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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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und runzelte die Stirn. Der Schankraum war leer, abgesehen von den Schuhen, Geldbörsen, Handtaschen, Schlüsseln und kleinen Haufen Kleidung.
    Ich krampfte die Finger um mein Gewehr. Ihr Versteck war die ganze Zeit über hier gewesen.
    Damien musste es gewusst haben. Warum hatte er es mir nicht gesagt?
    Natürlich hatte ich ihn nicht danach gefragt. Wer wäre schon drauf gekommen, dass sie sich direkt vor meiner Nase verwandeln würden? Dass ich die ganze Zeit über freie Sicht auf ihr Versteck gehabt hatte?
    Ich änderte meinen Plan. Ich würde mich einfach hinsetzen und warten, bis sie zurückkamen.
    Ich überlegte, wie viele ich heute Nacht töten würde. Vielleicht sogar Hector, obwohl ich es bezweifelte. Er wäre nicht dumm genug, sich hier blicken zu lassen.
    Aber warum brannte meine Narbe dann wie eine frische, offene Wunde?
    „Wartest du auf jemanden?“
    IchkeuchteaufundwirbeltezurBarherum.DerCowboystandaufdemTresen,starrtemichanzüglichanundblecktedieZähne,oderwasauchimmererdamitseinerOberlippemachte.
    „Äh, hm, na ja, ich bin auf der Suche nach Damien.“
    Der Cowboy kniff die Augen zusammen. „Er ist nicht da.“
    „Das sehe ich.“
    „Du fragst gar nicht, warum die ganzen Klamotten hier rumliegen?“
    „Warum?“
    „Du weißt, warum.“
    Der Cowboy sprang von der Bar runter und kam langsam auf mich zu, wobei die Absätze seiner Stiefel auf dem Holzboden klapperten. Ich behielt die Hände auf meinen Waffen und ihn im Blick. Eigentlich hatte ich ihn schon vor Langem als potenziellen Werwolf gestrichen, aber vielleicht war das keine so gute Idee gewesen. Ich hatte angenommen, dass, wäre er ein Gestaltwandler, er die Krankheit, die für seinen Zwergenwuchs verantwortlich war, längst kuriert hätte. Aber vielleicht hatte er das nicht. Vielleicht war er gern klein. Vielleicht übersah man ihn dadurch leicht.
    Er blieb einen knappen halben Meter vor mir stehen. „Ich möchte dir was zeigen.“
    Er fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. Ich wich zur Tür zurück. „Äh, nein danke.“
    Er lächelte. „Es macht dir nichts aus, Damiens Brust anzuschauen, aber meine willst du nicht sehen?“
    „Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt.“
    „Glaub mir, Leigh, du wirst das hier bestimmt sehen wollen.“
    Irgendwie bezweifelte ich das. Ich fasste nach der Türklinke. Meine Hand berührte im selben Moment das Messing, als der Cowboy sein Hemd öffnete.
    Das eintätowierte Pentagramm auf seinem Brustbein schimmerte schwarz auf der blassen, glatten Haut. Ich konnte mich nicht rühren. Konnte nicht atmen.
    Ich hob den Blick von seiner Brust zu seinem Gesicht. Seine Augen waren seltsa m – fließendes Wasser unter dunklem Eis. Ich stand da und starrte ihn an, als die schwarzen Iris des Cowboys blau wurden.
    „Oh Gott“, wisperte ich.
    Sein Gesicht begann zu zerfließen; die Haut waberte wie Wackelpudding. Ich konnte ein anderes Gesicht darunter sehen, das darum kämpfte, herauszukommen.
    Wurde er gleichzeitig größer? Und breiter? Wann war dem Cowboy ein Kinnbart gewachsen?
    Das Zimmer drehte sich um mich. Vor meinen Augen flackerten winzige, schwarze Punkte. Ich kämpfte gegen den Schwächeanfall an, aber vergeblich.
    „ Querida “, murmelte er. „Ich habe dich vermisst.“
    Ich fiel vor einem Paar klitzekleiner Stiefel, die plötzlich an den Nähten aufgeplatzt waren, bewusstlos zu Boden.

33
    Als ich aufwachte, war es dunkel. Jemand trug mich. Ich wusste auch ohne den peinigenden, brennenden Schmerz in meinem Rücken, wer dieser Jemand war.
    Ich wollte mich wehren, unterdrückte dieses Bedürfnis aber. Es war besser, ihn glauben zu lassen, dass ich immer noch bewusstlos war. Vielleicht könnte ich ihn überraschen un d …
    Ich wusste nicht, was.
    Die Luft war kühl an meinem Gesicht. Wir waren irgendwo drinnen, aber nicht in einem Gebäude. Ich hörte einen Schuh, der über Erde schlurfte und etwas Trockenes und Altes zertrat.
    So etwas wie einen Knochen.
    Verdammt. Der Stollen. Ich nahm an, dass ich jetzt erfahren würde, was hinter dem Haufen menschlicher Knochen lag.
    „Du kannst aufhören, dich zu verstellen. Ich weiß, dass du wach bist.“
    Seine Stimme kam aus der Nacht geglitten wie eine sich langsam windende Schlange. Ich hob den Kopf, konnte jedoch in der Dunkelheit, die so absolut war, dass sie sich wie Samt auf meine Haut legte, nichts erkennen.
    Seine Stimme war immer schon sanft und verführerisch gewesen. Selbst jetzt, wo ich die Wahrheit kannte, brachte mich die Stimme dazu, Dinge

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