste auf die › Toilette ‹ begleiten müssen, um mit einem Stock die Büsche abzuklopfen und zu beweisen, dass kein wildes Tier in der Dunkelheit lauerte. Trotzdem war es wichtiger, dass sie wussten, was zu tun war, was sie schlimmstenfalls zu erwarten hätten, als dass Gina Schlaf bekam.
    »Also.« Sie klatschte in die Hände. Tim schrak zusammen und musste über sich selbst lachen. Er würde sich tapfer halten. »Ab in die Falle. Ich schlafe gleich dort drüben.« Sie zeigte auf ihr Zelt, das sie nahe bei den Bäumen aufgeschlagen hatte. »Falls ihr irgendetwas braucht, zögert nicht …«
    »… zu schreien«, witzelte Derek, als er seinem Vater zu ihrem eigenen Zelt folgte.
    Tim nahm seinen Sohn in den Schwitzkasten und rubbelte mit den Knöcheln über seinen Kopf, aber obwohl Derek vorgab, es zu hassen, lachte er wie verrückt.
    Gina musste unweigerlich lächeln, als beide in

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